Wegen Brexit Pflege: Laumann gegen Abwerbepläne

Düsseldorf · Die SPD will gezielt polnische Pflegekräfte aus England nach NRW holen.

 Eine Pflegekraft begleitet die Bewohnerin eines Altenheims (Symbolbild).

Eine Pflegekraft begleitet die Bewohnerin eines Altenheims (Symbolbild).

Foto: dpa/Oliver Berg

Das NRW-Gesundheitsministerium reagiert mit Skepsis auf Forderungen der SPD, Pflegekräfte aus Großbritannien nach Deutschland zu locken. Zwar benötige NRW die Zuwanderung, um dem Fachkräftemangel in der Pflege zu begegnen. „Das ist aber keine neue Erkenntnis, die die SPD präsentiert“, sagte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) unserer Redaktion. „Jeder, der über die nötigen Qualifikationen verfügt und hier bei uns als Pflegekraft tätig sein will, ist herzlich willkommen – sei es aus Osteuropa, Mexiko oder den Philippinen.“ Klar sei aber auch: „Wir müssen uns bewusst sein, dass die Pflegekräfte oftmals auch in ihren Heimatländern dringend gebraucht werden und dort fehlen, wenn sie bei uns arbeiten. Nicht nur deshalb müssen wir vor allem unsere eigenen Hausaufgaben machen und in der Pflege selber ausbilden, was das Zeug hält.“ Es brauche attraktive Bedingungen für die Beschäftigten, etwa durch eine tarifliche Entlohnung, geregelte Arbeitszeiten oder eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf, führte der Gesundheitsminister weiter aus.

Großbritannien steht vor dem Austritt aus der EU. Für dort lebende EU-Ausländer, die bislang einen ähnlichen Status wie gebürtige Briten hatten, bedeutet der Brexit erhebliche Rechtsunsicherheiten. Aktuell arbeiten im britischen Gesundheitswesen mehrere Tausend EU-Ausländer. In NRW fehlen rund 10.000 Fachkräfte, davon 4300 in der Altenpflege.

Die SPD im NRW-Landtag fordert eine Anwerbekampagne. „Wir müssen die Brücke über den Ärmelkanal für polnische Fachkräfte proaktiv bauen“, zitiert die „WAZ“ den SPD-Gesundheitsexperten Josef Neumann, der polnische Wurzeln hat. In NRW leben mehr als 200.000 polnische Staatsbürger.

Gesundheitsminister Laumann hatte zuletzt Maßnahmen ergriffen, um die Attraktivität der Pflegeberufe zu steigern. So sollen die 200.000 Pflegekräfte in NRW eine Pflegekammer bekommen, die hoheitliche Aufgaben übernimmt und die Verhandlungsposition der Pfleger innerhalb des Gesundheitssystems stärkt. Zuletzt ließ er zudem mehr als 200 Einrichtungen überprüfen, die Pflegekräfte beschäftigen. Dabei wurden zum Teil eklatante Arbeitsschutzmängel festgestellt. Ohne weitere Gegenmaßnahmen dürfte die Fachkräftelücke in der Pflege weiter wachsen. Die Zahl der aktuell rund 650.000 Pflegebedürftigen in NRW wird laut Institut der deutschen Wirtschaft bis 2035 auf 900.000 steigen.

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