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Auftakt einer ungewöhnlichen Partnerschaft: Eine echte Uniklinik für den Landkreis

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Einen starken Partner hat sich der Landkreis mit dem Klinikum „Rechts der Isar“ ins Boot geholt. 
Einen starken Partner hat sich der Landkreis mit dem Klinikum „Rechts der Isar“ ins Boot geholt. © Foto: DPA

Das Klinikum „Rechts der Isar“ der Technischen Universität München will in Zukunft eng mit der Krankenhaus GmbH des Landkreises Weilheim-Schongau kooperieren. Von der Zusammenarbeit versprechen sich beide Seiten immense Vorteile.

Landkreis – Landrätin Andrea Jochner-Weiß (CSU) sparte nicht mit Superlativen, als sie am Freitag im Kreistag den Tagesordnungspunkt 6 aufrief: „Das ist ein sehr großer Meilenstein in der Entwicklung unserer Krankenhaus GmbH, eine Brücke der universitären Medizin in unsere Krankenhäuser“, sagte sie, als sie den ärztlichen Direktor des Klinikums „Rechts der Isar“ aus München, Prof. Markus Schwaiger, in Kreistag begrüßte.

Der kam sofort zur Sache: „Wir haben gerade einen so genannten ,Letter of Intent’ unterschrieben, also eine Vereinbarung, dass unser Klinikum in Zukunft intensiv mit der Krankenhaus GmbH Weilheim-Schongau zusammenarbeiten möchte“, sagte er. Der Kreistag applaudierte.

Das sei wesentlich mehr als nur eine watteweiche Absichtserklärung, sagte Klinik-Geschäftsführer Thomas Lippmann gestern im Anschluss an die Kreistagssitzung. Schon jetzt habe man konkrete Themenbereiche definiert, in der Arbeitsgruppen konkrete Kooperationsmöglichkeiten ausloten sollen. Doch wie können die ungleichen Partner – das Klinikum „Rechts der Isar“ hat 5500 Mitarbeiter, die Krankenhaus GmbH weniger als ein Fünftel – so zusammenarbeiten, dass beide Seiten etwas davon haben?

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Gerade diese Unterschiede seien reizvoll für beide Seiten. „Es gibt Sachen, die kann ein Krankenhaus wie das unsere nicht leisten“, sagt der Weilheimer Geschäftsführer Lippmann klipp und klar. Das Münchner Klinikum führe in 43 hochmodernen OP-Sälen rund 40 000 Operationen pro Jahr durch, organisiere 2000 geförderte Forschungsprojekte pro Jahr, betreue 280 Promotionen und 40 Habilitationen. Hier sitzen weltweit anerkannte Spezialisten.

Das sorgt allerdings auch für zahlreiche Probleme: Das Klinikum in München könne räumlich nicht mehr wachsen, räumte sein ärztlicher Direktor Markus Schwaiger ein. Pflegepersonal zu finden, sei mittlerweile „ein Riesenproblem“. Er brachte ein Beispiel: Konkret wird gerade über eine enge Zusammenarbeit bei der Behandlung von Schlaganfallpatienten gesprochen. Hier sind die Münchner Experten, haben alle technischen Möglichkeiten, die sich in Weilheim oder Schongau niemand leisten könnte. Nach 48 Stunden, wenn die akute Gefahr für den Patienten gebannt ist, könnte dieser in Zukunft dann allerdings wieder zurück nach Weilheim oder Schongau verlegt werden.

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Die Münchner hätten in diesem Fall schneller das Bett für den nächsten kritischen Fall frei, der Patient wäre wieder näher an seinen Verwandten in der Heimat, die Ärzte in Weilheim wüssten durch eine genau abgestimmte Kommunikation und Telemedizin exakt, wie der Patient weiter behandelt werden soll.

Beide Seiten betonten, dass es nicht darum gehe, dass die Fälle, die durch die Fallpauschalen viel Geld bringen, nach München abgezogen werden und in Weilheim „nur“ noch die Pflege übrig bleibt. Statt dessen „soll für die Patienten das Optimum erreicht werden“, so Geschäftsführer Lippmann.

Zukunft des Gesundheitswesens: Kooperation statt Konkurrenz

„Wir gestalten gemeinsam die Zukunft des Gesundheitswesens, das von Kooperation statt Konkurrenz geprägt sein soll. Wir bauen parallele Strukturen im Oberland ab“, versprach der ärztlich Direktor aus München.

Nun soll an die Umsetzung gegangen werden. Damit möglichst bald der behandelnde Arzt aus Weilheim seinem hochspezialisierten Kollegen in München ganz problemlos und unbürokratisch und einfach Daten und Fotos eines Patienten schicken kann, bei der er sich unsicher ist. Gemeinsam würden die beiden dann schnell entscheiden können, wo dem Patienten besser geholfen werden kann: Hier zu Hause oder „Rechts der Isar“.

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