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Hohe Kosten für Baumaßnahmen Josef-Hospital muss 3,5 Millionen Euro in Brandschutz investieren

Schon seit 2017 schwelt das Thema Brandschutz beim Josef-Hospital. Dann kam die Insolvenz dazwischen. Jetzt muss die Stadt im kommenden Jahr 1,9 Millionen Euro für entsprechende Baumaßnahmen ausgeben.
09.12.2019, 17:40 Uhr
Lesedauer: 5 Min
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Josef-Hospital muss 3,5 Millionen Euro in Brandschutz investieren
Von Andreas D. Becker

Der Brief von Oberbürgermeister Axel Jahnz klang ernst. 1,9 Millionen Euro müssen außerplanmäßig und kurzfristig in das Josef-Hospital Delmenhorst (JHD) fließen. Der Grund: Brandschutzmaßnahmen müssen umgesetzt werden. Offensichtlich recht dringend, denn das Geld muss im kommenden Jahr bereit stehen. 1,1 Millionen Euro stellt die Stadt originär in den Haushalt ein, gut 760 000 Euro waren noch verfügbar, weil sie in diesem Jahr nicht ausgegeben wurden, Haushaltsreste also.

Das Thema ist indes nicht neu. Zuletzt loderte es im Juni 2017 auf. Damals hatte es einmal mehr eine Begehung des alten Klinikums gegeben. Der damalige Geschäftsführer Thomas Breidenbach berichtete seinem Aufsichtsrat danach, dass die städtische Bauordnung Druck ausübe und sogar die Drohung im Raum stand, einige Bereiche des Krankenhauses zu schließen. Schon damals stand eine Summe von rund zwei Millionen Euro im Raum, um alle Forderungen umzusetzen.

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Was die ganze Sache zusätzlich verteuert: Brand- und Denkmalschutz müssen unter einen Hut gebracht werden. Zumindest die nun erneut im Raum stehende Summe lässt vermuten, dass in den vergangenen zwei Jahren in Sachen Brandschutz wegen der Insolvenz des Hauses wenig geschehen zu sein scheint. Florian Friedel, der aktuelle Geschäftsführer des JHD, betont auf Nachfrage aber, „dass die Sicherheit unserer Patienten für uns als Krankenhaus und für die Feuerwehr und die Untere Bauaufsichtsbehörde, mit denen wir beim Brandschutz eng zusammenarbeiten, an allererster Stelle steht“.

Und es ist definitiv nicht so, dass nichts geschehen sei, seitdem das Thema verschärft in den Blick der Öffentlichkeit gerutscht ist. Auslöser war der große Brand des damals bereits leer stehenden St.-Josef-Stifts in der Innenstadt im September 2016. Das Feuer führte dazu, dass das Klinikum an der Wildeshauser Straße auch noch einmal sehr genau unter die Lupe genommen wurde. Unter anderem wurde das Dachgeschoss des denkmalgeschützten Höger-Baus als Schwachstelle identifiziert. Dort wurde auch schon 2017 eine festinstallierte Brandmeldeanlage eingebaut.

Auf diese Weise konnte das Krankenhaus seinerzeit verhindern, dass es rund um die Uhr eine Brandschutzwache vorhalten musste. Nach der Übernahme des Krankenhauses durch die Stadt im Mai 2018 wurde als Übergangslösung eine mobile Brandmeldeanlage in den übrigen Etagen installiert, erklärt Florian Friedel. Zudem gibt es Rauchmelder im gesamten Haus, die im Brandfall automatisch die Feuerwehr alarmieren. „Aktuell wird die mobile Anlage durch eine festinstallierte Brandmeldeanlage ersetzt. Die Abnahme durch den TÜV wird voraussichtlich im Januar erfolgen“, erklärt Florian Friedel.

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Der Geschäftsführer weist in dem Zusammenhang darauf hin, dass seit Mai 2018 schon einiges in den Brandschutz investiert wurde, nämlich 611 000 Euro. Klingt viel, das relativiert sich aber etwas, wenn man das Brandschutzbudget für das kommende Jahr mit 3,5 Millionen Euro betrachtet. Es setzt sich zum einen zusammen aus 1,5 Millionen Euro, die bereits in diesem und im vergangenen Jahr zur Verfügung standen und nicht ausgegeben wurden, zum anderen aus besagten knapp 1,9 Millionen Euro, die die Stadt im Haushalt des kommenden Jahres zur Verfügung stellt. Denn die Stadt als Trägerin des JHD muss diese Kosten tragen, das Krankenhaus kann so eine Summe nicht aufbringen – zumal jetzt in der Sanierung.

