"Klinik weist 3-monatigen Säugling wegen Bettenmangels ab" - solche Schlagzeilen, wie sie Ende Januar 2018 in der "Rheinischen Post" zu lesen waren, möchte natürlich kein Krankenhaus, so Jens Schulze, vormals Leiter Informationstechnologie beim Klinikum Leverkusen und jetzt CIO am Universitätsklinikum Frankfurt am Main. Ein weiteres Problem war, dass das medizinische Personal täglich über vier Stunden mit artfremden Tätigkeiten beschäftigt war wie der Lokalisierung von Spezialbetten und medizinischen Untersuchungsgeräten, der Temperaturkontrolle und Protokollierung der über 80 Medikamentenkühlschränke sowie der Dokumentation der Patientenbehandlung.
Die Jury sagt: "Eine Institution, die Vorbild für andere Einrichtungen dieser Art sein sollte." |
Patientendaten musste dabei klinikintern häufiger hinterhertelefoniert werden. Alles Zeit, die für den Patientenkontakt und die -behandlung fehlte. Diese Herausforderungen wollten Schulze und sein IT-Team mit der digitalen Transformation im Rahmen des Projekts "Pflege und Behandlungslogistik - Gesundheitsressourcen schonen" angehen. Ziel war es, Ärzte und Pflegepersonal zu entlasten, so dass der Patient wieder im Mittelpunkt des Handelns steht. Hierzu untergliederte die IT ihr Projekt in drei Teilbereiche.
Zum einen sollten Spezialbetten und medizinische Geräte in Echtzeit lokalisiert sowie die Temperaturüberwachung der Medizinkühlschränke automatisiert werden. Des Weiteren sollte ein Betten-Dashboard eine zentrale, umfassende, aktuelle Bettenübersicht gewährleisten und das bestehende PEGASOS-ECM zum zentralen multimedialen Digital-Enterprise-Bus im Klinikum ausgebaut werden. Letzteres bewirkt, dass Patientendaten wie Befunde, Arztbriefe und Röntgenbilder zentral im gesamten Klinikum zu jeder Zeit an jedem Ort zur Verfügung stehen.
Schulze und sein Team bewiesen, dass nicht immer teure neue Hard- und Software erforderlich, sondern häufig die intelligente Verknüpfung vorhandener IT-Systeme entscheidend ist. So nutzten sie zur Bettenlokalisierung statt neuer BLE-Technologie die vorhandene WLAN-Infrastruktur. Die Datenverfügbarkeit erhöhten sie, indem sie standardisierte Schnittstellen zwischen den über 300 verschiedenen Geräten und Programmen wie dem Krankenhaus-Informationssystem (KIS) oder PEGASOS-ECM schufen und eine bidirektionale Kommunikation einrichteten. Eine Arbeit, die sich auszahlte: Nach einem Monat erreichte das Projekt die Rentabilitätsgrenze.