Auf dem Gelände des Klinikums Bremen-Ost (KBO) beginnt wahrscheinlich noch in diesem Jahr der Bau eines privat finanzierten, ambulanten Gesundheitszentrums, in dem eine Spezialeinrichtung zur Pflege von bis zu 36 Wachkomapatienten angesiedelt werden soll.
Der Aufsichtsrat des städtischen Klinikverbundes Gesundheit Nord hatte dem Projekt bereits im Dezember zugestimmt. Für diesen Freitag wird das Okay der Gesundheitsdeputation erwartet. Damit das Bauvorhaben realisiert werden kann, trennt die Geno ein Grundstück von ihrem Osterholzer Klinikgelände ab und verkauft es für knapp eine Million Euro an den Investor, die Bremer Janßen Grundstücksgesellschaft (JGG). Der Notartermin ist bereits anberaumt.
Geplant wird an dem Projekt schon seit fast zehn Jahren. Ausgangspunkt war die Überlegung, dass der Lungenheilkunde-Schwerpunkt des Klinikums Ost durch eine Einrichtung zur Beatmung schwerstpflegebedürftiger Patienten sinnvoll abgerundet werden könnte.
„Wir haben das Projekt mit wechselnden Geschäftsleitungen der Gesundheit Nord besprochen und mussten mehrfach wieder bei Null anfangen, aber jetzt gehen wir auf die Zielgerade“, sagt Björn Claus, Geschäftsführer der auf Pflege- und gesundheitswirtschaftliche Immobilien spezialisierten Janßen Grundstücksgesellschaft.
Seine Pläne sehen ein Gebäude mit rund 3500 Quadratmetern Nutzfläche vor, in dem neben der Pflege- und Beatmungseinrichtung für Wachkomapatienten weitere Gesundheitsdienstleister angesiedelt werden sollen – unter anderem eine Kurzzeitpflege zur Nachversorgung von Patienten, die zuvor am KBO behandelt wurden. In einer Vorlage für die Gesundheitsdeputation ist außerdem von einer Apotheke und/oder einer Arztpraxis die Rede.
In einem wichtigen Punkt ist die Beratungsunterlage für die Deputierten allerdings inzwischen überholt. Hauptmieter des Neubaus wird nicht das „Zentrum für Beatmung und Intensivpflege Hamburg-Eilbeck GmbH“ (ZBI), das auch über Standorte in Berlin, Gelsenkirchen und Marl verfügt.
Nach Björn Claus‘ Darstellung hat sich das ZBI entschieden, seinen regionalen Schwerpunkt Nordrhein-Westfalen auszubauen und auf das Projekt in Bremen zu verzichten. Das Vorhaben am Klinikum Ost sei dadurch allerdings in keiner Weise gefährdet. Aktuell befinde man sich in Gesprächen mit zwei alternativen Betreibern, die sich anstelle des ZBI in Osterholz einbringen wollen.
Aus Sicht der Gesundheit Nord ist das JGG-Projekt „eine sehr gute Ergänzung des vorhandenen Angebots am Klinikum Ost“, so Sprecherin Karen Matiszick. Für das Krankenhaus entstehe die Möglichkeit, Lungen- und neurologische Patienten, die im Wachkoma liegen oder langzeitbeatmet werden müssen, kurzfristig und ohne großen logistischen Aufwand verlegen zu können.
„Die Planbarkeit der vergleichsweise teuren und aufwendigen Intensivkapazitäten wird deutlich verbessert“, heißt es auch in der Vorlage für die Gesundheitsdeputation. Werde aus medizinischen Gründen eine Rückverlegung von Patienten ins Klinikum notwendig, sei dies „schnell und komplikationslos“ möglich. Auch von der fachlichen Zusammenarbeit zwischen Klinikpersonal und Mitarbeitern der Pflegeeinrichtung verspricht sich die Gesundheit Nord Impulse.
Eine zusätzliche Anlaufstelle
Ähnlich positive Effekte seien vom angekündigten Kurzzeitpflege-Anbieter zu erwarten. Dorthin könnten altersmedizinische, internistische, neurologische und unfallchirurgische Patienten mit Kurzzeitpflegebedarf entlassen werden, „und die Betten im Klinikum Ost stehen wieder für Neuaufnahmen zur Verfügung“, ist den Sitzungsunterlagen zu entnehmen.
Unterm Strich verspricht sich die Gesundheit Nord von dem Projekt eine weitere Aufwertung für den Osterholzer Krankenhausstandort und konkrete wirtschaftliche Effekte, denn: „Das Gesundheitszentrum ist eine zusätzliche Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten und eine mögliche Quelle weiterer Zuweisungen.“ Mit der Inbetriebnahme des Neubaus sei Ende nächsten Jahres zu rechnen.