Obwaldner Spital-Pläne mit Luzern wecken Bedenken

Gegen den Anschluss des Kantonsspitals Obwalden an eine Versorgungsregion werden kritische Stimmen laut – auch vom Spital selber.

Franziska Herger
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Im alten Bettentrakt am Kantonsspital Sarnen wurden Sprechzimmer und Büros eingerichtet. Unser Bild zeigt den umgebauten Korridor. (Bild: Corinne Glanzmann, Sarnen, 20. Dezember 2016)

Im alten Bettentrakt am Kantonsspital Sarnen wurden Sprechzimmer und Büros eingerichtet. Unser Bild zeigt den umgebauten Korridor. (Bild: Corinne Glanzmann, Sarnen, 20. Dezember 2016)

Dass das mit Finanzproblemen kämpfende Kantonsspital Obwalden künftig zur Steigerung der Rentabilität mit anderen Spitälern zusammenspannen wird, scheint fast sicher. Der von der Regierung bevorzugte Anschluss an eine Versorgungsregion fand in der Vernehmlassung breite Unterstützung. Doch es gibt auch kritische Stimmen (siehe Kasten unten) – darunter ausgerechnet vom Kantonsspital.

Der Spitalrat stehe einer zukünftigen Lösung in einer Versorgungsregion kritisch gegenüber, ist im Bericht der Regierung zuhanden des Kantonsrats zu lesen. «Wir sind der Meinung, dass der Kanton zuerst das Leistungsangebot des Spitals definieren sollte, bevor Kooperationsgespräche mit anderen Spitälern aufgenommen werden», sagt Spitalratspräsident Thomas Straubhaar.

«Grundsätzlich befürwortet der Spitalrat die Bildung einer Versorgungsregion. Wenn fast die Hälfte der Patienten aus Obwalden in andere Spitäler geht, ist eine Planungsregion Innerschweiz die logische Folge», so Straubhaar. Es sei jedoch wichtig, dass über den Leistungsauftrag in absehbarer Zeit Klarheit herrsche, gerade auch für das Personal. «Wir haben sehr gute Mitarbeitende, die sich im Moment nicht ablenken lassen durch politische Fragen. Um Unsicherheiten zu reduzieren, sollten aber die notwendigen Entscheide möglichst rasch getroffen werden.»

Rentabilität soll deutlich erhöht werden

Die Regierung hingegen will vorgängig die politischen Rahmenbedingungen für die Spitalplanung in der Region festlegen. «Die operative Umsetzung hat innerhalb dieser festgelegten Eckwerte durch den Spitalrat zu erfolgen», schreibt sie. Der Spitalratspräsident betont, zu engerer Zusammenarbeit mit anderen Spitälern sei man gerne bereit. «Dies funktioniert bereits heute in vielen Bereichen problemlos, etwa bei der Krebsbehandlung mit dem Luzerner Kantonsspital.»

Dass eine regionale Kooperation nötig sei, darüber seien sich Regierung und Spitalrat einig, sagt auch Gesundheitsdirektorin Maya Büchi-Kaiser. «Die Frage ist nun die genaue Ausgestaltung.» Der Spitalrat will laut Bericht «weiterhin ein angepasstes und reduziertes Leistungsangebot am Standort Sarnen anbieten». Man sei daran, Vorschläge auszuarbeiten, sagt Thomas Straubhaar.

Die Regierung findet das Anliegen nachvollziehbar, doch die Leistungen könnten nicht unbeschränkt über Standorterhaltungsbeiträge querfinanziert werden. «Es ist für den Regierungsrat wichtig, die Rentabilität am Standort Sarnen deutlich zu erhöhen und damit auch die in Zukunft notwendigen Investitionskosten ins Kantonsspital begründen zu können.»

In den nächsten fünf bis zehn Jahren werde etwa die Sanierung der Operationssäle fällig, nennt Thomas Straubhaar ein Beispiel. Welche Leistungen das Spital künftig anbiete, sei ein politischer und damit letztendlich ein Volksentscheid. «Aber gewünschte und bestellte Leistungen müssen zusätzlich vom Kanton bezahlt werden. Denn aufgrund der Grösse des Kantons und der heutigen Spitalfinanzierung kann das Spitalangebot nicht eigenwirtschaftlich finanziert werden.»

Betreibermodell «nicht zielführend»

Wie die Zusammenarbeit in der Versorgungsregion einmal aussehen könnte, hat die Regierung in vier Varianten dargelegt; von einer dem heutigen Modell ähnlichen verstärkten Zusammen­arbeit mit anderen Spitälern über den Betrieb des Spitals durch das Luzerner Kantonsspital (Luks) oder einer Hol­dinglösung mit dem Luks und dem Kantonsspital Nidwalden bis hin zu einer primär politischen Umsetzung der Versorgungsregion.

Welche Variante der Spitalrat bevorzugt, habe man noch nicht diskutiert, sagt der Präsident. Zum Betreibermodell meint Thomas Straubhaar jedoch: «Aus meiner persönlichen Sicht ist es nicht zielführend, wenn ein kleines Spital sozusagen als weitere Abteilung in ein Zentrumsspital integriert wird. Kleine Häuser müssen ihren Handlungsspielraum und ihre Vorteile wie etwa die kurzen Kommunikations- und Entscheidungswege behalten.»

Um in den bevorstehenden Verhandlungen mit möglichen Kooperationspartnern mit der nötigen Stärke auftreten zu können, sei es notwendig, dass der Kanton und das Spital geeint auftreten, schreibt die Regierung. Daher werde eine «vorgelagerte Echogruppe» eingesetzt. Diese bestehe aus dem Gesundheitsamt und dem Spital, führt Maya Büchi aus. «Die Entscheide bei der Erarbeitung der Strategie sind zwar politisch. Aber wir können nicht entscheiden, ohne auch die fachliche Seite im Boot zu haben.»

Sorge um das Mitspracherecht

(fhe) Vorbehalte gegen die Versorgungsregion äussern auch die Unterwaldner Ärztegesellschaft und erneut der Verein der Ärzte des Sarneraatals OW-Cura (wir berichteten). Beide befürchten eine Einschränkung der politischen Einflussnahme und der Mitsprache der Hausärzte. Die Gemeinde Sachseln, die das Szenario grundsätzlich befürwortet, erachtet die Mitsprache des Kantons beim Leistungsauftrag ebenfalls als zwingend. Der Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und -männer (SBK) Zentralschweiz schlägt in die gleiche Kerbe. Präsidentin Miriam Rittmann sagt: «Viele Fragen zum Mitspracherecht und den finanziellen Folgen sind noch offen. Wir befürworten eine Verbundlösung. Doch statt dem kompletten Anschluss ans Luks sollte der Kanton seine Hoheit behalten, die Grundversorgung im Spital definieren und für die anderen Leistungen die Kooperation mit nahen Spitälern verstärken.»