Die To-do-Liste im Brandschutz umfasst noch einige Punkte, wie Florian Friedel zugibt: „Prüfung und Ertüchtigung der Brandwände, Prüfung und Instandsetzung der Brand- und Rauchschutztüren und der Decken in den notwendigen Flurbereichen, Ertüchtigung der notwendigen Treppenhäuser, Ausbildung eines Fluchtkorridors im Untergeschoss für ein innenliegendes Treppenhaus sowie Einbau neuer Notausstiegsfenster im Untergeschoss“. Allerdings ist Brandschutz auch kein starres Normen-System. Die Anforderungen ändern sich im Laufe der Jahre immer wieder, zudem birgt ein historisches Gebäude wie der Höger-Bau stets Überraschungen.

„So wurden zum Beispiel im Rahmen einer bauvorbereitenden Begehung am 24. Oktober 2019 durch einen externen Brandschutzingenieur bis dahin nicht bekannte bauliche Defizite in den Hohldecken festgestellt.“ Das bedeutete: Es musste noch einmal wieder neu überlegt werden, wie man auch diese Schwäche in den Griff kriegt. Mittlerweile liegt laut Friedel ein gutes Konzept vor und die Bauanträge sind gestellt. Und es gab ja auch noch andere Maßnahmen, die schon in Angriff genommen worden sind. So hat das Krankenhaus die Verbindung zur alten Kinderklinik abreißen lassen, „um zu verhindern, dass ein möglicher Brand von den leer stehenden Gebäudeteilen auf die anderen Bereiche übergreifen könnte“, berichtet Friedel.

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Zudem befindet sich unter jeder Matratze in den Patientenbetten eine Rettungsdecke, damit Patienten, die nicht selber laufen können, trotzdem schnellstmöglich so sicher wie möglich evakuiert werden können. Doch dieser sogenannte bauliche Brandschutz ist nur die eine Seite der Medaille, die andere ist der organisatorische Brandschutz. Auch an dieser Stelle hat man auf die vor zwei Jahren festgestellten Nachholbedarfe reagiert. „Im Gegensatz zur Vorgabe, die Krankenhäuser verpflichtet, eine ‚ausreichende Anzahl‘ an Brandschutzhelfern auszubilden, sind im JHD alle Mitarbeiter, so weit möglich, als Brandschutzhelfer ausgebildet.“ Zudem gebe es einen eigenen „Fire-Trainer“, mit dem die Mitarbeiter den realistischen Umgang mit einem Feuer – sei es, weil ein Monitor brennt, sei es, weil ein Papierkorb in Flammen steht – trainieren.

„So können Mitarbeiter den praktischen Umgang mit den Feuerlöschern üben.“ Da im JHD die Brandschutzhelfer auch direkt geschult werden, erhalten sie eine auf die Gebäude speziell abgestimmte Ausbildung. Darüber hinaus gibt es eine Hausfeuerwehr, die aber nicht vergleichbar mit einer Werksfeuerwehr ist. Diese Hausfeuerwehr ist laut Friedel nicht gesetzlich vorgeschrieben, „aber sinnvoll“. „Dafür wird das Reanimationsteam eingesetzt. So ist sichergestellt, dass bereits kurzfristig nach Ausbruch eines Brandes erste Löschversuche starten und die Zeit bis zum Eintreffen der Berufsfeuerwehr überbrückt werden kann.“

Eine Deadline, bis wann der Brandschutz in Gänze umgesetzt sein muss, gibt es aktuell nicht, auch scheint die Drohung, Gebäudeteile zu sperren, derzeit nicht im Raum zu stehen. Friedel verweist auf eine entsprechende Arbeitsgruppe, die einmal pro Woche tagt. Sie hat sechs Bauabschnitte geplant. „Die ersten drei Bauabschnitte betreffen den Höger-Bau und werden im Dezember ausgeschrieben“, erklärt er. Die drei anderen Bauabschnitte wurden bereits parallel mit auf den Weg gebracht. „Der Stationsbau Süd wurde erst 2008 fertiggestellt, sodass der Brandschutz hier den aktuellen Anforderungen entspricht“, erklärt der Geschäftsführer. Und: „Nach Abschluss dieser Bauabschnitte wird das JHD trotz seiner Altbausubstanz über ein modernes bauliches Brandschutzkonzept verfügen.“

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