Newsticker
Schlagzeilen, Meldungen und alles Wichtige
Die Nachrichten heute: Newsticker, Schlagzeilen und alles, was heute wichtig ist, im Überblick.
Zum Newsticker
  1. Home
  2. Regionales
  3. Niedersachsen & Bremen
  4. Weil pocht auf Erhalt von flächendeckendem Krankenhausnetz

Niedersachsen & Bremen

Weil pocht auf Erhalt von flächendeckendem Krankenhausnetz

Stephan Weil (SPD) steht im niedersächsischen Landtag Stephan Weil (SPD) steht im niedersächsischen Landtag
Stephan Weil (SPD) steht im niedersächsischen Landtag. Foto: Julian Stratenschulte/dpa/Archivbild
Quelle: dpa-infocom GmbH
Gibt es künftig nur noch zentrale Großkliniken oder bleibt es bei der flächendeckenden Versorgung mit kleinen Regionalkrankenhäusern? In dem Dauerstreit, dem sich auch eine Enquetekommission des Landtags widmet, vertritt Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) eine klare Position.

Hannover (dpa/lni) - Für einen Erhalt einer flächendeckenden Krankenhausversorgung in Niedersachsen hat sich Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) stark gemacht. «Wir wollen ganz bewusst in unserem großen Flächenland ein dezentrales Krankenhausangebot aufrechterhalten», sagte Weil der Deutschen Presse-Agentur. «Das bedeutet jedoch nicht, dass jeder Standort automatisch ein optimaler ist.» Damit Kliniken saniert werden können, stelle das Land über eine Milliarde Euro zur Verfügung. «Voraussetzung ist aber jeweils ein zukunftsfähiges Konzept vor Ort.»

«Wir erleben inzwischen viele Zusammenlegungen gerade auch im ländlichen Raum», sagte Weil. Vielerorts gebe es eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Standorten. «Und das sind die Grundlagen dafür, dass das Land Niedersachsen großzügig grundlegende Veränderungen an denjenigen Krankenhäusern unterstützt, die zukunftsfähig sind.» Aktuell gibt es im Land nach Angaben der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NGK) 172 Kliniken, die Zahl ist in den vergangenen Jahren gesunken. Vor zehn Jahren waren es noch 196 Krankenhäuser.

Für Wirbel hatte im Sommer eine Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung gesorgt. Diese war zu dem Schluss gekommen, dass die Versorgung von Patienten durch die Schließung von mehr als jedem zweiten Krankenhaus verbessert werden könnte. Statt knapp 1400 Kliniken bundesweit reichten deutlich unter 600 Krankenhäuser aus.

«Ich weiß, dass es theoretisch sicherlich außerordentlich kompetente Menschen gibt, die meinen, mit einigen wenigen Großklinika sei die Qualität der medizinischen Versorgung in Niedersachsen eigentlich am besten sichergestellt», sagte Weil zu solchen Überlegungen. «Ich halte dagegen, dass es ein tiefes Bedürfnis in der Bevölkerung gibt, eine gute medizinische Versorgung in erreichbarer Nähe zu haben.» Das halte er für ein ganz wesentliches Element von hoher Lebensqualität im ländlichen Raum. «Der Hinweis auf abstrakte Statistiken kann nicht das tiefsitzende Bedürfnis der Menschen ersetzen, für alle Fälle in der Nähe ein Krankenhaus zu haben.»

Mit der Zukunft der medizinischen Versorgung in Niedersachsen auch im Krankenhausbereich beschäftigt sich seit dem vergangenen Jahr eine Enquetekommission des Landtags. Ergebnisse sollen im Sommer vorliegen. «Die große Streichliste gibt es nicht», sagte der Vize-Geschäftsführer der NGK, Marten Bielefeld. Konkret müsse vor Ort geschaut werden, wie sich die Zukunft der Kliniken gestalte. Eine Umwandlung kleiner Kliniken in Pflegeeinrichtungen, wie dies der Verband der Ersatzkassen (vdek) in Niedersachsen vor einigen Tagen forderte, ist aus Sicht der Krankenhausgesellschaft kein Allheilmittel, aber eine Möglichkeit.

Der Ersatzkassenverband nannte als Beispiele für Kliniken, die in Pflegeheime umgewandelt werden könnten, die Standorte Clausthal-Zellerfeld, Bad Gandersheim, Einbeck, Gronau, Weener und Brake. «Statt um das Überleben als Klinik zu kämpfen, können diese Häuser in der Pflege einen wertvollen Beitrag zur Versorgung leisten. Dort werden sie gebraucht», sagte der Leiter der vdek-Landesvertretung, Jörg Niemann. Kleinere Krankenhäuser mit starken Nachbarstandorten hätten im Wettbewerb um Patienten wie auch um Ärzte keine Perspektive.

«Unter allen Experten ist es längst Konsens, dass Kliniken eine bestimmte Größe haben müssen, um eine hohe Qualität sicherzustellen und wirtschaftlich arbeiten zu können», sagte Niemann. Die Aufgabe solcher Standorte verbessere die regionale Krankenhausversorgung, indem größere, leistungsfähige Kliniken weitere Patientenbehandlungen übernehmen und durch zusätzliche Kapazitäten gestärkt werden könnten.

Für eine gute gesundheitliche Versorgung mit einer lokal angepassten Krankenhausstruktur plädierte kürzlich indes die Ärztekammer Niedersachsen. Eine einheitliche Lösung gebe es dabei nicht. So hätten sich etwa der Landkreis Aurich und die Stadt Emden per Bürgerentscheid für ein Zentralklinikum am Standort Georgsheil entschieden, das die Krankenhäuser der umliegenden Städte Aurich, Emden und Norden ersetzen soll. Im Landkreis Lüchow-Dannenberg gebe es andererseits ein 100-Betten-Krankenhaus in einem 2012 eröffneten Neubau, das die Grundversorgung sicherstelle.

Mehr als die Hälfte der Kliniken in Niedersachsen fürchtet unterdessen durch die Einführung von Pflegebudgets in diesem Jahr eine wirtschaftliche Verschlechterung, wie die NGK am Montag mitteilte. Seit Jahresbeginn werden die Kosten für die Pflege von Patienten aus den Pauschalen pro Patient im Krankenhaus herausgelöst. Nun werden die individuellen Pflegekosten berücksichtigt. Ohnehin hat sich die wirtschaftliche Lage der Kliniken nach der Umfrage, an der sich 140 der 172 Krankenhäuser beteiligt haben, verschlechtert.

Anzeige

Enquetekommission zur medizinischen Versorgung in Niedersachsen

vdek-PM

Niedersächsisches Ärzteblatt zur Zukunft der Krankenhäuser im Flächenland Niedersachsen

dpa-infocom GmbH

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema