Klinik-Kollaps: Personalmangel: Jetzt leiden auch die Patienten

Wolfgang Fauser versorgt Patient Andreas Kmet (48) im Marienhospital.

Wolfgang Fauser versorgt Patient Andreas Kmet (48) im Marienhospital.

Foto: Michael Hahn
Von: ALEXANDRA zu CASTELL-RÜDENHAUSEN

Stuttgart – Wolfgang Fauser (42) ist mit Leib und Seele Pflegekraft. Morgens um 4 Uhr steht er auf, damit er pünktlich um 6 Uhr mit der Frühschicht in der HNO-Klinik im Stuttgarter Marienhospital beginnen kann. Sein Tag ist eng durchgetaktet, Patienten wecken, Medikamente austeilen, Blutdruck messen, Verbände wechseln. Bis nachmittags um 14 Uhr fast nonstop.

Wolfgang Fauser steckt die Anstrengung weg - er liebt seinen Job und hat es so bis zur Bereichsleitung geschafft.

Doch Pfleger wie ihn gibt es nicht mehr viele. Deshalb schlägt jetzt die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft Alarm. Klinik-Notstand!

Das Klinikum (2200 Betten) ist das größte Krankenhaus im Ländle. Um Personalmangel zu beheben werden hier Pflegekräfte geleast.

Das Klinikum (2200 Betten) ist das größte Krankenhaus im Ländle. Um Personalmangel zu beheben werden hier Pflegekräfte geleast.

Foto: picture alliance / Sebastian Gol

„Fast 70 Prozent der Allgemeinen Krankenhäuser in Baden-Württemberg mussten Betten oder Abteilungen wegen Personalmangels zeitweise schließen“, warnt BWKG-Chef Detlef Piepenburg (63). Für viele der Kliniken habe der Mangel an Fachpersonal ein existenzbedrohendes Ausmaß angenommen. Piepenburg: „Die Folgen für die Versorgung der Menschen im Land sind mittlerweile deutlich spürbar.“

Zum Beispiel konnten wegen Personalmangels Betten in Intensivstationen teilweise über drei Tage im Monat nicht belegt werden. In Brackenheim und Möckmühl mussten Stationen schließen und verlagert werden.

Schuld an der Misere seien auch die neu vorgeschriebenen Pflegepersonaluntergrenzen in einzelnen Abteilungen. Danach darf eine Pflegekraft tagsüber nicht mehr als 2,5 Patienten betreuen.

Absurd: Wenn Krankenhäuser Patienten in eine andere Klinik schicken, muss die aushelfende Klinik Strafe zahlen. Mindestens 300 Euro. Piepenburg: „Das belastet die Krankenhäuser noch zusätzlich!“

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