Saarbrücker Krankenhaus Die Chefin verlässt den Winterberg

Saarbrücken · Susann Breßlein war 27 Jahre lang Geschäftsführerin des Klinikums Saarbrücken. Zum Jahresende geht sie mit 62 Jahren in Rente.

 Susann Breßlein sagt: „Es hat keinen Tag gegeben, an dem ich nicht gern auf den Winterberg gefahrten bin, keinen Tag, an dem ich lieber im Bett geblieben wäre.“ Die 62-Jährige bleibt in Saarbrücken.   Foto: Klinikum Saarbrücken/Iris Maurer

Susann Breßlein sagt: „Es hat keinen Tag gegeben, an dem ich nicht gern auf den Winterberg gefahrten bin, keinen Tag, an dem ich lieber im Bett geblieben wäre.“ Die 62-Jährige bleibt in Saarbrücken.  Foto: Klinikum Saarbrücken/Iris Maurer

Foto: Klinikum Saarbrücken/IRIS_MARIA_MAURER

Susann Breßlein kann sich noch gut an die drei Blätter Papier erinnern. Sie kamen aus einem Büro drei Türen weiter. Auf der letzten Seite sollte sie Ja oder Nein ankreuzen und unterschreiben. Susann Breßlein kann sich noch genau erinnern, was sie damals gedacht hat: „Meine Güte, ist das umständlich.“ 27 Jahre ist das jetzt her. Fast drei Jahrzehnte, in denen Susann Breßlein das städtische Klinikum auf dem Winterberg nicht nur verwaltet, sondern zu einem Krankenhaus gemacht hat, das, wie sie sagt „weiter ist als viele andere Kliniken in Deutschland“.

Deshalb, sagt Susann Breßlein, hat es sie auch nie zu einem anderen Krankenhaus gezogen. „Wir haben hier gemeinsam viel erreicht“, sagt sie. „Wenn ich an eine andere Klinik gegangen wäre, hätte ich von vorne anfangen müssen“, sagt sie. Dinge, die andere Krankenhäuser erst seit wenigen Jahren oder gerade jetzt angehen, hat sie bereits vor langer Zeit gemacht.

1999 wurde zum Beispiel die Klinik-Service-GmbH gegründet, in die alles ausgelagert wurde, „was nicht direkt am Patienten ist“, erklärt Breßlein.

Was nicht heiße, dass sie nie mit dem Gedanken gespielt habe, mal etwas Neues zu machen, sagt sie. „Als ich 50 wurde, habe ich überlegt, die Branche zu wechseln“, verrät sie. Sie sei aber als „schwer vermittelbar“ eingestuft worden. Das habe vor allem damit zu tun gehabt, dass sie seit ihrem 27. Lebensjahr im Krankenhausmanagement arbeitet. Und damit, dass heute eher „Sanierertypen“, gesucht werden, sagt Breßlein. „Ich bin aber kein Sanierertyp. Ein Sanierertyp muss mit den Ellenbogen durchgehen. Mit der Kelle reinhauen, ist nicht meine Art, ein Krankenhaus zu führen“, erklärt sie. Was nicht heiße, dass sie nicht „auch klare Ansagen machen“ kann.

Das sei manchmal auch notwendig, weil die Rahmenbedingungen fürs Arbeiten im Krankenhaus nicht unbedingt einfacher geworden sind, Sie habe zum Beispiel klarstellen müssen: „Auch die Chefärzte müssen sich anders als vor 30 Jahren mehr mit den Zahlen beschäftigen.“ „Gefühlt 25 Gesundheitsreformen“ habe sie erlebt. Dass auch nur eine davon das Arbeiten im Krankenhaus erleichtert hat, glaubt sie nicht. Und auch für die Patienten sei manches schwieriger geworden. Heute achten die Krankenkassen auf eine möglichst geringe Verweildauer in der Klinik. Das sei generell nicht falsch. Aber das führe bei Patienten auch zu Stress. „Was wir im Krankenhaus gemacht haben, darum kümmert sich teilweise heute die mobile Pflege. Infusionen kann auch der Hausarzt machen. Selbst Herzkatheder und Augenoperationen gibt es ambulant beim Arzt.“

Früher sei aber natürlich nicht alles besser gewesen. „Schlaganfall ist heute zum Beispiel kein Schicksal mehr“, sagt Susann Breßlein. „Früher waren die Patienten halbseitig gelähmt, heute gehen die nach einer Woche auf den eigenen zwei Beinen in die Reha.“ Auch hier war das Winterberg-Krankenhaus seiner Zeit voraus. 1996 wurde die erste Schlaganfall-Einheit im Saarland hier gegründet, eine der drei ersten sogenannten Stroke-Units bundesweit.

Und auch sie selbst, könne nicht klagen, sagt Susann Breßlein. „Es hat keinen Tag gegeben, an dem ich nicht gern auf den Winterberg gefahren bin, keinen Tag, an dem ich lieber im Bett geblieben wäre.“ Nun wolle sie aber noch „etwas von der Welt sehen“ und habe sich deshalb entschieden, bereits mit 62 in Rente zu gehen. Saarbrücken bleibe aber ihr Lebensmittelpunkt.

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