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Finanzen Uniklinik erneut tief in roten Zahlen

Die Uniklinik Magdeburg wird 2019 erneut millionenschwere Verluste einfahren. Damit sie zahlungsfähig bleibt, gibt es ab 2020 eine Neuerung.

Von Michael Bock 05.12.2019, 00:01

Magdeburg l Hochrechnungen gehen derzeit davon aus, dass der Uniklinik Magdeburg zum Jahresende ein Minus von bis zu 33 Millionen Euro droht. Kaum besser sind die Vorhersagen für 2020. Laut Wirtschaftsplan wird 2020 mit einem Defizit von 21,4 Millionen Euro gerechnet. Das geht aus vertraulichen Unterlagen für den Finanzausschuss des Landtags hervor. Laut diesen Papieren wird die Uniklinik voraussichtlich im dritten Quartal 2020 ein Sanierungskonzept vorlegen.

In einer gemeinsamen Vorlage für den Finanzausschuss sprechen Finanzminister Michael Richter (CDU) und Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD) von einer „drastischen Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation der Uniklinik innerhalb eines kurzen Zeitraums“.

Die ministerielle Prognose fällt ziemlich düster aus. Zwar würden im nächsten Jahr „einzelne ergebnisverbessernde Maßnahmen eingeplant“. Doch insgesamt sei „nicht von einer kurzfristigen Lösung der vielfältigen wirtschaftlichen und strukturellen Probleme des Universitätsklinikums Magdeburg auszugehen“, heißt es.

Am Mittwoch nun kam es zu einem Tabubruch. Richter und Willingmann schlugen vor, dass die Uniklinik erstmals eigenverantwortlich Liquiditätskredite aufnehmen darf. Und zwar bis zu einer Höhe von maximal 90 Millionen Euro. Dies sei „alternativlos“, um den Weiterbetrieb der Uniklinik sicherzustellen.

Der Bedarf an liquiden Mitteln ist vor allem in Magdeburg immens hoch. Einem Masterplan zufolge braucht das Haus allein bis 2025 rund 157 Millionen Euro. Zudem beklagt Magdeburg einen Investitionsstau von 800 Millionen Euro.

Bedenken gegen eine Kreditaufnahme durch die Uniklinik kamen bis zuletzt vom Finanzminister und auch von der Union. Auch, weil so ein Schattenhaushalt neben dem eigentlichen Landesetat geschaffen würde.

CDU-Finanzpolitiker Daniel Szarata sagte am Mittwoch, die Lage der Uniklinik habe keine andere Wahl zugelassen. Da eine finanzielle Grenze eingezogen worden sei, sei die Angelegenheit beherrschbar. Kristin Heiß (Linke) kritisierte, eine Kreditaufnahme löse nicht die strukturellen Probleme in der Krankenhausfinanzierung. „Das ist nur ein Pflaster“, sagte sie.

Der Vorstand der Uniklinik bewertete ein eigenes Kreditrecht zuletzt eher skeptisch: Es bleibe die Frage, wie Raten und Zinsen bedient werden sollten. Die Einnahmen reichten dafür bei der aktuellen Gesetzeslage nicht aus.

Die Uniklinik Halle, die zweite im Land, steht indes deutlich besser da als Magdeburg. Allerdings darf auch sie ab 2020 Liquiditätskredite aufnehmen – bis zu einer Höhe von 50 Millionen Euro.

Hier der Kommentar zum Thema.