Bei der Jahrespressekonferenz am Mittwoch wird schnell klar: Eine der großen Baustellen, denen sich das Städtische Klinikum aktuell stellen muss, ist die Notfallversorgung. "Unsere Kapazitäten sind erschöpft", fasst Dr. Uwe Spetzger die Entwicklung zusammen. So sei die Zahl der Notfälle in den beiden Notaufnahmen des Krankenhauses im vergangenen Jahr insgesamt um 2.300 Fälle auf 74.492 gestiegen. 

Das Problem: Immer wieder verweisen kleinere Kliniken ihre Notfallpatienten an den Maximalversorger Städtisches Klinikum - das kostet: Mit 35 Euro würden ambulante Notfälle vergütet, für eine Kostendeckung notwendig wären allerdings 120 Euro - eine Differenz von 85 Euro und eine Unterfinanzierung von mehr als zwei Millionen Euro im Jahr. Für die ambulante Notfallversorgung erhält das Krankenhaus einen pauschalen Zuschlag von 688.500 Euro. "Wir können uns die Versorgung gerade so leisten", meint Spetzger. 

Maßnahmen zur Personalgewinnung und -bindung

Auch der Personalmangel im Pflegebereich ist dem Städtischen Klinikum ein Dorn im Auge. Um dagegen anzukämpfen, sollen verschiedene Maßnahmen nun im Vordergrund stehen. Zum einen Mittel zur Personalbindung - wie spezielle Arbeitszeitregelungen oder die Einführung eines Jobtickets. Zum anderen die Gewinnung neuer Mitarbeiter durch Social Media-Auftritte oder das Ansprechen von Freiwilligendiensten. 

Jahresbilanz Klinikum 2019
Die Geschäftsführer Uwe Spetzger (l.) und Markus Heming. | Bild: Hammer Photographie

Auf das vergangene Jahr schauen die Geschäftsführer Markus Heming und Uwe Spetzger aber auch zufrieden zurück. So sei das Finanz-Minus von 7,5 Millionen Euro aus dem Jahr 2017 im vergangenen Jahr auf 3,8 Millionen geschrumpft.

Auch beim neuen Bettenhaus "M" gebe es Grund zur Freude: Mitte nächsten Jahres soll das Gebäude bezugsfertig sein und "liegt damit voll im Zeit- und Kostenplan", so Spetzger. Doch wie will er den logistisch und zeitlich sportlichen Einzug ins Haus "M" angehen? Unter anderem das hat ka-news.de ihn im Interview gefragt.

Herr Spetzger, Ihr erstes Jahr als medizinischer Geschäftsführer des Städtischen Klinikums ist bald vorbei - welche Bilanz ziehen Sie aus der Arbeit der letzten Monate?

 

Video: Melissa Betsch

Nebenher sind Sie auch noch Direktor der Neurochirurgischen Klinik und am KIT in Forschung und Lehre tätig - wie bekommt man das alles unter einen Hut?

 

Video: Melissa Betsch

Der Kampf gegen den Fachkräftemangel im Pflegebereich gehört ebenso zu Ihren Aufgabenfeldern. Welche Maßnahmen haben Sie hier ergriffen und welche sollen noch folgen?

 

Video: Melissa Betsch

Welche Herausforderungen in diesem Bereich werden auch in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten auf das Städtische Klinikum zukommen?

 

Video: Melissa Betsch

Gerade wird das neue Bettenhaus "M" gebaut und soll Mitte 2021 bezogen werden - wie gehen Sie an diese logistische und zeitliche Herausforderung heran?

 

Video: Melissa Betsch

Ab 2021 soll ein neuer medizinischer Geschäftsführer übernehmen - wie gut oder schlecht tut dem Städtischen Klinikum ein solch recht häufiger Wechsel in der Chefetage?

 

Video: Melissa Betsch

Welchen Herausforderungen möchten Sie sich nach Ihrem Ausscheiden aus der Chefetage widmen?

 

Video: Melissa Betsch
ka-news.de-Hintergrund: Uwe Spetzger

Uwe Spetzger wurde Ende 2018 vom Aufsichtsrat interimsmäßig für maximal zwei Jahre zum medizinischen Geschäftsführer des Städtischen Klinikums Karlsruhe ernannt. Der Grund: Es soll eine kontinuierliche Fortführung der Bauprojekte am Klinikum gewährleistet werden können. Spetzger ersetzt damit Dr. Hans-Jürgen Hennes an der Seite des kaufmännischem Geschäftsführers Markus Heming.

Uwe Spetzger stammt aus Karlsruhe und besuchte hier die Grundschule und das Humboldt-Gymnasium. Nach dem Militärdienst studierte er in Heidelberg und Zürich und arbeitete in Chicago, Aachen und Freiburg. 2002 wurde er mit 39 Jahren Direktor der Neurochirurgischen Klinik des Karlsruher Klinikums. Diese Funktion übt er auch nun weiterhin aus.

Seit 2005 ist Spetzger Fakultätsmitglied des KIT-Instituts für Anthropomatik der Fakultät für Informatik, an dem er auch lehrt, sowie designierter Präsident der Deutschen Akademie für Neurochirurgie.