Weiden in der Oberpfalz
27.11.2019 - 17:16 Uhr

Kliniken AG: Lage mehr als dramatisch

Vor wenigen Wochen schien Ruhe eingekehrt. Nach dem 50-Millionen-Darlehen der Landkreise Tirschenreuth und Neustadt sowie der Stadt Weiden war die Gefahr einer Insolvenz vom Tisch. Doch jetzt sind die Kliniken AG schon wieder ein Notfall.

Die Kliniken AG kommen nicht zur Ruhe. Ende dieses Jahres wird voraussichtlich ein neues Rekord-Defizit von 9,6 Millionen Euro zu Buche schlagen.

In der Sitzung des Aufsichtsrates am Dienstag musste Vorstand Josef Götz bestätigen, dass am Ende dieses Jahres voraussichtlich ein neues Rekord-Defizit von 9,6 Millionen Euro zu Buche schlagen wird. Mit Verweis auf die Nichtöffentlichkeit wollte sich Götz gegenüber Oberpfalz-Medien nicht zum Sachverhalt äußern. Aus Teilnehmerkreisen wurde aber bekannt, dass die aktuelle Lage "mehr als dramatisch" eingestuft wird.

4 Millionen Defizit im Jahr 2017, vergangenes Jahr 3,5 Millionen und jetzt fast 10 Millionen Euro. Ausschlaggebend soll ein völlig überraschender Einbruch bei den Patientenzahlen ab Mitte des Jahres sein, insbesondere bei den "schweren Fällen". Bis Juni soll noch alles nach Plan gelaufen sein. Doch dann kamen fast monatliche Korrekturen. Erst 1,5 Millionen Defizit, dann 3,5 Millionen und schließlich der neue Rekordbetrag. Wie zu erfahren war, wurde als Ursache zunächst ein allgemeiner Rückgang der Patientenzahlen wie in anderen Krankenhäusern auch angenommen. Doch die außergewöhnlich negative Entwicklung bei der Kliniken AG machte neue Erklärungen notwendig. So sollen die Diskussionen um eine mögliche Insolvenz und das 50-Millionen-Darlehen zu starken Vertrauensverlusten bei Patienten geführt haben.

Nach der Aufsichtsratssitzung am Dienstag stand auch noch eine Hauptversammlung auf dem Programm. Dabei kam es bei der Diskussion des Prüfberichts zum Jahresabschluss 2018 zu einer weiteren Überraschung. Der Aufsichtsrat wurde entlastet, nicht aber Vorstand Josef Götz. Den ließ die Stadt Weiden mit ihrer Mehrheit von 51 Prozent nicht aus der Verantwortung. Wie zu erfahren war, hatte der Weidener Stadtrat einstimmig beschlossen, dem Vorstand die Entlastung zu verweigern. Eine Stellungnahme von Oberbürgermeister Kurt Seggewiß war mit Verweis auf die nicht öffentlich tagenden Gremien nicht zu erhalten. Aus Kreisen des Stadtrats war zu erfahren, dass Götz Fehleinschätzungen zur Last gelegt werden. Fast monatlich hätte sich die wirtschaftliche Lage verschlechtert. Juristische Auswirkungen hat die fehlende Entlastung vorerst nicht.

Josef Götz. Erst musste er ein Rekorddefizit der Kliniken AG in Höhe von 9,6 Millionen Euro vermelden. Dann verweigerte die Stadt Weiden dem Vorstand für das Rechnungsjahr 2018 die Entlastung.
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Kommentare

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Matthias Hörl

Die generelle wirtschaftliche Lage in Weiden ist ja seit Jahren mehr als bedenklich. Nach dem (bis jetzt) unglücklichen Ansiedeln des NOC schlägt einem die fahrlässige und amateurhafte Leitung und Verwaltung des Klinikumverbandes ins Gesicht wie ein nasser Waschlappen.
Warum wurde nicht reagiert?
Angeblich seit längerem rückläufige Patientenzahlen?
Den schlechten Ruf hat das Klinikum speziell in Weiden nicht erst seit kurzem.
Fehlerhafte Personalbesetzung vor allem in der Verwaltungsführung sowie fehlerhaftes Verhalten der Aufsichtskommission.
Jeder Mittelständler mit Angestellten führt ein Unternehmen besser durch eine Talsohle und weiß wann und wie er reagieren muss.
Im Klinikumbereich gilt doch seit Jahren das Prinzip der Vetternwirtschaft in den Verwaltungspositionen. Auch einem Herrn Oberbürgermeister ist der Überblick anscheinend verloren gegangen - nach so vielen Amtsjahren darf man hier mehr erwarten. Anscheinend waren/sind alle Verantwortlich mit der Situation seit längerem überfordert, hängen aber zu sehr an den Posten und keine Krähe hackt der anderen ein Auge aus.
Dies wieder mal zu Lasten der Patienten, Angestellten und Bürger.
Die Städte, die als Kreditgeber fungierten, können in Bezug auf den Haushalt ja gar nicht so schlecht da stehen, wenn sie derartig blind agieren können.
Aber wie immer kommen alle damit durch, behalten ihre Posten oder fallen im Ernstfall mit Sicherheit auf ein weiches (Geld-) Polster.
Da wartet man mal gespannt auf den Moment, in dem die Leute für diese Sache auf die Straße gehen und protestieren - leider wird es bei dem Warten bleiben.
Mittlerweile würde es sogar Sinn machen, den kompletten Sachverhalt und die vorliegenden Daten von einem unabhängigen Gremium prüfen zu lassen - hierzu sind nicht einmal studierte bzw. Fachleute nötig, denn die sind ja leider bereits am Werk.
"Noah baute die Arche - Ingenieure die Titanic"
Selten passte dieser Spruch so treffend zur Situation.
Mal sehen, ob die Stadt Weiden und alle die mit drinhängen jemals aus diesem Strudel wieder herauskommen - große Hoffnung habe ich da nicht.

27.11.2019
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