Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Landkreis beantragt Fördermittel Zentralkrankenhaus soll andere ersetzen

Die gute Nachricht: Der Landkreis Diepholz könnte wieder eine Geburtshilfe bekommen. Die schlechte: Für ein Zentralkrankenhaus müssten die anderen Standorte mittelfristig geschlossen werden. Wenn es Geld gibt.
16.08.2019, 20:48 Uhr
Lesedauer: 3 Min
Zur Merkliste
Zentralkrankenhaus soll andere ersetzen
Von Sebastian Kelm

Landkreis Diepholz. Der Landkreis Diepholz wird noch in diesem Monat einen Antrag auf Mittel aus dem Krankenhausstrukturfonds für eine neue Zentralklinik stellen. Das gab Landrat Cord Bockhop am Freitag bekannt. Was bedeutet: Dieses könnte perspektivisch die übrigen drei hiesigen Klinikstandorte ersetzen. Bockhop weiter: „Ohne den noch notwendigen bevorstehenden Diskussionen und Entscheidungen des Kreistages vorzugreifen, werden für einen Klinikneubau mit rund 350 Betten entsprechende Investitionszuschüsse beantragt.“

Die Kosten schätzt er auf rund 200 Millionen Euro. Wie hoch auch bei einer Förderung der verbleibende Eigenanteil des Landkreises sein wird, müsse sich zeigen. „Aber ich denke, wir haben gute Chancen, mit unserem Konzept bei der Vergabe vorne dabei zu sein“, sagt er auf Nachfrage. Die Zusage für eine wie auch immer ausfallende Quote könnte es vielleicht noch in diesem Jahr geben, meint er. In der Kalkulation sind ihm zufolge zu erwartende Kostensteigerungen bereits mit eingerechnet.

Denn eine Realisierung dürfte sieben bis zehn Jahre dauern, so Bockhop. Zunächst müssten Gesamtstrategie und genaue Umsetzung mit allen Beteiligten geklärt werden. Der jetzige Antrag und die damit einhergehende politische Debatte sollen „standortunabhängig“ erfolgen, heißt es in einer Mitteilung aus dem Kreishaus. Und: Selbst wenn es zu einer Zentralisierung kommt, wären die drei Kliniken in Diepholz, Bassum und Sulingen rund 15 Jahre „erfolgreich in dieser schwierigen Phase erhalten“ worden, wie Bockhop zu bedenken gibt.

Sieben bis acht Hektar brauche der Landkreis aber für dieses Riesenprojekt. „Das geht nicht auf 800 Quadratmetern in toller Innenstadtlage“, sagt Bockhop. Weshalb eine Erweiterung an einem der drei bestehenden Standorte auch ausgeschlossen sei. Einzige Einschränkung bei alledem: Die Psychiatrie soll in Bassum bleiben, schließlich ist das Zentrum für seelische Gesundheit dort erst 2016 eingeweiht worden.

Für diesen Schritt habe er nun eine „gewisse Rückmeldung“ seitens der Politik erhalten, dass diese gewillt ist, diesen mitzugehen. „Und wir sind da ganz auf einer Linie mit den Forderungen der Kranken- und Pflegekassen, auch vom Bund“, so der Landrat. Von den Patienten erwarte er keine allzu großen Widerstände: „Viele haben uns schon gefragt, ob das auf Dauer noch weiterlaufen soll wie jetzt, ob wir überhaupt noch investieren.“ Das sei zwar sehr wohl der Fall, rund drei Millionen Euro stecke der Landkreis jährlich in seine erst im vergangenen Jahr rekommunalisierten Krankenhäuser. Aber es spreche für „Realismus“ der Menschen, zu ahnen, dass die derzeitigen Strukturen nicht mehr lange haltbar seien.

Bockhop hofft auf eine „nachhaltige und dauerhafte Sicherung der bestehenden akutstationären Gesundheitsversorgung“ im Kreis. Eine Zentralisierung bedeute auch eine Chance, für die Bevölkerung wichtige Leistungsangebote wie etwa wieder eine Geburtshilfe zu etablieren und vielleicht sogar eine Kinderklinik einzurichten. „Aber vielleicht gibt es auch ein Angebot, das wir nicht mehr haben werden, weil es in der Nachbarschaft besser gemacht wird“, sinniert er über mögliche Umorientierungen. Die im Zuge des demografischen Wandels „immanent wichtige hochwertige Schlaganfallbehandlung“ soll dafür definitiv für die Bürger sichergestellt werden. „Damit kann man nicht zwei Stunden durch Niedersachsen fahren“, stellt er die Bedeutung einer solchen speziellen Ausrichtung heraus.

Uwe Lorenz, Geschäftsführer der Kliniken Landkreis Diepholz GmbH, zu der Idee: „Eine Zentralisierung in einem modernen Krankenhausbau mit entsprechenden Strukturen und Prozessen könnte die Arbeitsbedingungen für Pflegepersonal und Ärzte deutlich verbessern." Die Klinik würde seiner Ansicht nach als Arbeitgeber attraktiver, die Stellen dort seien sicherer. Es sei positiv, dass hier – nicht zuletzt im Sinne der Mitarbeiter – vorausschauend und frühzeitig geplant werde.

Denn die sind bei alledem der Knackpunkt. Bockhop: „Der Pflegenotstand ist da, wir bekommen die Stellen kaum noch besetzt.“ Man brauche dieses Personal: „Denn wir sind lange nicht an dem Punkt, dass nur noch digital behandelt wird.“ Sehr wohl könnten aber Abläufe an zentraler Stelle zusammengeführt werden. „Zum Beispiel bräuchte man keine drei Nachtschichten mehr“, nennt er einen organisatorischen Vorteil.

Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+! Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)