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Rote Zahlen forcieren Fusion – Kreiskliniken machen 2018 5,1 Millionen Euro Verlust

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Eine immer währende Baustelleund nie in ruhigem Fahrwasser: das Krankenhaus Mühldorf. Zu den kommenden Aufgaben zählt auch der geplante Neubau eines Bettenhauses auf der Grünfläche, an dem die Klinikleitung trotz geplanter Fusion und Patientenrückgangs festhält. honervogt
Eine immer währende Baustelle und nie in ruhigem Fahrwasser: das Krankenhaus Mühldorf. Zu den kommenden Aufgaben zählt auch der geplante Neubau eines Bettenhauses auf der Grünfläche, an dem die Klinikleitung trotz geplanter Fusion und Patientenrückgangs festhält. honervogt © DC-X

Die Bilanz des Jahres 2018 in den Mühldorfer Kreiskliniken zeigt nach Ansicht von Geschäftsführung und Verwaltungsratsvorsitzendem vor allem eins: Wie notwendig der geplante Zusammenschluss mit den Kreiskliniken Altötting ist.

Mühldorf – Die Fusion der Kreiskliniken Mühldorf und Altötting soll zum 1. Janaur kommen. Nach Ansicht der Kreiskliniken können nur so die beiden wesentlichen Faktoren verbessert werden, die für das schwache Ergebnis 2018 verantwortlich sind, erklärten Geschäftsführung und Aufsichtsrat bei der Vorstellung der Zahlen: die zu hohen Kosten bei zu geringen Einnahmen und der Patientenrückgang.

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Denn seit zwei Jahren schreiben die Kreiskliniken Mühldorf rote Zahlen, bis 2016 stand nach Angaben von Geschäftsführer Ulrich Hornstein stets eine schwarze Null. Im vergangenen Jahr mussten die Krankenhäuser in Haag und Mühldorf dagegen ein Minus von 5,1 Millionen Euro verbuchen, 2,5 Millionen Euro mehr als im auch schon defizitären Jahr 2017.

Die Erlöse stiegen dagegen um 1,7 Prozent auf 68,3 Millionen Euro. Damit konnten die Kliniken aber die gestiegenen Kosten nicht ausgleichen. Grund ist nach Angaben von Aufsichtratsvorsitzendem Georg Huber, dass „das Bezahlsystem immer weiter runter gefahren wird“.

Deutlich weniger Patienten

Die Bilanz zeigt aber auch die Tendenz, deren Bekämpfung die Fusionsberater als besonders dringend erachten: den Rückgang der Patientenzahlen. Im vergangenen Jahr ließen sich 17 600 Menschen behandeln und damit 800 weniger als im Vorjahr.

Landrat Georg Huber, Aufsichtsratsvorsitzender der Kreiskliniken, teilt die Ansicht der Fusionsberater: „Das Problem ist, dass sich die Patienten für planbare Operationen auf Fachkliniken verteilen. Das ist die Tendenz.“ Sie suchen sich nach seinen Angaben die Krankenhäuser aus, die durch hohe Fallzahlen in bestimmten Bereichen spezialisiert sind.

Durch die Fusion, hofft Huber, können auch die Kliniken in Mühldorf und Altötting Spezialisierungen und damit mehr Patienten erreichen. „Wenn Fachrichtungen künftig nur noch einmal besetzt sind, erreichen wir eine höhere Expertise und höhere Fallzahlen. Wir müssen weg von Doppelvorhaltungen, die zwar Geld kosten, dem Patienten aber keine höhere Sicherheit bringen.“ Spezialisierte Eingriffe brächten zudem höhere Einnahmen.

Krankenkassen drehen den Hahn zu

Die Effizienz- und Sparmaßnahmen der letzten Jahre sieht Huber nicht als Ursache des Patientenrückgangs an. „Die Prozessstrukturen mussten verbessert werden, weil die Krankenkassen den Hahn zudrehen“, sagt er. „Um zu erreichen, was der Kostenträger genehmigt, ist eine konsequente Prozesssteuerung nötig.“

Nach Ansicht von Ärztlichem Direktor Dr. Wolfgang Richter hätten die Kreiskliniken das Ergebnis bis 2016 stetig verbessern können, weil sie neue Behandlungsfelder eingeführt hätten. Das habe die Patientenzahlen gesteigert und das Budget erhöht. „Irgendwann aber wird die medizinische Luft dünner“, sagt er. Durch die Fusion würde die Zahl der potenziellen Patienten erhöht, und die Arbeit für Pflegekräfte attraktiver.

Eine Station stillgelegt

Derzeit ist als Konsequenz aus dem Patientenrückgang nach Angaben Richters eine Station stillgelegt. Auch der Personalmangel habe zur Schließung beigetragen. An den Neubauplänen ändere diese Situation nichts, das geplante neue Bettenhaus werde lediglich das alte ersetzen. Es soll im derzeitigen Patientengarten an der Ahamer Straße entstehen.

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Verstärkt muss sich das Krankenhaus künftig auf ambulante Behandlungen einstellen. Schon im letzten Jahr stiegen die Einnahmen in diesem Bereich von 3,9 auf 5,5 Millionen Euro. Und die Tendenz geht laut Richter weiter nach oben. Hintergrund sind auch dabei die vom Gesetzgeber und den Krankenkassen gewollte Kostenersparnis im Gesundheitsbereich. Geschäftsführer Hornstein geht sogar soweit und prophezeit, dass „noch viel mehr in den ambulanten Bereich gehen wird und nur noch multimorbide Patienten stationär bleiben“ – also Patienten, die unter mehreren Krankheiten leiden.

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Die Akutgeriatrie in Haag hat nach Angaben von Kliniken-Geschäftsführer Ulrich Hornstein auch 2018 Geld verdient. Die Reha oder Langzeit-Geriatrie sei dagegen weiterhin unterfinanziert.

Das Medizinische Versorgungszentrum am Krankenhaus hat im vergangenen Jahr nach Angaben von Kliniken-Geschäftsführer Ulrich Hornstein ein leichtes Minus gemacht. Der Umsatz betrug etwa zwei Millionen Euro, 14 Ärtze sind dort – zum Teil in Teilzeit – tätig. Er sprach von einer „hohen Akzeptanz und steigenden Patientenzahlen“. Um die hausärztliche Versorung im Landkreis zu stärken, haben die Kreiskliniken auch MVZs in Waldkraiburg und Haag eröffnet, derzeit gibt es auch eines in Buchbach, das nach Schwindegg wechseln wird (wir berichteten).

Landkreis trägt hohe Kosten

Der geplante Neubau wird nach Angaben von Aufsichtsratsvorsitzendem Georg Huber 45 Millionen Euro kosten, 33,8 Millionen davon trägt voraussichtlich der Freistaat. Die übrigen 11,2 Millionen Euro übernimmt der Landkreis. Dazu kommen derzeit 50 Prozent der Kosten für die Notaufnahme, 50 Prozent der Unterhaltskosten für die Gebäude und Zins- und Tilgungsleistungen der Altschulden. Für Landrat Huber zeigt das eindeutig: „Der Kreistag erkennt die hohe Leistungsfähigkeit der Kreiskliniken an und steht hinter ihnen.“

In den vergangenen zwei Jahren hat die Kreisklinik außerdem 3,2 Millionen Euro in die Digitalisierung von Patientenakten investiert.

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