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Hamburg Untergrenzen nicht eingehalten

Krankenhäuser haben zu wenig Pflegepersonal

Jetzt wirbt Jens Spahn in Mexiko um Pflegekräfte

Seit Anfang des Jahres gelten in Deutschland Untergrenzen beim Pflegepersonal. Diese werden in Schleswig-Holstein zum Teil deutlich unterschritten. In Mexiko wirbt Gesundheitsminister Spahn um Fachkräfte.

Quelle: WELT

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Seit Anfang des Jahres gelten Pflegepersonaluntergrenzen in Krankenhäusern. Im Norden werden diese jedoch um durchschnittlich zehn Prozent unterschritten. Die Abweichungen schwanken jedoch deutlich.

Die Krankenhäuser in Schleswig-Holstein verfehlen die vom Bundesgesundheitsministerium vorgegebenen Untergrenzen beim Pflegepersonal zum Teil deutlich. Die Standards werden im Schnitt um zehn Prozent unterschritten, wie aus der Antwort des Gesundheitsministeriums auf eine Kleine Anfrage der SPD-Landtagsabgeordneten Birte Pauls hervorgeht. Die Angaben bezogen sich auf das zweite Quartal dieses Jahres. Die Abweichungen schwankten demnach zwischen 6,6 Prozent im April nachts in der Unfallchirurgie und 17,3 Prozent im Mai tagsüber in der Kardiologie.

„Die Antwort macht mich sprachlos“, kommentierte Pauls. Gerade die Personaluntergrenzen müssten eingehalten werden, damit das Patientenwohl nicht gefährdet wird. Die Untergrenzen orientierten sich auch nur an einem Mindeststandard und nicht an den wirklich fachlichen Anforderungen.

Ob mit Einführung der Untergrenzen Pflegepersonal aufgestockt oder eventuell Betten gesperrt wurden, konnte das Ministerium nicht sagen. „Zu der Personalausstattung und der Personalbeschaffung liegen der Planungsbehörde keine Angaben vor.“ Pauls bescheinigte der Landesregierung „ein großes Maß an Desinteresse“.

Pauls forderte ein gesetzliches Personalbemessungssystem, das für alle Bereiche der stationären Pflege ausgelegt ist und das die fachlichen Aspekte in den Mittelpunkt stellt. „Wir müssen es hinbekommen, dass Dienstpläne verlässlich sind, ein Frei ein Frei ist und ein Urlaub ein Urlaub.“

Die Pflegekräfte müssten wieder so arbeiten können, wie ihr Berufsethos es vorsieht, und nicht, wie die ökonomischen Rahmenbedingungen es vorgeben. „Nur dann werden wir es schaffen, dass die Pflegekräfte länger in ihrem Beruf tätig sind und der Beruf wieder attraktiv wird.“

Verdi-Gesundheitsexperte: „Wir brauchen endlich Konsequenzen“

Aus Sicht des Gesundheitsministeriums zeigen die Daten, dass die Betreuungsverhältnisse Patient zu Pflegekraft überwiegend eingehalten werden. In sehr vielen Schichten lägen sie über den Vorgaben, sagte ein Sprecher. Es komme aber vor, dass es in einzelnen Schichten in bestimmten Situationen anders sei – wenn Pfleger kurzfristig ausfallen oder auf einer Station mit 20 Betten ein 21. Patient ankommt, der aus medizinischen Gründen nicht abgewiesen wird.

Kliniken und Krankenkassen arbeiteten an Verbesserungen, hieß es. Das Land werde die weitere Entwicklung für die Krankenhausplanung auswerten und dann mit Kliniken und Kassen darüber sprechen. Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) begrüßte das Instrument der Personaluntergrenzen grundsätzlich. Die Umsetzung müsse aber ausgewertet werden. Untergrenzen ersetzten keine Personalbedarfsermittlung und erst recht keine Fachkräftegewinnung. „Wir brauchen insgesamt eine Reform der Krankenhausfinanzierung, die auch zu Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und damit bei der Personalgewinnung beitragen soll“, sagte Garg.

Eine gesetzliche Personalbemessung, die sich nicht an Untergrenzen orientiert und für alle Bereiche gilt, forderte Verdi-Gesundheitsexperte Steffen Kühhirt. „Wir brauchen endlich Konsequenzen wie Bettensperren oder Stationsschließungen, Maßnahmen, die sofort helfen und die Beschäftigten entlasten.“ Außerdem müsse der Pflegeberuf attraktiver werden, mit stabilen Arbeitszeiten, mehr Geld und einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

„Profitstreben fällt den Einrichtungen nun auf die Füße“

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz reagierte alarmiert. Es räche sich, dass in Deutschland Hunderttausende Pflegestellen in Krankenhäusern in den vergangenen 20 Jahren abgebaut worden seien, sagte Vorstand Eugen Brysch. „Dieses Profitstreben fällt den Einrichtungen nun auf die Füße.“

Wenn Personaluntergrenzen nicht eingehalten würden, müsse das Konsequenzen haben. „Denn Leidtragende sind die Patienten.“ Um nicht mit der Sicherheit der Patienten zu spielen, müssten Betten gesperrt werden. „Es braucht endlich eine Gesamtlösung, um gefährliche Pflege überall zu verhindern.“ Der Bundesgesundheitsminister müsse jetzt Statistiken für alle Krankenhäuser in Deutschland vorlegen.

dpa

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