Natürlich kennen Sie ihn, den an und für sich lustigen Spruch von der durchschnittlichen Tiefe des Sees und der Tatsache, dass die Kuh trotzdem ertrunken ist. Wie viele Sprüche hat auch er einen ernsten Hintergrund: Das Leben ist weitaus facettenreicher, als es Bürokraten anhand von Zahlen und Statistiken manchmal ausrechnen. Das sollte ganz speziell beim höchsten Gut dieses Lebens, der Gesundheit, gelten. Wo mehr ältere Menschen leben, da müsste es auch mehr Ärzte geben, da ältere Menschen einfach öfter die Hilfe eines Mediziners benötigen. Und weil ältere Menschen oft nicht mehr so mobil sind, sollte ihnen eben nicht eine 30-Kilometer-Strecke bis zum nächsten Augenarzt zugemutet werden. Und nein, es ist nicht zu verstehen, warum ein Versorgungsgrad von 81,8 Prozent keine Unterversorgung sein soll, sondern erst ein Grad unter 75 Prozent. Fakt ist doch: In beiden Fällen gibt es zu wenig Hausärzte. In all diesen Fragen ist der Gesetzgeber gefordert. Er muss die Bedingungen schaffen, damit die Gesundheitsversorgung sowohl in den Ballungsgebieten als auch im ländlichen Raum annähernd gleich gut ist. Sonst haben wir irgendwann ein durchschnittlich gesundes Land, obwohl einige Teile in Wahrheit dahinvegetieren.

Thomas Engelhardt