(ani) Ab 2020 bekommen 120 Krankenhäuser 400 000 Euro im Jahr. Das Naemi-Wilke-Stift in Guben steht auf dieser Liste, nicht aber die Lausitz Klinik Forst und das Krankenhaus Spremberg. „Wir gehören nicht zu den begünstigten Krankenhäuser“, betonte Kathrin Möbius, Geschäftsführerin des Spremberger Krankenhauses,  am Freitag gegenüber Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Er hatte sich zwischen Besuchen in Hoyerswerda und Reichenbach Zeit genommen, mit Ärzten und Pflegekräften in Spremberg zu sprechen. Der Bundestagsabgeordnete Klaus-Peter Schulze (CDU) hatte sich um den Termin bemüht.

CTK Cottbus und Klinik in Hoyerswerda liegen zu dicht an Spremberg

„Wir liegen zu dicht an den Kliniken Cottbus und Hoyerswerda. Es wird davon ausgegangen, dass es die Spremberger in 30 Minuten nach Cottbus schaffen“, erklärt Kathrin Möbius eins der Auswahlkriterien für den Zuschlag. Auch vom Pflegepersonal-Stärkungsgesetz, das Anfang 2019 kam, profitiere Spremberg kaum. „Zusätzliches Personal brauchen wir nicht, weil wir uns schon länger mehr Kräfte als andere Häuser leisten, sie aber etwas weniger verdienen. Da nützt uns die Ausfinanzierung von zusätzlichem Personal nichts“, so Möbius.

Spahn macht ihr Hoffnung, dass dem Haus die Ausgliederung der Pflegepersonalkosten aus den Fallpauschalen helfen könnte – auch das soll 2020 in Kraft treten. „Derzeit diskutieren die Krankenkassen mit den Krankenhäusern noch, ob es zum Beispiel zur Pflege gehört, wenn der Patient in den OP gebracht wird“, erklärt Spahn.

Droht Notaufnahmen in kleinen Krankenhäusern das Aus?

In Sprembergs Notaufnahme kommen im Jahr rund 10 000 Patienten – mit steigender Tendenz, wie der leitende Notarzt Dr. Robert Tscherner schildert. „Darunter sind viele ältere Menschen, die es nicht ohne weiteres nach Cottbus schaffen.“ Die Sorge, dass kleinen Häusern die Schließung der Notaufnahmen droht, redete Spahn Tscherner sofort aus. Was er sich allerdings wünsche, wäre ein gemeinsamer Tresen für den Notdienst der niedergelassenen Ärzte, Notfallambulanzen und Notaufnahmen. Das mache nämlich auch einen Unterschied zwischen niedergelassenen Ärzten in Mecklenburg-Vorpommern und in München aus. „Der Münchener Arzt hat vielleicht zweimal im Jahr Notdienst, der in Meck-Pomm jedes zweite Wochenende.“

Fachärzte für die Provinz gefordert

Fachkräftemangel beschäftigt alle. Ulrike Walinsky, verantwortlich für die Ausbildung des Pflegepersonals, fordert, dass das Image der Pflegeberufe verbessert wird und sie mehr Zeit hat, die jungen Auszubildenden praktisch anzuleiten. Marek Frackowiak, Chefarzt in der Chirurgie, will, dass junge Mediziner in die Provinz geschickt werden. „Das sind freie Menschen, wir können nur Anreize schaffen“, sagt Spahn. Die Debatte zur Ansiedlung einer medizinischen Hochschulausbildung in Cottbus im  Strukturwandel verfolge er gespannt, und das Ärzte gern dort bleiben, wo sie studiert haben, wisse er. Kathrin Möbius kennt unter ihren Ärzten mehrere, die heute sehr froh darüber sind, den Schritt in die Provinz gewagt zu haben.