Mitarbeiter kritisieren Informationspolitik Warum die Malteser in Bonn ihren Standort aufgeben

Die Malteser wollen sechs Krankenhäuser abstoßen, darunter auch in Bonn und Köln. Der Bonner Standort soll erhalten bleiben. Unterdessen kritisiert die Belegschaft die Informationspolitik.

 Das Malteser-Krankenhaus Seliger Gerhard in Bonn soll verkauft werden.

Das Malteser-Krankenhaus Seliger Gerhard in Bonn soll verkauft werden.

Foto: Nicolas Ottersbach

Die Malteser wollen sich vom Krankenhaus Seliger Gerhard in Bonn trennen, den Standort jedoch erhalten. „Als Käufer kommen sowohl kirchliche, als auch private Träger infrage“, sagt Karl Prinz zu Löwenstein, der Generalbevollmächtigter für die Krankenhäuser in der Malteser Deutschland gGmbH ist. Man führe derzeit Gespräche mit mehreren Interessenten, „die bewiesen haben, auf dem schwierigen deutschen Markt“ bestehen zu können. Die Mitarbeiter in Bonn sind unterdessen verunsichert. Unklar ist auch, inwieweit der Verkauf andere Dienste der Malteser, die in den Häusern angeboten werden, beeinflussen wird. Ende März soll es eine Entscheidung geben.

Für die Malteser ist es ein herber Schnitt: Vergangene Woche verkündeten sie, sich aus der Trägerschaft von sechs ihrer acht Krankenhäuser in Deutschland zurückziehen zu wollen. Die Einrichtungen sollen im Paket übergeben werden. „Der Betrieb in Nordrhein-Westfalen hat sich kaum refinanziert“, erklärt Löwenstein. Soll heißen: Die Malteser mussten für ihre Kliniken draufzahlen und konnten die Kosten über einen längeren Zeitraum nicht mehr decken – und offenbar hätte es auch in Zukunft nicht besser ausgesehen. Kostensteigerungen und fehlende Investitionen des Landes machten es für Betreiber kleinerer Gruppen und einzelner Krankenhäuser schwierig, weiter zu bestehen.

Rund 850 Angestellte im Bonner Malteser-Krankenhaus

Aus diesem Grund hatten sich in den vergangenen Jahren deutschlandweit und auch in Bonn Kliniken zusammengeschlossen. Für die Malteser als katholischer Orden wäre das alleine mangels potenzieller Partner in der Bundesstadt kaum möglich gewesen. In Flensburg will man genau diesen Weg gehen: Dort sei eine Kooperation mit dem ansässigen Diakonischen Werk, dem evangelischen Pendant der Caritas, geplant. Für Bonn, das mit St. Hildegardis in Köln eine Betriebsgemeinschaft bildet, ist derzeit noch vieles ungewiss. Bonn ist mit seinen rund 850 Angestellten eines der größten Malteser-Krankenhäuser, Köln beschäftigt etwa 450 Menschen. „Für uns hat oberste Priorität, dass der Standort und die Zukunft der Mitarbeiter gesichert sind“, sagt Löwenstein, der erst seit wenigen Wochen Generalbevollmächtigter ist und eigentlich längst im Ruhestand war. Er war 17 Jahre lang mit Spitzenämtern der deutschen Malteser Gesellschaften betraut.

Sein Vorgänger Gerhard Becker war zum Jahresbeginn in die operative Führung der Malteser Krankenhäuser eingestiegen. Angekündigt wurde der Inhaber einer Beraterfirma als Krankenhausmanager, der „bereits in mehreren Kliniken und Krankenhausverbünden gearbeitet“ hatte. Für die Mitarbeitervertretung galt er hingegen als Sanierer. „Dieses Jahr bedeutete für uns absoluten Stillstand, in dem wir über Prozesse nicht informiert wurden und keine Entscheidungen mehr getroffen wurden“, so ein Vertreter. Zudem kritisiert er, dass man nicht in die Verkaufsgespräche  eingebunden worden war und erst vergangene Woche von den Absichten erfahren hatte. Langjährige und hochrangige Mitarbeiter berichten, dass man auch davor wichtige Anpassungen an den Krankenhausmarkt verpasst hätte. Darunter zählte unter anderem der Weggang von spezialisierten Ärzten.

Hoffnung hatte den Mitarbeitern dagegen die neue Notfallmedizin gemacht, die vor einem Jahr eingeweiht wurde. Erst am Samstag hatte sie der bayrische Innenminister Joachim Herrmann besucht und für „ein offenes Raumkonzept und ein modernes Notfallmanagement“ gelobt. Von dem Besuch hatte die Vertretung allerdings nichts erfahren. „Sonst wären wir dort auch aufgekreuzt.“

Üblicher Vorgang für Bezirksregierung Köln

Bei Protestaktionen, zuletzt bei der Mitarbeiterversammlung, hatten sie der Bonner Krankenhausgeschäftsführung erst symbolisch die gelbe und dann die rote Karte gezeigt. Von den Krankenhaus-Verkäufen sind die anderen Dienste der Malteser nicht direkt betroffen, sie werden nach Aussage eines Sprechers ohne Einschränkungen aufrechterhalten. Allerdings sind Angebote wie beispielsweise die Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung in Köln oder ehrenamtliche Pflege und Begleitdienste in den Gebäuden untergebracht. Alleine im Seligen Gerhard sind etwa 120 Ehrenamtliche tätig.

Für die Bezirksregierung Köln ist der Wechsel der Krankenhausträgerschaft ein üblicher Vorgang. „Die bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung ist sichergestellt“, erklärte Sprecherin Vanessa Nolte.

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