„Mehr Bieter als erwartet“ fürs Ingelheimer Krankenhaus

Beim Tag der offenen Tür im Ingelheimer Krankenhaus waren die Kinder beteiligt, als ein „Patient“ nach einer Bonbon-Überdosis operiert werden musste. Foto: Thomas Schmidt
© Thomas Schmidt

Beim Tag der offenen Tür in der Klinik wurde deutlich: Die Mitarbeiter sind hoch motiviert, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Die Übernahmeverhandlungen bleiben vorerst geheim.

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INGELHEIM. Sie fühlen sich als Familie, als Einheit. „Die Leute glauben an ihr Haus und stehen dahinter.“ Krankenhaus-Pressesprecher Hannes Fischer lobte beim Tag der offenen Tür die Mitarbeiter. Die zeigten, was ist. Die Fragen, die alles bewegen und wie ein Damoklesschwert über Ingelheim schweben, lauten aber: Was passiert? Wie geht es weiter? 15 Ingelheimer kamen zur Infoveranstaltung, in der Fischer und Klinikdirektor Bernd Sanladerer Auskunft über den aktuellen Stand der Dinge gaben.

Am Ende war eines klar: Das Sanierungsverfahren in Eigenverantwortung läuft bestens, über künftige Konzepte lässt sich genauso wenig sagen wie über die Interessenten. Nur: „Es gibt mehr Bieter als erwartet. Und es sind mehr, als vor ein paar Wochen in der Zeitung standen“, so Fischer. Alle Gerüchte, die sich im und rund ums Haus verbreitet haben, seien aus der Luft gegriffen. Ein solch strukturierter Bieterprozess, wie ihn Sanladerer, Fischer und ihr Team seit Mai dieses Jahres im Ingelheimer Krankenhaus managen, läuft absolut geheim ab, ohne Informationen nach außen.

Das Krankenhaus steht an der Schwelle. Unverbindliche Angebote liegen vor, nun werden sie nach und nach mit Informationen versorgt, die als Grundlage für konkrete Offerten dienen sollen. Wichtig: Die Bieter müssen nun auch ihre Bonität nachweisen, damit es in der Rotweinstadt nicht zu einem zweiten Flughafen-Hahn-Erlebnis kommt. Eine bloße Idee und ein Konzept reichen nicht. Mit an den Verhandlungstisch kommen später auch Mitarbeitervertreter und die Arbeitsagentur, so Sanladerer. Wichtigster und nicht wegzudiskutierender Bestandteil des laufenden Prozesses sei die Zweiteilung aus Konzept und Erhalt der Arbeitsplätze.

Anders herum gefragt: Wer ist am Kauf eines Krankenhauses interessiert? „Andere Krankenhäuser, Privatleute, Profiteure.“ Fischer verwies frei nach Theodor Fontane auf ein weites Feld. Heißt: Tragfähige Konzepte müssen erkennbar sein, die bestmögliche Lösung muss gefunden werden. Oder, so Fischer: „Der Neue muss konzeptionell wissen, was er tut.“ Ständig Geld hineinpumpen, geht nicht. Stabilisierung ist das Zauberwort. Die Sicherstellung einer Grund- und Regelversorgung mit einer Notaufnahme erwünscht. Zwei bis drei Monate werden sich alle noch gedulden müssen. Dann werde der Kreis derer enger, die als Bieter noch infrage kommen. Ab 1. September ist die Endoskopie wieder offen. Das Plus des Ingelheimer Krankenhauses ist die menschliche Seite, die Nähe von Ärzten und Pflegern zu den Patienten. Eine gute Betreuung wird garantiert. Patienten sollen nicht wie in großen Kliniken zu bloßen Nummern mutieren. Klar ist aber auch: Die Patientenzahlen müssen steigen, damit sich der Betrieb lohnt. Die Kooperation mit der Uniklinik besteht höchstens noch auf dem Papier. „Wir agieren so, als wären wir allein“, bestätigt Fischer auf Nachfrage.

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Ein Blick hinter die Kulissen bei laufendem Betrieb lohnte sich am Sonntag. Oberärztin Ingeborg Tintrup-Klein öffnete die Türen zur Kinderchirurgie, wo ihr Team eine tolle Atmosphäre mit Kindermalwettbewerb und Angeln geschaffen hatte, um den Kindern bereits im Vorfeld jegliche Angst zu nehmen. Am großen Teddybären durfte jeder einmal selbst sehen, wie unproblematisch Eingriffe verlaufen.

Überhaupt: Deutlich wurde, dass die Mitarbeiter bestrebt sind, das Krankenhaus aufrecht zu erhalten. Dafür würden auch hin und wieder Doppelschichten geschoben. Und die Ingelheimer Bürger spielen mit. An einer Unterschriftenaktion der „Grünen Damen“ haben sich bislang über 4500 Menschen beteiligt. Auf den Ruf „Wer möchte mit in den OP-Saal und hat Lust zu erleben, wie eine Reanimation durchgeführt wird?“ folgte eine riesige Besucherschlange.