Weiden in der Oberpfalz
26.08.2019 - 17:28 Uhr

Kliniken Nordoberpfalz AG: Was steckt dahinter? Wie ist die AG strukturiert?

Die Kliniken Nordoberpfalz AG liefert fast täglich Gesprächsstoff. Vom Millionen-Defizit bis zum gesunden 280-Gramm-Frühchen, dem das Perinatalzentrum ins Leben hilft. Doch hinter der Kliniken Nordoberpfalz AG steckt viel, viel mehr.

Die Kliniken Nordoberpfalz AG haben neben dem Klinikum Weiden noch andere Einrichtungen an sieben weiteren Standorten.

Mit einem Organigramm versuchen Oberpfalz-Medien, die Strukturen der Kliniken Nordoberpfalz AG offen zu legen. Der im November 2006 von den Landkreisen Tirschenreuth (47,5 Prozent Anteile) und Neustadt/WN (1,5 Prozent) sowie der Stadt Weiden (51 Prozent) gegründete Verbund umfasst in der nördlichen Oberpfalz an acht verschiedenen Standorten vier Akut-Krankenhäuser, zwei Rehabilitationskliniken, eine Pflegeeinrichtung und vier Medizinische Versorgungszentren. Die Standorte sind Weiden, Vohenstrauß, Neustadt/WN, Tirschenreuth, Waldsassen, Kemnath, Erbendorf und Eschenbach.

Seit dem Bestehen der AG wurde die Zahl der Vollzeitarbeitsplätze um 309 auf über 2000 Stellen gesteigert. Diese teilen sich mehr als 3000 Beschäftigte. 150 Millionen Euro Personalkosten pro Jahr geben der Kaufkraft in der Region kräftigen Schub.

Standorte der Kliniken AG

Millionen investiert

In den vergangenen zwölf Jahren investierte die AG Jahr für Jahr im Schnitt 16 Millionen Euro. Dafür gab's knapp 90 Prozent Förderung. Ansonsten liegt der Schnitt in Bayern bei 70 bis 75 Prozent. Die Investitionen umfassen modernste Operationssäle genauso wie den spektakulären Erwerb des benachbarten Augustiner-Seminars in Weiden. Dort ist nahezu die gesamte Verwaltung beheimatet, so dass im Klinikum selbst mehr Raum für Ärzte, Pflegekräfte und Patienten geschaffen werden konnte. 60 Fachabteilungen, über 1100 Betten und über 100 000 Patienten im Jahr brauchen Platz.

Organigramm der Kliniken Nordoberpfalz AG (Stand: 26. August 2019; PDF, 208 kb)

Die Kliniken AG in Zahlen

Immer besser in Schwung kommt die Kooperation der AG mit dem Klinikum St. Marien in Amberg. Diese reicht inzwischen vom Perinatalzentrum über die Frauenkliniken unter Federführung des bereits bundesweit mehrfach ausgezeichneten Professor Anton Scharl bis zum Neuro-Radiologischen Zentrum und den in Aufbau befindlichen Bereichen wie Kinderchirurgie und Pneumologie.

Erst jüngst ist die Kliniken Nordoberpfalz AG vom Wirtschaftsmagazin Focus Money mit dem Siegel für "höchste Reputation" ausgezeichnet worden. Noch neuer ist die Auszeichnung durch das renommierte F.A.Z.-Institut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Danach gehört das Klinikum Weiden in der Kategorie 500 bis 800 Betten zu den besten deutschen Krankenhäusern. Schon vor einem Jahr war das Krankenhaus Kemnath entsprechend gewürdigt worden. Regelmäßige Auszeichnungen erhalten die Chefärzte Professor Thomas Schleipfer und Professor Theodor Klotz. Für den Bereich der gutartigen Prostatavergrößerung wurden nur wenige der rund 6000 Urologen deutschlandweit in die Focus-Ärzteliste aufgenommen. Die beiden Chefärzte des Klinikums Weiden gehören dazu.

Zukunftskonzept greift

Allerdings gab es in der jüngsten Vergangenheit auch negative Schlagzeilen. Der regionale Verbund, der flächendeckend höchste medizinische Versorgung anbietet, ist kostenintensiv. Dies führte im Jahr 2017 zu einem Defizit von 4,0 und im Jahr darauf von 3,5 Millionen Euro. Auch aktuell wird man um rote Zahlen nicht herumkommen. Vorstand Josef Götz, der die AG von Anfang an leitet und zu den angesehensten Krankenhaus-Managern in Bayern zählt (er ist Vorsitzender des Verbandes der Krankenhaus-Direktoren), reagierte mit einem "Zukunftskonzept 2020", das der Aufsichtsrat in seiner Klausurtagung Anfang Februar einstimmig billigte. Zu den Stabilisierungsmaßnahmen gehört unter anderem die Umwandlung des Standortes Waldsassen in ein "Intersektorales Gesundheitszentrum", in dem die stationäre Akutversorgung nicht mehr fortgeführt wird. Diese ruht seit 1. Juli.

Mit einem Darlehen von 50 Millionen Euro soll die Zukunft der Kliniken Nordoberpfalz AG gesichert werden. Die Stadt Weiden, neben den Landkreisen Neustadt/WN und Tirschenreuth Träger des Unternehmens, soll allein 25,5 Millionen Euro beisteuern. Im Ferienausschuss diskutierten die Weidener Stadträte vergangene Woche heftig. Auch der Landkreis Neustadt hat seine Kreditaufnahme für die Kliniken (750 000 Euro) bereits signalisiert, die Gremien in Tirschenreuth, die 23,750 Millionen Euro bereitstellen sollen, entscheiden Mitte September.

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Die Verteilung der Anteile an der Kliniken Nordoberpfalz AG
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Auf Kritik stieß auch die Gründung einer Servicegesellschaft für die Wirtschaftsbetriebe. Hier sollten durch die Umgehung des Tarifvertrags öffentlicher Dienst (TvÖD) auf Kosten der Beschäftigten Einsparungen erzielt werden. Die Gesellschaft ist zwar gegründet, aber nicht aktiv.

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Ausgehend von den Defiziten kam plötzlich Kritik an Götz auf. Sogar von seiner Ablösung als Vorstand war die Rede. Beim Kräftemessen setzte sich Götz gegen seine Kritiker durch. Auch die Idee, ihm zwei weitere Vorstände zur Seite zu stellen, fruchtete nicht. Der 58-jährige verheiratete Vater von vier Kindern bleibt noch zwei Jahre im Amt. Dann wechselt er in die Ruhephase der Altersteilzeit. Bis dahin muss ein Nachfolger gefunden sein. Auch das steckt hinter der AG.

 
 

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