Hilpoltstein
Kleine Finanzspritze für die Geburtshilfe in Roth

Förderbescheid vom bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege - Kritik von Klinikchef Werner Rupp

22.12.2019 | Stand 23.09.2023, 9:56 Uhr
Der Kreißsaal im Rother Krankenhaus präsentiert sich in wohnlicher Atmosphäre. −Foto: Klinik Roth

Hilpoltstein - Förderbescheide in Höhe von rund 16 Millionen Euro hat die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml am Dienstag in Nürnberg übergeben - unter anderem an den Landkreis Roth. "Damit unterstützen wir die Kommunen in Bayern dabei, die wohnortnahe Geburtshilfe zu erhalten", sagte Huml. Die Summen der einzelnen Bescheide reichen bis zu einer Million Euro, für die Geburtsstation der Kreisklinik Roth flossen 31279,18 Euro.

Mit dem Geld können Landkreise die Defizite ihrer kleineren Geburtshilfestationen im ländlichen Raum ausgleichen. Den Förderbescheid über die rund 30000 Euro hat der stellvertretende Landrat Werner Schnell in Nürnberg aus den Händen Gesundheitsministerin entgegengenommen, da der Landkreis Träger der Kreisklinik Roth ist. Dieser reicht die Summe an die Klinik weiter.

Klinikchef Werner Rupp freut sich zwar über jeden Cent, der in seine Kassen gespült wird, aber angesichts eines 41-Millionen-Euro-Jahresetats seiner Einrichtung nehmen sich rund 30000 eher gering aus. "Das relativiert sich dann doch sehr."

In einer sogenannten ersten Fördersäule hatte der Landkreis laut einem Ministeriumssprecher bereits 24000 Euro erhalten, die speziell für finanzielle Unterstützung von Hebammen, Werbemaßnahmen zur Personalgewinnung sowie Fortbildung gedacht waren.

Das Geburtshilfe-Förderprogramm des Freistaats sieht Rupp aber mit kritischen Augen. Das Geld, das die Krankenkassen für die Leistungen in der Geburtshilfe zur Verfügung stellten, sei zu knapp bemessen. "Hier könnte die Politik Gesetze erlassen, um die Krankenkassen dazu zu zwingen, diese Leistungen höher zu vergüten." Denn es sei eigentlich nicht einzusehen, dass dafür Steuergeld verwendet werde. "Und jetzt macht man ein großartiges Förderprogrämmchen, um Löcher zu stopfen, die man vorher geschaffen hat." Zudem müssten freiberufliche Hebammen sehr große Summen für die Berufshaftpflicht ausgeben, bis zu 7000 Euro im Jahr, so Rupp.

Auf Bundesebene und in Bayern sei gerade für freiberuflich tätige Hebammen in den letzten Jahres einiges passiert, sagte ein Sprecher des bayerischen Staatsministeriums für Gesundheitsheit und Pflege. "Mit vielen Maßnahmen haben wir dazu beigetragen, ihre Situation zu verbessern - gerade im Hinblick auf die hohen Prämien für die Berufs-Haftpflichtversicherungen der Hebammen. Mittlerweile werden die individuellen Aufwendungen für Berufshaftpflichtprämien weitgehend durch die gesetzlichen Krankenkassen refinanziert. Damit liegt die finanzielle Belastung durch die Versicherungsprämien in der Geburtshilfe bei Nutzung aller Möglichkeiten faktisch bei unter 150 Euro pro Jahr", so der Sprecher.

Er stellte zudem fest, dass es in der Tat nicht Aufgabe des Freistaats Bayern sei, "anstelle der oder ergänzend zu den hierfür zuständigen Krankenkassen die von den Krankenhäusern im Rahmen der Geburtshilfe erbrachten Leistungen zu finanzieren". Deshalb werde mit dem Defizitausgleich des Geburtshilfeprogramms "bewusst ein anderer Weg beschritten". Dieser knüpfe vielmehr an den "Sicherstellungsauftrag der Landkreise" an, die erforderlichen Krankenhäuser zu betreiben und die Hebammenhilfe sicherzustellen. Genau hier unterstütze der Freistaat gezielt Kommunen im ländlichen Raum. "Das ist aber schlicht zu wenig, um die Kosten zu decken", ist hingegen Rupp überzeugt.

Die Gesamtausgaben für Geburtshilfe und Gynäkologie beliefen sich in Roth auf 2,9 Millionen Euro, das Defizit betrug 36000 Euro. "Wir wirtschaften eben gut", betont Rupp. So manches Minus könne man nur ausgleichen, indem auf dieser Station auch Patienten anderer Fachrichtungen, aus der Chirurgischen oder der Internen, aufgenommen würden.

In der Geburtsabteilung stellt die Kreisklinik 28 Betten zur Verfügung, außerdem gibt es zwei Kreißsäle. Das soll auch so bleiben. Schaut man in die Nachbarstädte oder Landkreise, zeichnen sich bei der Geburtshilfe mitunter große Probleme ab. Eichstätt musste vor wenigen Tagen vermelden, die Geburtshilfe an der dortigen Klinik kurz vor Weihnachten auf unbestimmte Zeit zu schließen. Der Grund: Hebammenmangel.

Roth stützt sich auf einen Stamm von sechs freiberuflich tätigen Hebammen sowie vier Belegärzten, die im Gesundheitszentrum am Weinberg ihre Praxis führen. "Wir sind in der glücklichen Situation, über genügend Ärzte und Hebammen zu verfügen", sagt Rupp. "Aber zurücklehnen können wir uns noch lange nicht." Ein Ausfall sei schwer zu kompensieren.

Deshalb denkt man in die Zukunft. "Nächstes Jahr ist am Klinikum Nürnberg eine Hebammenschule geplant, vielleicht können wir dort auch eine Hebamme für uns ausbilden." So könnte man frühzeitig Personal für die Klinik in Roth akquirieren. Zudem werde die Geburtshilfe in Roth durch den Erweiterungsbau der Klinik gestärkt. In dem völlig neuen Gebäude soll die Geburtshilfe ab 2022 unterkommen. "Das ist doch auch ein Anreiz für Mitarbeiter, wenn man sieht, da tut sich was", glaubt Rupp. "Außerdem stimmt bei uns das Klima", zählt der Klinikchef als weiteren Pluspunkt auf.

"Wir wollen die Geburtshilfe in der Region stärken", betont der Klinikchef. "Das gehört einfach zum Leistungsspektrum einer Klinik." Vor allem vor dem Hintergrund, dass entsprechende Abteilungen in den Krankenhäusern in Gunzenhausen, Neuendettelsau und Schwabach dicht gemacht hätten. Auch deshalb sei die Zahl der Geburten in der Rother Klinik gestiegen - auf 609 im vergangenen Jahr. Heuer werde die Zahl aber wohl wieder sinken. Bis Jahresende rechnet Werner Rupp mit rund 580 Entbindungen.

HK

Monika Meyer