Hessische Klinik :
Staatsanwaltschaft ermittelt: Manipulation der Organspende-Warteliste

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Überprüft: Durch Manipulation der Warteliste sollen Patienten in Hessen schneller ein neues Organ bekommen haben.
Durch „systematische Manipulation“ sollen an der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim Patienten schneller auf die Dringlichkeitsliste für Organspenden gekommen sein.

In zwölf von 25 untersuchten Fällen hat eine Prüfungs- und Überwachungskommission Auffälligkeiten beim Herztransplantationsprogramm der Kerckhoff-Klinik festgestellt. Das geht aus einem Kommissionsbericht hervor, der am Donnerstag vorgestellt wurde. Untersucht wurden Herztransplantationen, die zwischen 2013 und 2015 in der Klinik vorgenommen wurden. Durch die Gabe von Medikamenten sollen die Werte der Patienten so verändert worden sein, dass sie auf der Dringlichkeitsliste nach oben gerutscht sind. „Die Patienten wurden formell kranker gemacht, als sie waren“, hieß es bei der Bundesärztekammer. Die Staatsanwaltschaft Gießen ermittelt. Der Klinik wird die Meldung manipulierter Gesundheitsdaten vorgeworfen.

Derweil weist Ardeschir Ghofrani, ärztlicher Geschäftsführer der Kerckhoff-Klinik, alle Vorwürfe zurück. „Die Patienten wurden jederzeit auf höchstem medizinischem Niveau behandelt und es wurde kein Patient gefährdet“, sagt er. Die Dokumentation der Behandlungen lasse allerdings missverständliche Interpretationen zu, räumt der Mediziner ein. „Um solche Missverständnisse in Zukunft auszuschließen, haben wir sofort umfassend und transparent reagiert und die Dokumentationsprozesse verbessert.“

Aus dem Kommissionsbericht geht zudem hervor, dass sich die Verantwortlichen bei der Behandlung der Patienten „auf die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie“ berufen. Die Prüfer betonen in ihrer Abschlussbewertung, dass „keine Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass Patienten aufgrund ihres Versicherungsstatus bevorzugt oder benachteiligt wurden“.

Der Präsident der hessischen Ärztekammer Edgar Pinkowski versicherte, dass Ärzteschaft und Politik „sich derzeit um die lückenlose Aufarbeitung der Geschehnisse“ bemühen. „Grundlage für die freiwillige Bereitschaft zur Organspende ist Vertrauen. Und dieses Vertrauen setzt voraus, dass Entnahme und Transplantation von Organen klaren und transparenten Regeln folgen“, sagte Pinkowski.