Fast 170 Jahre lang gab es in Künzelsau ein eigenes Krankenhaus. Seit dem Umzug der verbliebenen Abteilungen nach Öhringen in der vergangenen Woche ist der Krankenhaus-Standort nun Geschichte. Das heißt aber nicht, das auch die medizinische Versorgung in dem markanten Gebäude am Rösleinsberg Geschichte ist. Zahlreiche Ärzte und Versorgungseinrichtungen bleiben, zudem wird der Standort Öhringen aufgerüstet.

Keine Engpässe in Öhringen

Die Verlagerung der letzten Patienten und der Abteilungen nach Öhringen ging reibungslos vonstatten. Da in den letzten Tagen der Klinik nur noch wenige Patienten in Künzelsau versorgt wurden, gab es auch keine Engpässe in Öhringen. „Wir hatten keine Übergangsfristen, in denen Zimmer stärker belegt werden mussten. Die neue Station im Erdgeschoss haben wir bereits gestern geöffnet“, betont Ute Emig-Lange, Pressesprecherin der BBT-Gruppe, Ute Emig-Lange. Seit 2018 ist BBT Mehrheitsgesellschafter der Hohenloher Kliniken gGmbH (HK). Auch die Geräte in Künzelsau wurden nach Öhringen gebracht.
„Der ganz überwiegende Teil der Instrumente, Maschinen und Materialien wird weiterverwendet“, betont Melanie Junge, neue kaufmännische Direktorin der HK. Auch bei Matthias Neth geht der Blick nach vorn. Eine solche Zäsur wie der Umzug bedeutet immer auch einen Neubeginn. Ich freue mich, dass viele Mitarbeiter aus Künzelsau uns nun bei diesem Neubeginn in Öhringen unterstützen“, betont der Landrat des Hohenlohekreises.
Rund 950 Beschäftigte waren zuletzt an beiden Krankenhausstandorten und in den Seniorenzentren des HK angestellt. Künftig sind im Krankenhaus, in den Seniorenheimen und in der Reha-Klinik in Öhringen 850 Menschen tätig. Die meisten der 140 Mitarbeiter aus Künzelsau haben am Montag vergangener Woche ihre neuen Stellen in Öhringen angetreten, 15 Beschäftigte wechseln in die Hohenloher Seniorenbetreuung, einige sind künftig im Mergentheimer Caritas tätig.
„Es gab keine betriebsbedingten Kündigungen, einige Mitarbeiter haben das HK auf eigenen Wunsch verlassen, einige gingen in Rente. Allen anderen konnte eine Stelle zugesagt werden, beim Großteil am bevorzugten Standort und in der bevorzugten Tätigkeit“, betont Ute Emig-Lange. Beschäftigte, für die keine gewünschte Stelle frei war, würden künftig bei Neubesetzungen bevorzugt berücksichtigt. „Der Prozess, den Mitarbeitenden aus Künzelsau gute Einsatzmöglichkeiten an einem neuen Standort zu bieten, lief insgesamt ohne große Konflikte ab“, resümiert HK-Personalleiter Stefan Bort.

Neue Zuschnitte

Zuletzt arbeiteten in der Künzelsauer Klinik noch die Abteilungen Anästhesie und Schmerzmedizin, die Akutgeriatrie, die Unfallchirurgie/Orthopädie und die Innere Medizin (Kardiologie) mit Intensivmedizin. Im Öhringer Krankenhaus sind künftig Anästhesie und Schmerzmedizin, Akutgeriatrie sowie geriatrische Reha, die Chirurgie, die Orthopädie, die Gastroenterologie und Kardiologie und die Intensivmedizin mit der Schlaganfalleinheit (Stroke Unit) sowie die Gynäkologie und Geburtshilfe untergebracht. Belegärzte bieten zudem Augenheilkunde, Chirurgie, HNO, Kardiologie, Urologie und Rheumatologie an.
In der Kreisstadt sitzen im Medikün und in der Klinik künftig immerhin noch 15 Ärzte aus acht Fachrichtungen und die Radiologiepraxis mit eigenem MRT. Auch die Psychiatrische Tagesklinik mit der Institutsambulanz ist weiterhin im 3. Obergeschoss des Krankenhauses zu erreichen. Der Rettungsdienst des DRK bleibt rund um die Uhr erhalten. Daneben gibt es im Erdgeschoss die KV-Notfallpraxis der niedergelassenen Ärzte. Zusätzlich wurde ein Sitzdienst für Notfälle eingerichtet, der die Lücken in der Nacht und an den Wochenenden schließt, wenn die KV-Notfallpraxis nicht besetzt ist. So ist eine Notfallversorgung rund um die Uhr gewährleistet.
Das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) soll seinen Betrieb 2020 im Mittelbau aufnehmen. Bisher seien drei Ärzte bereit dort zu arbeiten.
In einem weiteren Schritt könnte mittelfristig eine Kurzeit- oder Intensivpflege in den jetzigen Bettenblock ziehen. Dafür müssten aber erhebliche Summen in die Gebäudesanierung gesteckt werden.