Hochstift oder Eppelsheim? Streit um neues Hospiz schwelt weiter

Hospize sind Einrichtungen der Sterbebegleitung. Archivfoto: dpa
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Die Diskussion um ein neues Hospiz in Rheinhessen hält an. Jeder Träger hält seinen Standort für besser und zerpflückt die Argumente der Konkurrenz in der Luft.

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WORMS. Dr. Christoph Kern, Vorsitzender des Rheinhessen-Hospiz-Vereines, hat Caritasdirektor Georg Diederich einen „offenen“ Brief geschrieben. Darin führt der Internist und Alzeyer Palliativmediziner eine Reihe von Gründen auf, die seiner Meinung nach gegen die Einrichtung eines stationären Hospizes im Hochstift sprechen. Kern hält den Standort für ungeeignet. „Ich bin überzeugt, dass sich bessere Räume finden oder errichten lassen, als eine solche Bestandsimmobilie es erlaubt“, urteilt der Vorsitzende, dessen Verein dabei ist, den Bau eines stationären Hospizes in Eppelsheim vorzubereiten.

Propst Tobias Schäfer hat Kerns Argumente freundlich, aber bestimmt zurückgewiesen. Und zwar im Namen der Wormser Hospizinitiative, die von Caritas, Diakonischem Werk sowie den beiden Kirchengemeinden getragen wird. Diese Trägergemeinschaft will ihrerseits im Hochstift ein Hospiz einrichten.

Diskussion über Vor- und Nachteile

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Patientenzimmer ungünstig auf mehrere Stockwerke verteilt, schwierige Windverhältnisse für todkranke, geschwächte Menschen auf Dachterrasse und Balkonen, trennende oder hinderliche Aufzugsfahrten nennt Kern als Punkte, die für ihn gegen den Hochstift-Standort sprechen. Außerdem weist er darauf hin, dass die anderen Gebäude des früheren Krankenhauses in naher Zukunft abgebrochen und durch Neubauten ersetzt werden könnten, was eine „mehrjährige Großbaustelle“ zur Folge hätte. „Kein guter Ort zum ruhigen Sterben“, urteilt Kern.

Dass Kern nicht die Hospizinitiative, sondern Caritasdirektor Diederich anschrieb, hat für die Wormser Trägergemeinschaft einen Beigeschmack. Es sehe so aus, als wenn Kern die Hospizinitiative „spalten oder auseinanderdividieren“ wolle, wertet Schäfer diese Vorgehensweise. Die Hospizinitiative würdigt in ihrem vier Unterschriften ausweisenden Antwortschreiben ausdrücklich die großen Verdienste Kerns um die Palliativmedizin. Man wundere sich allerdings über die Festlegung des Rheinhessen-Hospiz-Vereines auf den Standort Eppelsheim, der im Vergleich zum Hochstift „viele offenkundige Nachteile“ aufweise.

So sei die geplante Aufteilung auf die oberen drei Stockwerke zwar nicht optimal, räumt Schäfer ein, aber beileibe kein Hindernis, sonst würden Krankenhäuser oder Altenheime ebenfalls nicht funktionieren. Im Übrigen hätten Hospize eine wesentlich bessere Personalausstattung, was Kerns Bedenken weiter entkräfte. Die unterstellte Windbelastung hält man für einen „konstruierten“ Einwand. Man könne dem durch bauliche Maßnahmen leicht begegnen und habe andererseits das große Plus, von Dachterrasse oder Balkon ins Grüne, auf Dom, Andreasstift und die Stadtsilhouette blicken zu können.

„Direkte Gespräche hilfreicher als offene Briefe“

Im Übrigen treffe die Windproblematik auch voll auf das auf einer freien Ackerfläche liegende Eppelsheimer Grundstück zu, hält Schäfer dem Kritiker vor. Auch die Lärmproblematik sei dort wegen der benachbarten Autobahn ein massives Problem, dem man nur durch Lärmschutzwände und intensiver „Aufforstung“ begegnen könne.

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Nicht von der Hand zu weisen sei die Großbaustellen-Problematik, räumt die Hospizinitiative ein. Diese Situation sei jedoch zeitlich befristet im Gegensatz zum Eppelsheimer Hospiz, wo der Autobahn- und Bahnlärm nie aufhöre. Ganz wichtig sei es, so Schäfer, dass Angehörige das Hospiz leicht erreichen könnten. Beim Hochstift sei dies der Fall, in Eppelsheim auf einem fast wie ein Gewerbegebiet anmutenden Gelände gut 15 Fußminuten vom Dorfkern entfernt und ohne jegliche Infrastruktur könne man dies nicht behaupten.

Die Hospizinitiative will deshalb am Hochstift festhalten. „Nach wie vor sind wir jederzeit zum Gespräch bereit“, schließt Schäfers Brief, ergänzt durch den Hinweis, dass „im Sinne unseres gemeinsamen Anliegens, in Rheinhessen zeitnah ein stationäres Hospiz zu schaffen, direkte Gespräche hilfreicher als offene Briefe“ seien.