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Krankenhäuser in Delmenhorst und Stenum Hart an der Grenze

Gesperrte Betten vor allem auf Intensivstationen sind bundesweit in Krankenhäusern ein Problem. Auch im Delmenhorster Josef-Hospital ist das ein Thema. In Stenum dagegen nicht.
16.10.2019, 18:19 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Hart an der Grenze
Von Andreas D. Becker

Die Zahlen klingen alarmierend: Laut einer Untersuchung des Deutschen Krankenhausinstituts mussten 37 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland dieses Jahr bereits Betten auf ihren Intensivstationen stilllegen. In Niedersachsen waren geringfügig weniger Häuser betroffen, nämlich 34 Prozent. Das jedenfalls erklärt die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft. Der Grund ist ganz häufig derselbe: Es fehlt an qualifiziertem Personal, um die erforderliche Versorgung von Patienten zu gewährleisten.

Florian Friedel kennt das Problem mit den abgemeldeten Intensivbetten auch. Der Geschäftsführer des Josef-Hospitals Delmenhorst sagt aber, dass das weniger an Personalengpässen liege. So gut wie nie sei dies bisher vorgekommen. Die Schwierigkeit sei eher etwas ganz anderes: „Da wir keine ausreichende Anzahl an Einzelzimmern haben, können immer wieder Betten aus hygienischen Gründen nicht belegt werden.“ 16 Intensivbetten stehen in Delmenhorst. Die Auslastung ist trotz dieser Schwierigkeiten aber gut gewesen. Im vergangenen Jahr lagen im Jahresdurchschnitt 14,5 Patienten darin, in diesem Jahr sind es bisher 14,2 Patienten. Genau diese sehr gute Auslastung sorge ebenfalls dafür, dass das JHD seine Intensivbetten bei der Leitstelle in Oldenburg immer mal wieder abmelden muss. Schlicht, weil das Haus voll ist. „Dieses Problem könnten wir nur durch eine Vergrößerung der Intensivstation lösen. Ob das vor der Fertigstellung des Neubaus wirtschaftlich sinnvoll ist und ob es überhaupt gelingen kann, diese zusätzlichen Betten pflegerisch und ärztlich zu besetzen, wird derzeit intern diskutiert“, erklärt Friedel.

Auch auf anderen Stationen müssen die Delmenhorster immer mal wieder Betten sperren. Friedel nennt sie „periphere Stationen“. Dies sei in der Regel auch mit fehlendem Personal zu erklären, vor allem bei kurzfristigen krankheitsbedingten Ausfällen. Patienten sollten davon aber eigentlich gar nichts mitbekommen. „Diese Sperrungen dienen dann aber der gleichmäßigeren Verteilung der Patienten im Haus und führen nicht dazu, dass wir Patienten abweisen müssen. Es handelt sich also mithin eher um eine Maßnahme des internen Bettenmanagements. Einen Anstieg können wir insoweit nicht feststellen, vielmehr ist es in den letzten Monaten gelungen, die Notaufnahme für Nicht-Intensivpatienten stets aufnahmebereit zu halten.“ Von daher wirken sich diese Maßnahmen auch auf die Einnahmesituation des Hauses aus. Auf der Intensivstation sei das anders, gibt Friedel zu, allerdings lasse sich das nicht in Zahlen ausdrücken.

Diese Probleme, über die so viele Krankenhäuser landesweit klagen, kennen sie in Stenum in der Orthopädischen Fachklinik nicht. „Und darüber sind wir sehr froh“, erklärt Klink-Sprecherin Daniela Wolff. Auch als es dem Stenumer Fachkrankenhaus finanziell schlecht ging, waren Bettensperrungen nie ein Thema. „Das hätte bei einem Haus unserer Größe auch eher einen gegenteiligen Effekt erzeugt“, sagt die Sprecherin. Statt von den erhofften Spareffekten zu profitieren, hätten den Stenumern wohl eher die entgangenen Einnahmen zugesetzt. „Zum anderen sind wir als orthopädische Fachklinik nicht von der Regelung zu Personaluntergrenzen betroffen.“ Anfang 2019 wurden die Pflegepersonaluntergrenzen für Intensivstationen, die Kardiologie, Unfallchirurgie und Geriatrie erlassen. Doch selbst wenn diese Grenzen auch für die Orthopädie gälten, „wären wir dennoch personell so aufgestellt, dass wir diese Vorgaben erfüllen oder sogar übertreffen würden. Wir leisten uns im Interesse der Patienten einen vergleichsweise hohen Personalschlüssel und scheinen auch für Fachpersonal als Arbeitgeber so interessant zu sein, dass wir freie Stellen in der Regel schnell nachbesetzen können“, erklärt Daniela Wolff.

Sowohl in Delmenhorst als auch in Stenum werden die Personaluntergrenzen übrigens als richtig eingeschätzt. „Allerdings“, wendet Florian Friedel ein, „wird hier der zweite Schritt vor dem ersten gemacht. Es wäre sicher sinnvoll gewesen, wenn die Bundesregierung zunächst dafür Sorge getragen hätte, dass überhaupt ausreichend Pflegepersonal zur Verfügung steht. Ich kann aber verstehen, dass man nicht mit der Einführung der Personaluntergrenzen warten wollte, bis man die Versäumnisse bei der Ausbildung von Pflegekräften aufgeholt hat.“ Allerdings werde dieser Schritt auch Folgen haben, ist sich der Delmenhorster Geschäftsführer sicher. Denn zukünftig werde es durch die Ausweitung der Personaluntergrenzen wohl oder übel zu Einschränkungen in der Versorgung kommen.

Aus dem Johanneum in Wildeshausen war zu dem Thema in dieser Woche keine Stellungnahme zu erhalten.

Siehe auch Seite 1 bis 2 des WESER-KURIER.

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