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Chirurgie am Adenauer Krankenhaus wird geschlossen

Die Marienhaus GmbH hat heute öffentlich das Aus der Chirurgie am St. Josef-Krankenhaus verkündet. Die Vorwürfe des Herunterwirtschaftens wehrt sie allerdings ab.
Das Krankenhaus schließt die Chirurgie. Archivfoto: Dreschers

Das Krankenhaus schließt die Chirurgie. Archivfoto: Dreschers

Das St. Josef-Krankenhaus in Adenau wird seine Chirurgie zum 31. Dezember 2019 schließen. Das haben Christopher Wagner, Prokurist der Marienhaus GmbH, die das Krankenhaus betreibt, sowie deren Pressesprecher Heribert Frieling heute in einem Pressegespräch verkündet. »Wir geben unseren Versorgungsauftrag für die Chirurgie wieder zurück«, so Wagner. Bereits am vergangenen Mittwoch hatte die Betreibergesellschaft den Kreis Ahrweiler und die Stadt sowie Verbandsgemeinde Adenau darüber informiert, wie aus einer Pressemitteilung des Kreises hervorgeht, die ebenfalls heute veröffentlicht wurde. In der vergangenen Woche hatte der Förderverein des St. Josef-Krankenhauses heftige Kritik an der Marienhaus GmbH geübt (https://www.wochenspiegellive.de/ahr/adenau/artikel/steht-die-chirurgie-vor-dem-aus-61023/). Daraufhin hatte sich am Sonntag spontan ein Demonstrationszug durch Adenau formiert. Rund 200 Menschen demonstrierten für den Erhalt der Klinik und skandierten »Krankenhaus adé – das tut weh«. Infolge der Schließung hat die Marienhaus GmbH 34 Teil- und Vollzeitmitarbeitern gekündigt. Als Begründung nennt Wagner sowohl die finanzielle als auch die personelle Situation. Rund zwei Millionen Euro Defizit hat die Marienhaus GmbH im vergangenen Geschäftsjahr demnach in Adenau eingefahren. Rund eine Million Euro entfiel auf die Chirurgie. Zwar wurde das Adenauer Krankenhaus in eine Liste aufgenommen, die 120 sogenannte »bedarfsnotwendige Krankenhäuser« aufführt und erhält somit eine pauschale Förderung in Höhe von 400.000 Euro. Das Land ist allerdings der Ansicht, dass die Förderung nur dann greift, wenn die Chirurgie in einem Rund-um-die-Uhr-Betrieb läuft. Über weitere Zuschüsse ist die Marienhaus GmbH derzeit mit den Krankenkassen in Verhandlung. »Aber selbst wenn uns das Geld bar auf den Tisch gelegt würde, ist damit das Personalproblem noch nicht gelöst«, sagt Wagner. Es gebe schlichtweg nicht genügend Fachärzte. Für einen durchgehenden Betrieb müssten es drei Fachärzte und sechs Assistenzärzte geben. Derzeit arbeiten dort zwei Fachärzte. Sie werden unterstützt von Ärzten des Marienhaus-Klimikums in Ahrweiler sowie von Honorarkräften. Das ist der Hauptgrund für die Entscheidung zur Schließung. Wagner verneint nicht, dass es Gespräche mit Bewerbern gegeben habe. Allerdings sei es nicht zu Vertragsabschlüssen mit ihnen gekommen. Geld habe dabei weniger eine Rolle gespielt. »Die Ärzte haben ihre Vorstellungen von den Rahmenbedingungen und der Arbeit. Da muss ein Konsens gefunden werden«, erklärt Wagner. Den habe es aber mit keinem der Bewerber gegeben. »Ich will nicht behaupten, dass wir immer die richtigen Entscheidungen getroffen haben, aber wir bekommen jetzt auch viel Prügel für Dinge, die nicht an uns liegen«, sagt Wagner. So würden die rechtlichen Bestimmungen für den Krankenhausbetrieb immer schwieriger. Zum Beispiel würden sich die Ärzte immer enger spezialisieren. Kleine Krankenhäuser könnten Abteilungen mit engen Spezialisierungen aber nicht vorhalten. In der Folge sei es nicht erlaubt, dass in einem Krankenhaus Eingriffe und Behandlungen vorgenommen würden, die in einen solchen spezialisierten Bereichen fallen – selbst wenn die Ärzte am Krankenhaus diese Eingriffe beherrschen. Nun will die Marienhaus GmbH an dem Konzept für das St. Josef-Krankenhaus festhalten, dass sie bereits vorgeschlagen hatte. So soll es eine innere geriatrische Abteilung geben, das Bereitschaftsdienstzentrum der Kassenärztlichen Vereinigung soll weiter bedient und der Notarztwagen bereitgestellt werden. Allerdings seien finanzielle Zuschüsse nötig, um das halten. Derzeit gebe es dazu Gespräche. Und was passiert, wenn es keine auskömmliche Finanzierung gibt? »An dieses Worst-Case-Szenario verschwenden wir keinen Gedanken«, stellt Frieling fest. Man wolle das Krankenhaus in Adenau halten. Die Chirurige, so die Vorestellung der Marienhaus GmbH, könnte künftig ambulant von einem externen Arzt betrieben werden. Da es in Deutschland eine Trennung von stationärer und ambulanter Versorgung gibt, dürfe die Klinik eine ambulante Chirurgie nicht selbst betreiben, sagt Wagner. Es gebe bereits Gespräche mit der Kassenärztlichen Vereinigung, die darüber entscheidet, ob ein ambulanter Chirurg in Adenau ansässig werden darf. In einem offenen Brief haben sich Landrat Jürgen Pföhler sowie Guido Nisius, Bürgermeister der VG Adenau, und Stadtbürgermeister Arnold Hoffmann sich heute an Ministerpräsidentin Malu Dreyer gewendet. Darin werfen sie der Marienhaus GmbH vor, Fakten zu schaffen, »um das St. Josef-Krankenhaus durch die Hintertür zu schließen« und dass die »bedarfsorientierte wohnortnahe Krankenhausversorgung durch den Krankenhausträger abgewirtschaftet wird«. Außerdem erinnern sie Dreyer an ihre Aussagen beim Besuch des Adenauer Heimatfestes Ende September und eine Woche später bei der Ehrenatmstour, wo sie unter anderem verkündete, dass man keine Angst haben müsse, dass Krankenhaus verschwindet. Für die Demonstrationen haben Wagner und Frieling Verständnis. »Es wäre eher schlimm, wenn sie die Bevölkerung es nicht täte. Das würde heißen, dass ihr das Krankenhaus egal wäre«, sagt Frieling.


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