DRK Krankenhaus Alzey kämpft um Geld für moderne Technik

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Archivfoto: pa/Selak
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Das DRK-Krankenhaus finanziert sich aus mehreren Töpfen. Aber nicht nur die Personalkosten laufen davon. Warum sich die Klinik kein neues Ultraschallgerät leisten kann.

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ALZEY. Eine Spendenaktion für ein Krankenhaus? Wie kann das sein? „Unglaublich, so was in so einem reichen Land mit so vielen sehr reichen Menschen wie Deutschland. 2019 muss ein Krankenhaus um wichtige medizinische Untersuchungsgeräte b e t t e l n!“ Die Tatsache, dass die AZ ihre Leser dazu aufruft, für ein Ultraschallgerät für das DRK Krankenhaus zu spenden, sorgt bei manchen Bürgern für Unverständnis, so auch bei dem Nutzer der AZ-Facebook-Seite, dessen Kommentar oben zitiert wird. Warum kann das Krankenhaus sich nicht das notwendige medizinische Gerät leisten?

Der Kaufmännische Direktor des DRK Krankenhauses, Michael Nordhoff, erklärt, wie sich Krankenhäuser finanzieren. Die laufenden Sach- und Personalkostenkosten werden grundsätzlich von den sogenannten Leistungsträgern, das sind die Krankenkassen, bestritten. Für alle großen Baumaßnahmen und Investitionen erhalten die Kliniken einmal im Jahr Fördermittel vom Land. Da sind zum einen Einzelfördermaßnahmen. Die bekam das DRK Krankenhaus bei dem großen Umbau vor mehr als zehn Jahren. Dazu kommen pauschale Fördermittel, die sie sich an den stationären Fallzahlen orientieren, also danach gezahlt werden, wie viele Patienten im Jahr auf den Stationen behandelt wurden. „Bei uns im Krankenhaus sind die Fallzahlen relativ stabil und so auch die pauschalen Fördermittel, die wir erhalten, sie belaufen sich alljährlich auf um die 240 000 Euro“, sagt Nordhoff.

Dass trotzdem das Geld immer knapp ist und jedes Jahr knapper wird, hat verschiedene Ursachen. Da sind die Personalkosten, der größte Brocken in der Bilanz. Zwei Drittel seiner Mittel muss das Krankenhaus allein für Personal ausgeben. Und Personal ist in den zurückliegenden Jahren immer teurer geworden. „Seit vielen Jahren steigen die Personalkosten alljährlich um 2,5 bis 3,5 Prozent. Das liegt vor allem an den ausgehandelten Tarifen, die gezahlt werden müssen. Dem gegenüber steigt das Budget allerdings um kaum mehr als ein Prozent. „Da ergibt sich eine Schere, die immer weiter auseinandergeht“, so der Kaufmännische Direktor. „Über die Budgetsteigerungen lassen sich die Tarifsteigerungen einfach nicht finanzieren.“ Es entstehen gewaltige Summen von Personalkosten, die refinanziert werden müssen. Und dieser Effekt hat sich in den zurückliegenden Jahren summiert. Das Krankenhaus musste das fehlende Geld aus den Erlösen generieren, um die Fehlbeträge im Personalbudget kompensieren zu können. „Eine schwarze Null reicht da nicht aus“, sagt Nordhoff. „Warum muss ein Krankenhaus Gewinne erwirtschaften, so wie ein Unternehmen, das Aktionäre befriedigen muss?“ Nordhoff hat hier Zweifel am System.

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Für die Zukunft hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn dieser Entwicklung allerdings einen Riegel vorgeschoben: Künftig werden die Personalkosten zu 100 Prozent übernommen. Das hilft mittlerweile aber auch nur bedingt. Der Markt etwa an Pflegekräften ist leer gefegt, das Krankenhaus hat zwar das Geld, aber findet keine Mitarbeiter. Und: Da es Vorgaben für den Personalschlüssel gibt, droht notfalls die Schließung von Stationen, wenn sie nicht ausreichend besetzt werden können. Das mindert dann wieder die Erlöse.

