Um im Zuge des Entlassmanagements die Kommunikation zwischen Haus-, Fach- und Krankenhausärzten zu verbessern, bedarf es zentralisierter und standardisierter Verfahren. Das war der Tenor von Medizinern, die dies bei der „Ersten Sektorübergreifenden Kommunikation“ des Universitätsklinikums Frankfurt und der Berlin-Chemie AG in Frankfurt diskutierten.Dem wissenschaftlichen Leiter Prof. Dr. Gernot Rohde ist dabei wichtig, das Thema „in breiterem Kontext zu diskutieren“ — von der Aufnahme über die Therapie bis zur Entlassung des Patienten. Eine standardisierte Übergabe von Infos sei für seine Klinik elementar, denn schon bei Patienteneinweisungen würden oft nicht ausreichend relevante Daten übermittelt. Meist bleibe dann nur der Griff zum Telefon, um den Hausarzt zu kontaktieren — da konkurriere man „mit allen anderen, die in der Praxis anrufen“, so Rohde.

Kommunikation für mehr Behandlungsqualität

Dr. Armin Schütz aus Bischofsheim, hausärztlicher Internist und Vorstand des Ärztenetzes Rhein-Main, bestätigte, dass in seiner Praxis das Telefon aufgrund vieler Anfragen regelrecht heiß zu laufen drohe. Um die Kommunikation zu optimieren, wünsche er sich unter anderem einen zentralen, für alle Seiten abrufbaren Medikationsplan, wie das zum Beispiel die E-Patientenakte vorsehe. Beim Entlassmanagement komme er mit Arzt- und Entlassbrief aber sehr gut zurecht.

Für den Facharzt Dr. Christian von Mallinckrodt aus Rüsselsheim ist gute Kommunikation ein wesentlicher Bestandteil der Behandlungsqualität. Er bietet Hausärzten, mit denen er zusammenarbeitet, daher eine eigene Telefondurchwahl an. „Der direkte Draht zum Arzt ist enorm wichtig“, so von Mallinckrodt. Persönlicher Kontakt empfehle sich gerade bei schwierigen Erkrankungen. Der Facharzt plädiert generell für enge Kontaktpflege zwischen allen Gruppen, insbesondere zu neu niedergelassenen Ärzten. Ressentiments müssten ab- und Vertrauen aufgebaut werden. Fachkollegen rät er, die Befunde des Hausarztes anzuerkennen, um beispielsweise Doppeluntersuchungen zu vermeiden.

Standardisiertes Formular bei Entlassung

Dr. Michael von Wagner, ärztlicher Leiter der Stabstelle Zentrales Patientenmanagement und Oberarzt am Universitätsklinikum Frankfurt, machte sich für Standardisierung und Zentralisierung der Prozesse des Entlassmanagements stark. So sei für bessere In-House-Kommunikation etwa das Annahmeformular zentral abgelegt, verknüpft mit Daten zu Terminplanung und Bettenbelegung. „Wir versuchen, unsere Kommunikationsprozesse mit allen verfügbaren technischen Mitteln immer weiter zu optimieren“, sagt von Wagner. So befänden sich derzeit etwa noch ganze 130 Entlassbriefvorlagen im System. Sein Ziel ist es, künftig auf „ein einziges, standardisiertes Formular“ zugreifen zu können. Bei der Gestaltung orientiere sich die Klinik an den Vorstellungen der Hausärzte. „Kurz, aber vollständig“ solle dies sein, so von Wagner: erst Essenzielles auf einen Blick, dann der Gesamtverlauf im Detail.

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Der Entlassbrief ist noch immer Mittel der Wahl, strukturiertes Entlassmanagement oft Fehlanzeige.

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Zentralisiert in die Zukunft

Einem Zuweiserportal, in das Hausärzte Befunde direkt ins Krankenhausinformationssystem (KIS) einspeisen können, soll die Zukunft gehören, so von Wagner. Noch stoße das Modell nicht überall auf Interesse. Zuweiser müssten sich für alle Kliniken, mit denen sie zusammenarbeiten, jeweils einen Zugang einrichten. Generell fehlten einheitliche Strukturen, konstatiert von Wagner, „das Problem ist ein semantisches.“ So habe jedes KIS eigene Bezeichnungen, etwa für radiologische Aufnahmen. Standardisierte Prozesse und zentrale Schnittstellen könnten Lösungen sein. Digitalisierung biete dafür zwar enormes Potenzial, aber es brauche Vereinheitlichung, „sonst hat man ein Netz mit vielen losen Stricken“, meint von Wagner. Auch eine einheitliche E-Patientenakte könne ein Mittel sein, das Entlassungsmanagement auf ein neues Level zu heben, so der Mediziner. Die Möglichkeit, dies weiter zu vertiefen, könnte es geben — ein weiteres Treffen zu Entlassmanagement und Co ist bereits in Planung.