Oldenburg/Im Nordwesten - Die flächendeckende Klinik-Versorgung ist auch im Jahr 2020 Thema in den Kreisen und kreisfreien Städten im Nordwesten. Dabei werden an einigen Standorten „Nägel mit Köpfen“ gemacht: Baubeginn für neue Klinikbauten ist unter anderem in Wilhelmshaven und Delmenhorst geplant. Eine Fusion der Krankenhäuser ist für die Standorte Vechta und Lohne bei Neubau an zentralem Standort geplant. Eine Übersicht:
Delmenhorst
In Delmenhorst hatte der Rat schon Ende 2014 die Fusion des katholischen St.-Josef-Stifts und des (städtischen) Klinikums beschlossen. Das neue Josef-Hospital (damals 1000 Mitarbeiter) geriet aber in finanzielle Schieflage. Die Stadt sprang ein und übernahm das Haus 2018 (damals 290 Betten). Nun bekommt Delmenhorst ein komplett neues Krankenhaus mit neuer Technik und Ausstattung. 300 Betten, 850 Arbeitsplätze, eine Investition von mindestens 150 Millionen Euro.
Delmenhorsts Oberbürgermeister Axel Jahnz setzt auf die Magnetwirkung, die von dem Neubau ausgeht: Weitere Arbeitskräfte neben Verwaltungspersonal, Ärzten, Pflegern und Krankenschwestern werden auch bei Zulieferbetrieben entstehen beziehungsweise gesichert. Jahnz rechnet mit mehr als 1500 Arbeitsplätzen. Der Baubeginn des zum Klinikum gehörenden Parkhauses soll 2020 sein. Nach vier bis sechs Jahren Bauzeit soll das neue Krankenhaus fertig sein.
Landkreis Friesland
2015 fusionierten das katholische Krankenhaus St.-Johannes-Hospital Varel und das kommunale Nordwest-Krankenhaus Sanderbusch in Sande (Träger: Landkreis Friesland). Sie sind unter dem Dach einer Holdinggesellschaft vereinigt worden. Im kleineren Standort Varel ist die Geburtshilfe untergebracht, sie ist auch für die Gebärenden aus dem Landkreis Wesermarsch die einzige Geburtsklinik (900 Geburten in 2019). Die Geburtsklinik in Varel ist ein Beispiel, warum bei der Debatte um Schließungen kleinerer Standorte viele Faktoren (Erreichbarkeit für viele Patienten innerhalb kurzer Zeit) eine Rolle spielen.
Lohne/ Vechta
Die Krankenhäuser Vechta und Lohne wollen fusionieren und ein neues Krankenhaus bauen. Ein entsprechender Antrag beim Land Niedersachsen auf Förderung eines Ersatzneubaus ist bereits gestellt worden. Beantragt wurde der Bau eines Krankenhauses mit 400 Planbetten an einem zentralen Standort. Das beantragte Fördervolumen liegt bei 220 Millionen Euro. Der Niedersächsische Städtetag begrüße das Vorhaben im Kreis Vechta, sagte Städtetagsgeschäftsführer Dr. Jan Arning am Montag auf Anfrage der NWZ.
Oldenburg
Das Klinikum plant schon länger den Bau eines weiteren Krankenhausflügels („Neubau Ost“) sowie den Bau eines Perinatalzentrums für die Geburtsmedizin und die Frühgeborenen. Klinikum-Vorstand Rainer Schoppik kündigte im Herbst „die entscheidenenden Gespräche mit unserem Träger und dem Land“ an. Schoppik beklagte, das Land komme seiner Pflicht, Investitionen der Kliniken zu finanzieren, „leider nicht im vollen Umfang nach“.
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Die hohen Investitionen in die medizinische Infrastruktur der vergangenen Jahre habe das Klinikum zum Teil mit eigenen Mitteln finanziert. Abschreibungen und Zinsen für diese Investitionen belasteten nun die Bilanzen. Der Vorwurf, dass das Land die Investitionen für Krankenhäuser nicht ausreichend fördert, kennt Städtetags-Hauptgeschäftsführer Arning. „Da gibt es einen Investitionsstau, schon seit vielen Jahren“, sagte Arning.
Ostfriesland
In Ostfriesland gibt es neben den Klinken Wittmund, Leer (zwei Krankenhäuser: Klinikum und Borromäus-Hospital) die Krankenhäuser in Norden, Aurich und Emden sowie ein kleineres Haus in Weener. Um ein zentrales Krankenhaus anstelle der drei Kliniken Norden, Aurich und Emden gab es in den vergangenen Jahren viel Zank. Im zweiten Anlauf sieht es doch danach aus, dass es zu einem Neubau an einem einzigen Standort kommt – freilich nicht vor 2027. Der Landkreis Aurich und die Stadt Emden haben sich per Bürgerentscheid für ein Zentralklinikum am Standort Georgsheil entschieden, das die Krankenhäuser in Aurich, Emden und Norden ersetzen soll.
Wilhelmshaven
Am 1. November 2014 gingen das städtische Reinhard-Nieter-Krankenhaus und das katholische St.-Willehad-Hospital zusammen. Der Standort des Willehad-Hospitals in der Innenstadt wurde aufgegeben. Entstehen soll nun ein Klinikneubau beim Reinhard-Nieter-Krankenhaus. Der Klinikum-Neubau soll 195,6 Millionen Euro (einschließlich Risikoaufschlag) kosten. Er gilt als Jahrhundert-Bauwerk für Wilhelmshaven und soll das über 40 Jahre alte Bestandsgebäude ersetzen, in dem 17 Zentren, Kliniken und Abteilungen mit über 650 Betten untergebracht sind. Die Vorarbeiten sollen im Sommer 2020 beginnen – auch wenn der Rohbau-Auftrag bis dahin noch nicht vergeben ist. Der Klinikum-Neubau soll auf dem Parkplatz an der Hauptzufahrt zum Krankenhaus von der Friedrich-Paffrath-Straße aus erfolgen.
Weitere Fusionen
Das Land Niedersachsen muss auch über den Antrag einer Fusion mit Neubau der Kliniken Bassum, Sulingen und Diepholz (Landkreis Diepholz) entscheiden.