Für Investitionen wie die Finanzierung neuer medizinischer Geräte oder kleine Baumaßnahmen – etwa, wenn ein Büro in einen Medizinraum umgewandelt wird – stehen die pauschalen Fördermittel von 240 000 Euro zur Verfügung – ein viel zu niedriger Betrag, wie Nordhoff sagt. Denn Medizingeräte sind teuer, weil sie einem hohen Standard unterliegen. Viel teurer als ähnliche Geräte für den Hausgebrauch. „Wenn Sie für sich in einer Apotheke eine gute Pinzette kaufen, kostet die vielleicht acht Euro“, nennt er ein Beispiel. Für eine Pinzette etwa für die Chirurgie muss die Klinik im Fachhandel gut und gerne das Zehnfache hinblättern. Die Begründung der Branche sei, dass die Fallzahlen bei der Herstellung solche Instrumente sehr gering sei. „Vor ein paar Jahren brauchten wir einen digitalen Videorekorder für die Aufzeichnung von endoskopischen Eingriffen“, nennt Nordhoff ein weiteres Beispiel. Ein normales Gerät dieser Art für den Hausgebrauch kostete damals 300 bis 400 Euro, das Gerät, das die spezielle Zulassung für die Medizin hatte, kostete ihn 3500 Euro. Einen Unterschied, der diese Preisspanne rechtfertigt, habe er nicht erkennen können. Ein Akkuschraubenzieher mit Zubehör für den Operationssaal, der allerdings auch so verarbeitet sei, dass man ihn in eine spezielle Spülmaschine stecken und den hohen Temperaturen eines Stabilisators aussetzen kann, kostet 20 000 Euro, ein normales Heimwerkermodell dieser Güte rund 1000 Euro. In die Spülmaschine könne man den dann allerdings nicht stecken. „Investitionen sind teuer und Medizintechnik ist vollgestopft mit Elektronik. „Früher hatten wir ein Röntgengerät, das lief wie ein VW-Käfer, es konnte immer wieder repariert und es konnten Teile ausgerauscht werden. Heute verlangt ein modernes Röntgengerät nach fünf bis sechs Jahren ein technisches Upgrade der Software und bisweilen auch der Hardware, und nach 15 bis 20 Jahren ist es alt und man wird gefragt, ob man es nicht lieber verschrotten will“, sagt Nordhoff. Computertechnik veralte innerhalb von zehn Jahren komplett, dann würden die Ärzte moderne Geräte fordern, aber die Finanzierungsintervalle würden sich eben nicht automatisch anpassen. Der Fixkostenblock sei unabhängig von den Anschaffungen eines Hauses.

240 000 Euro stehen dem Kaufmännischen Direktor für Anschaffungen jährlich zur Verfügung, er bräuchte das Drei- bis Vierfache, sagt er. „Und ich hätte nicht das Gefühl, Geld zu verschwenden, sondern einfach nur das Haus auf den neuesten Stand der Technik zu bringen.“ So müsse das DRK Krankenhaus mit einer Prioritätenliste leben, von der viele Wünsche unerfüllbar seien. Im kommenden Jahr etwa sei eine Spülmaschine unabdingbar. Kosten: 60 000 bis 70 000 Euro. Mit dem nötigen Umbau (30 000 Euro) belaufe sich die Maßnahme auf 100 000 Euro. Für das alte Gerät seien die Instandhaltungskosten so hoch, dass es wirtschaftlich keinen Sinn mehr mache, es zu halten. Und dies sei nur eine der dringend notwendigen Ausgaben.

Das Ultraschallgerät für die Intensivstation sei da im Etat nicht drin. Früher sei ein solches Gerät dort auch nicht unbedingt nötig gewesen, aber die Patienten hätten sich verändert, sie kämen oft mit vielen verschiedenen Krankheiten. Die Fälle seien komplizierter, und es seien andere Standards gefordert. Daher sei ein Ultraschallgerät auf der Intensivstation einfach nötig. Er wäre dankbar, wenn die Leser der AZ hier helfen könnten, sagt Nordhoff.

Von Stefanie Widmann