Von Silke Halpick

Zwischen 100 und 200 Patienten täglich kommen zur stationären Behandlung oder ambulanten OP ins Carl-Thiem-Klinikum (CTK). Jeder Einzelne von ihnen muss zunächst in der zentralen Aufnahme im Haupthaus eine Nummer ziehen – und warten. Je nach Patientenaufkommen dauert die Anmeldung mal mehr, mal weniger lange. Mit dem aufwändigen Prozedere soll demnächst Schluss sein: Das CTK will Mitte 2020 mit einer App an den Start gehen, mit der sich Patienten bereits im Vorfeld online einchecken können, ähnlich wie es bereits Fluggesellschaften anbieten. Für deutsche Krankenhäuser hat das Pilotcharakter.

App kann mehr als Anmeldung

Im Blick hat Sebastian Scholl, Direktor für Finanzen/IT und Digitalisierung am CTK, dabei vor allem junge Patienten. „Die Frauen, die hier entbinden, haben alle ein Smartphone in der Tasche“, sagt er. Er rechnet mit einer hohen Akzeptanz für die Krankenhaus-App. Was ihn so sicher macht? Schon heute nutzen rund 50 Patienten pro Tag die Möglichkeit der Online-Anmeldung über die CTK-Homepage, laden sich die Formulare herunter und bringen sie bereits ausgefüllt mit ins Krankenhaus.

Die Möglichkeiten der App seien deutlich weitreichender: Der persönliche Gesundheitsassistent könne jeden Patienten durch den Klinikaufenthalt begleiten, ihn an Termine erinnern, den Weg etwa zur Röntgenabteilung oder Physiotherapie zeigen. Über die App könnten aber auch medizinische Befunde oder Röntgenbilder hochgeladen werden. Es soll Informationen über die nächsten Behandlungsschritte geben und Aufklärungsbögen für die Operationen.

Entwicklung kostet fünfstellige Summe

OP-Termine werde die Krankenhaus-App allerdings nicht vergeben. „Das ist zu komplex“, räumt Scholl ein. Mit der Entwicklung der App wird ein externer Dienstleister beauftragt. Die Kosten trägt das CTK, Fördermittel gibt es dafür nicht, so Scholl. Von einer fünfstelligen Summe sei auszugehen.

Im zweiten Schritt hofft Scholl auf eine Entlastung für die Mitarbeiter durch die Digitalisierung. Vor allem bei Patienten, die wiederholt ins CTK kommen, werde der bürokratische Aufwand durch den Zugriff auf die bereits vorhandenen Daten erheblich geringer. „Die Pflegekräfte können mehr mit dem Patienten arbeiten“, sagt Scholl.

CTK will digitales Leitkrankenhaus werden

Die Einführung der App sei der erste Schritt in Richtung digitales Leitkrankenhaus für das CTK. Die Entwicklung wird von einer Projektgruppe des Wissenschafts- und Gesundheitsministerium gesteuert werden. Das kündigt Brandenburgs Wissenschaftsministerin Martin Münch (SPD) an. Sie hatte in der vergangenen Woche den Fahrplan für den Aufbau einer „Modellregion Gesundheit Lausitz“ in Potsdam vorgestellt. Ein dreiköpfiges Team soll bis zum Jahr 2021 einen Masterplan für das „Next Generation Hospital“ (Krankenhaus der nächsten Generation) erarbeiten, der in den folgenden zehn Jahren umgesetzt werden soll.

App wird keine Pflicht

Das Thema Datensicherheit bereitet Sebastian Scholl keine Sorgen. „Die App ist so sicher, dass der Zugriff nur durch den Patienten erfolgt“, sagt er. Das CTK selbst sei – wie es bei Krankenhäusern aufgrund der höheren Sicherheitsanforderungen Standard ist – gegen Hackerangriffe von außen besonders geschützt. Die Nutzung der App werde keine Pflicht. Auch nach deren Einführung könnten sich Patienten wie gewohnt bei der zentralen Anmeldung eine Nummer ziehen. Wer bereits per App eingecheckt hat, geht ohne diesen Umweg auf die für ihn zuständige Station.