Abrechnungs-Affäre: ASB schaltet Wirtschaftsprüfer ein

9.4.2019, 05:50 Uhr
Hat der Arbeiter-Samariter-Bund Bayern die Krankenkassen mit Abrechnungstricks abgezockt? Das soll jetzt ein Wirtschaftsprüfer klären.

© Arne Dedert/dpa Hat der Arbeiter-Samariter-Bund Bayern die Krankenkassen mit Abrechnungstricks abgezockt? Das soll jetzt ein Wirtschaftsprüfer klären.

Um die im Raum stehenden Vorwürfe zu widerlegen, werde der ASB "sofort eine unabhängige renommierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft" mit einer Untersuchung beauftragen, teilte Landesgeschäftsführer Jarno Lang mit. Er ist erst seit diesem Monat in diesem Amt. Sein Vorgänger war viele Jahre Lang Thomas Klüpfel. In dessen Amtszeit fallen auch die fragwürdigen Vorgänge. Über das Ergebnis der Prüfung werde die Öffentlichkeit informiert. Von unrechtmäßig erwirtschafteten Überschüssen könne, so Lang, auf jeden Fall keine Rede sein.

Weiterhin unbeantwortet bleibt die Frage, ob überhaupt Überschüsse im Rettungsdienst entstanden sind, wie diese unter Umständen zustande kamen und was mit den hohen Summen dann geschah. Nach schriftlichen Unterlagen, die den Nürnberger Nachrichten vorliegen, und nach Angaben von Insidern, hat die ASB-Landesgeschäftsstelle über Jahre hinweg Kosten abgerechnet, die in Wirklichkeit gar nicht entstanden sind. In den vergangenen zehn Jahren sollen auf diese Weise über fünf Millionen Euro zusammengekommen sein.

ASB prüft die Vorgänge

Auch bei der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassen in Bayern (Arge) - federführend ist dabei die AOK - läuft eine Prüfung der Vorgänge beim ASB. Am Ende werde entschieden, ob und wie bisherige Kontrollmechanismen angepasst werden müssen, hieß es dort.

Bei der AOK ist Dominik Schirmer Beauftragter für die Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen. Bis Ende vergangener Woche war er gleichzeitig Mitglied der ASB-Landeskontrollkommission und hatte seit Monaten Kenntnis von Hinweisen auf einen möglichen Abrechnungsbetrug. Diese habe er, so Schirmer in einer Erklärung gegenüber unserer Zeitung, an den Fachreferenten bei der AOK weitergegeben. "Zu keinem Zeitpunkt habe ich Einfluss auf die Fallprüfung und -bearbeitung genommen."

Anzeige bei der Staatsanwaltschaft

Dazu, wie er innerhalb des ASB mit seinem brisanten Wissen umgegangen ist, äußerte sich Schirmer nicht. Aus der Erlanger Landesgeschäftsstelle des Verbandes heißt es dazu, von der Landeskontrollkommission habe es nie einen Hinweis auf mögliche Probleme bei der Abrechnung im Rettungsdienst gegeben.

Seine Funktion als Mitglied in diesem Kontrollgremium hat Dominik Schirmer nach den ersten NN-Anfragen zu der Thematik niedergelegt. "Dass in diesem Fall ein möglicher Interessenkonflikt bei Herrn Schirmer vorliegt, ist klar", teilte der ASB gestern mit.

Bei der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth ist unterdessen eine Anzeige wegen Betrugs, Untreue und eventuell anderer Delikte gegen aktuelle und frühere ASB-Spitzenkräfte eingegangen. Erstattet hat sie ein ehemaliges Mitglied der Organisation, das jahrzehntelang in dem traditionsreichen Wohlfahrtsverband ehrenamtlich tätig war.

6 Kommentare