Die Ostschweiz will weg vom Kantönligeist bei den Spitälern

St. Gallen, Glarus und Graubünden prüfen eine Spitalplanung über die Kantonsgrenzen hinweg. Die Strategie könnte in der Schweiz Modellcharakter erhalten.

Angelika Hardegger
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Im Kanton St. Gallen sind mehrere Landspitäler bedroht. Nun zeichnet sich eine Wende im Spitalstreit ab: St. Gallen will eine gemeinsame Spitalplanung mit Graubünden und Glarus prüfen. Das teilten die zuständigen Gesundheitsdirektoren am Dienstag mit. Sie werden ihren Regierungen eine Absichtserklärung unterbreiten.

Hintergrund ist, dass die Gesundheitskosten in St. Gallen aus dem Ruder laufen. Deshalb kündigte die Regierung im Herbst an, fünf der bisher neun Spitäler nur noch als Notfallzentren weiterzuführen. Der Widerstand aus den Regionen kam prompt und war heftig. Die Region Sargans streckte die Fühler nach Glarus und Graubünden aus, um das eigene Landspital zu retten. Anfang dieser Woche haben Vertreter aus den drei Kantonen nun ein Konzept für eine «Spitalregion Sardona (Südostschweiz)» vorgestellt.

Das Vorbild Basel

Basel-Stadt und Baselland kennen heute schon eine überkantonale Spitalplanung. Auch die Kantonsspitäler Nidwalden und Luzern arbeiten zusammen. Die St. Galler Gesundheitsdirektorin Heidi Hanselmann sagt, solche Lösungen könnten in der Schweiz «Modellcharakter» bekommen. «Es wäre zu begrüssen, wenn wir mit unserem Handeln andere ebenfalls motivieren könnten, die interkantonale Spitalplanung aktiv anzugehen.»

St. Gallen will auch mit den beiden Appenzell ein gemeinsames Spitalmodell prüfen. Laut Heidi Hanselmann sollen die Regierungen der drei Kantone im ersten Quartal 2020 eine Absichtserklärung unterzeichnen.

Zeichnet sich damit eine Gross-Spitalregion Ostschweiz ab? Heidi Hanselmann sagt, man strebe separate Absichtserklärungen mit Graubünden, Glarus und den beiden Appenzell an. «Würde sich im Verlauf der Planung herausstellen, dass eine Zusammenführung sinnvoll ist, weil sie eine verbesserte Qualität für die Wohnbevölkerung bedeutet, sollte das sicher diskutiert werden.»

Mehr von Angelika Hardegger (haa)

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