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Ergebnis eines Pilotprojekts vorgestellt Konzept gegen überfüllte Klinik-Notaufnahmen in Bremen

Die Kassenärztliche Vereinigung Bremen und das St.-Joseph-Stift haben ein Konzept gegen überfüllte Notaufnahmen getestet. Ergebnis: Zwei von drei Patienten, die sich als Notfall einstufen, sind es nicht.
17.12.2019, 20:02 Uhr
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Konzept gegen überfüllte Klinik-Notaufnahmen in Bremen
Von Sabine Doll

Zwei von drei Patienten, die sich subjektiv als Not- und Akutfall einstufen, gehören nicht zur Behandlung in ein Krankenhaus. Dies ist ein Ergebnis eines Pilotprojekts zur Entlastung von Klinik-Notaufnahmen, das die Kassenärztliche Vereinigung Bremen (KVHB) am Dienstag vorgestellt hat. Seit Januar dieses Jahres läuft das Projekt in Kooperation mit dem Krankenhaus St.-Joseph-Stift, wo der Ärztliche Bereitschaftsdienst der KVHB seinen Sitz hat.

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An einem „gemeinsamen Tresen“ wurden demnach Patienten, die in Eigenregie in die Klinik kamen, zunächst von geschultem Fachpersonal und mithilfe einer softwaregestützten Ersteinschätzung nach ihren Beschwerden, Vorerkrankungen sowie Risikofaktoren befragt – und danach in die entsprechende Versorgungsstruktur weitergeleitet. Am Ende dieses Verfahrens steht laut KVHB eine Einschätzung, wie dringlich die Behandlung ist und welche Versorgungsstruktur zuständig ist. Das könnten die Notaufnahme, der Ärztliche Bereitschaftsdienst, Haus- oder Facharzt sein. Auch bei Anrufen über die Rufnummer 116 117 des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes komme das Ersteinschätzungsverfahren zeitweise zum Einsatz.

Seit Januar wurden 20.000 Patienten mit diesem Verfahren medizinisch eingeschätzt, der überwiegende Teil am „gemeinsamen Tresen“, wie KVHB-Sprecher Christoph Fox mitteilt. Bei der Mehrheit (67 Prozent) sei nach der Ersteinschätzung eine „geringe Dringlichkeit“ festgestellt worden. Dies entspreche einer Behandlung am selben Tag oder später. Bei 31 Prozent sei eine Behandlung binnen vier Stunden angezeigt gewesen. Und: Bei lediglich zwei Prozent der Patienten habe es sich um medizinische Notfälle gehandelt, die bereits nach Sekunden herausgefiltert worden seien. Sie wurden laut KVHB direkt in der Notaufnahme versorgt oder ein Rettungswagen wurde alarmiert.

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Ab Januar wird die medizinische Ersteinschätzung per Telefon rund um die Uhr scharf geschaltet – nicht nur in Bremen. Die 116 117 gilt bundesweit. Der Ärztliche Bereitschaftsdienst selbst wird weiterhin nur geöffnet sein, wenn die Arztpraxen geschlossen sind. „Wir sind überzeugt, dass die 116 117 die überfüllten Bremer Notaufnahmen entlasten kann, weil wir Alternativen aufzeigen und steuernd eingreifen“, ist der stellvertretende KVHB-Vorsitzende, Frank Völz, überzeugt. Die Software zur Ersteinschätzung sei ein wichtiger Bestandteil, um Patienten in die für sie richtige medizinische Versorgungsebene empfehlen zu können. Dies habe das Projekt belegt.

Überfüllte Notaufnahmen sind ein bundesweites Problem: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat deshalb eine Reform der Notfallversorgung angekündigt. Schwerpunkt sollen sogenannte Integrierte Notfallzentren (INZ) an Kliniken sein: Patienten, die in Eigenregie in die Kliniken kommen, sollen zunächst eine standardisierte Ersteinschätzung durchlaufen und dann weitergeleitet werden – ähnlich dem Bremer Modell des „gemeinsamen Tresens“.

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