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Streit am Kinderspital: Uni entlässt Professor

Weil sich das Kinderspital von Herzchirurg Michael Hübler trennte, kündigt ihm auch die Universität. Er hat die Entlassung angefochten.

René Donzé 3 min
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Michael Hübler im Operationssaal des Kinderspitals. (9. August 2012)

Michael Hübler im Operationssaal des Kinderspitals. (9. August 2012)

Gaetan Bally / Keystone

Das Kinderspital Zürich hat sich in eine unbequeme Situation manövriert. Nun muss ihm die Universität Zürich zu Hilfe eilen. Konkret geht es um den ehemaligen Leiter der Kinderherzchirurgie am Kinderspital, Michael Hübler, der Professor an der Universität Zürich ist. Wie jetzt bekannt wird, hat ihm die Universität gekündigt. «Die Universität Zürich hat beschlossen, das Arbeitsverhältnis mit Professor Hübler aufzuheben», sagt Uni-Sprecher Beat Müller auf Anfrage.

Rechtskräftig ist die Entlassung allerdings noch nicht. «Eine Beschwerde dagegen ist vor Verwaltungsgericht hängig», sagt Müller. Hübler will dazu nichts sagen. Dass eine Universität einen Professor entlässt, ist äusserst selten. Solche Entlassungen schlagen entsprechend hohe Wellen, wie jüngst im Falle einer ETH-Astronomieprofessorin.

In der Regel aber bleiben Professoren entweder bis zur Emeritierung angestellt, oder man trennt sich in gegenseitigem Einvernehmen. Der Fall Hübler ist aber verzwickt: «An der Universität Zürich gab es keine Differenzen», sagt Müller auf die Frage, ob die Trennung von Michael Hübler auf Konflikte oder Differenzen an der Hochschule zurückzuführen sei.

Stillschweigen vereinbart

Der Grund ist vielmehr beim Kinderspital zu suchen. Um die Geschichte zu verstehen, muss man ins Jahr 2012 zurückgehen. Damals stellte das Spital Michael Hübler als Leiter der Herzchirurgie – und Nachfolger von René Prêtre – ein. Hübler war zuvor stellvertretender Klinikdirektor am Deutschen Herzzentrum Berlin.

Um hochkarätige Spezialisten wie ihn zu gewinnen, werden an den universitären Spitälern in Zürich solche Kaderstellen gekoppelt mit Professuren ausgeschrieben. Die Aussicht auf einen Lehrstuhl und die damit verbundene wissenschaftliche Tätigkeit an der Universität Zürich macht die Stelle im Spital um ein Vielfaches attraktiver. Hübler erhielt also zwei Arbeitsverträge: Einen privatrechtlichen mit dem Kinderspital, einen öffentlichrechtlichen mit der Universität.

Doch mit der Zeit nahmen die Spannungen am Spital zu, die im November 2018 in Hüblers Entlassung als Chefarzt mündeten. Offensichtlich gab es grosse Meinungsverschiedenheiten betreffend dem Umgang mit sehr kritischen bis aussichtslosen Fällen.

Hübler und andere wollten alle chirurgischen Möglichkeiten ausschöpfen, Vertreter der Intensivstation hingegen wollten auf Operationen verzichten und das Kind palliativ begleitet sterben lassen, um ihm längeres Leiden zu ersparen. Mit der abrupten Trennung sollte Ruhe einkehren. Sowohl Hübler als auch das Spital wollen sich dazu nicht äussern, da Stillschweigen vereinbart wurde.

Neues Gremium geschaffen

Was klar ist: Weil Hübler als Professor an der Universität unter Vertrag war, konnte die Position nicht sofort neu ausgeschrieben werden. Schliesslich sollte der neue Leiter ebenfalls wieder an der Universität forschen und lehren können. Es wurde eine Interimsleitung eingesetzt. Und für schwierige Fälle reist René Prêtre, der nun in Lausanne tätig ist, nach Zürich ins Kinderspital.

Diesen Zustand wollte die Uni beheben helfen, indem sie Hübler kündigte und die Stelle neu ausschrieb. Doch da Hübler nicht kampflos aufgibt, muss sie eine neue Professur schaffen, wie Müller bestätigt: «Diese kann unabhängig von der Trennung besetzt werden.» Das soll erfolgen, sobald das Berufungsverfahren abgeschlossen ist. Wie teuer das alles die Uni zu stehen kommt, kann er nicht beziffern. Die Kosten seien «unter anderem Gegenstand des hängigen Verfahrens».

Hübler ist nicht der einzige Fall einer Doppelanstellung: An der Uni Zürich haben 20 Professoren neben dem öffentlichrechtlichen einen privatrechtlichen Vertrag. Ob es deswegen früher schon zu Problemen gekommen ist, konnte Müller nicht sagen.

Bei Konflikten werde in der Regel eine einvernehmliche Lösung gesucht, über die beide Parteien schweigen. Um die Koordination zwischen Uni und Spitälern zu verbessern, wurde kürzlich ein neues Gremium geschaffen.