Gesundheit - München:Ministerium plant Bayerischen Demenzpakt

Bayern
Melanie Huml (CSU), Staatsministerin für Gesundheit und Pflege. Foto: Tobias Hase/dpa (Foto: dpa)

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München (dpa/lby) - Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) will im kommenden Jahr einen Bayerischen Demenzpakt gründen, damit Betroffene mehr am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. "Dafür muss der Bewusstseinswandel im Umgang mit dieser Krankheit weiter vorangebracht werden", sagte sie laut Mitteilung vom Donnerstag. Die Opposition hält nicht viel davon und fordert hingegen konkrete Maßnahmen wie alternative Wohnformen und weniger Bürokratie.

Huml erklärte zum Demenzpakt: "Ziel ist es, mit diesem Pakt das Thema Demenz auf eine noch breitere Basis zu stellen, um die Lebenssituation von Menschen mit Demenz sowie ihrer Angehörigen in Bayern weiter zu verbessern sowie tragfähige Strukturen für die Zukunft zu schaffen." Alle bayerischen Staatsministerien sowie Vertreter von Kommunen, Kirchen, Zivilgesellschaft, Wohlfahrts- und Betroffenenverbänden würden eingeladen beizutreten.

In Bayern leben den Angaben nach mehr als 240 000 Demenzkranke. Die Zahl werde nach Schätzungen auf Grundlage der demografischen Entwicklung bis zum Jahr 2030 auf 300 000 ansteigen.

Der Demenzpakt ist eine von vielen Aktionen des Ministeriums, um das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen: Die Staatsregierung beschloss 2013 eine Bayerische Demenzstrategie. Im September soll bei der zweiten Bayerischen Demenzwoche über Betreuungs- und Hilfsangebote informiert werden. Im Oktober wird zudem der vierte Bayerische Demenzpreis verliehen, der Projekte für Menschen mit Demenz ehrt. Zudem gibt es eine Fachstelle für Demenz und Pflege Bayern in Nürnberg, die Zweigstellen in allen Regierungsbezirken bekommen soll.

Die Opposition sieht daher im Demenzpakt vor allem Symbolpolitik. Der pflegepolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Andreas Krahl, sagte: "Wir wissen ja schon, welche Welle da auf uns zurollt. Die Zahlen sprechen für sich." Einen effektiven Mehrwert würden die Pakt-Teilnehmer nicht haben. "Ziel muss sein, konkrete Strategien zu suchen und umzusetzen. Am Umsetzen scheitert es meist in Bayern."

Sein Kollege der FDP, Dominik Spitzer, sagte: "Ministerpräsident (Markus) Söder forderte kürzlich ein Modernisierung-Gesetz für schnellere Investitionen. Einen ähnlichen Elan würde ich mir auch beim Thema Pflege und Demenz wünschen." Für eine weitere Kampagne mit Hochglanzflyern und noch mehr Runden Tischen hätten weder die Betroffenen noch die Leistungserbringer Verständnis, die jetzt schon am Limit arbeiteten. "Söder muss endlich Nägel mit Köpfen machen - und seine Symbolpolitik beenden."

Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Ruth Waldmann, teilte mit: "Es ist niemandem geholfen, wenn man jetzt jedes Gespräch mit den Fachleuten zum Gipfel oder Pakt erklärt: wir hatten in diesem Jahr z.B. schon jeweils einen Pharma-, Hebammen- und Rehagipfel." Im Frühjahr soll es zwei neue Fachstellen für Demenz und Pflege in Niederbayern und Unterfranken geben. "Das ist ja ganz schön, aber wir brauchen eine flächendeckende Versorgung und Beratung gerade auch für die pflegenden Angehörigen im ganzen Land und nicht einen Auftritt mit Blaskapelle und Tamtam, um damit die drängendsten Versorgungslücken zu überspielen."

Krahl und Spitzer forderten Demenzdörfer, in denen Bewohner in Hausgemeinschaften in einer nach außen abgeschlossenen Siedlung leben. "Die Staatsregierung weigert sich, das überhaupt in ihr Konzept aufzunehmen", so Krahl. Zudem müsse hierfür Geld in die Hand genommen werden. "Das passiert leider nicht oder noch sehr zaghaft." Spitzer forderte ferner Initiativen der Staatsregierung, um Bürokratie abzubauen und Rahmenbedingungen in der Pflege zu verbessern.

Hingegen erklärte Sonja Womser, Geschäftsführerin des bayerischen Landesverbands der Deutschen Alzheimer Gesellschaft: "Diesen Demenzpakt halte ich für sinnvoll, denn je mehr das Thema Demenz in die Gesellschaft gebracht wird, desto besser." Ob es Symbolpolitik ist oder nicht, könne keiner vorher sagen. "Es wäre jedoch wichtig, dass wir, die Alzheimer Gesellschaft, bei der Umsetzung des Demenzpakts beteiligt werden, da wir Hilfe für Menschen mit Demenz und deren Angehörigen bereits seit Jahren anbieten."

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