Die Klinik in Rathenow spielte eine Rolle im Gespräch, da dort 2019 die modernisierte Stroke Unit (Stroke=Schlag, Unit=Einheit), also eine besondere Versorgung für Schlaganfall-Patienten, eröffnet wurde. Eine Tele-Neurologie ist dem Standort ebenfalls angeschlossen. Sie gewährleistet eine 24-stündige Kontaktaufnahme zu Neurologen, die sich via Monitor den Patienten auch ansehen können. Die Klinik hat zwei Neurologen angestellt, die sowohl in Rathenow als auch in Nauen tätig sind.
Die Alterstraumalogie widmet sich älteren Menschen, die gestürzt sind. Die Problematik von Stürzen nimmt mit dem Alter zu, die Folgen sind oft schwerwiegend und die Behandlung zeitintensiv. Altersgerechte Behandlung, wieder auf die Beine kommen und hinterher ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen, das sind die Ziele dieser Abteilung, die sich als interdisziplinär, versteht. Das heißt, Unfallchirurg und Geriater (Altersmediziner) arbeiten gemeinsam an der Genesung des Patienten.
Laut einer Studie des Bundes, in der alle deutschen Krankenhäuser begutachtet wurden, gehört das Krankenhaus in Rathenow zu den 120 notwendigen Krankenhäusern. "Ohne die Klinik hätten wir in dieser Region einen großen, weißen Fleck", sagte Grigoleit.
Zudem blieb der dortige Kreißsaal offen, als der in Nauen wegen Personalmangels für etwa ein Jahr dicht gemacht werden musste. Erst seit Anfang Dezember kommen wieder Babies im Nauener Krankenhaus zur Welt.
Auch 2020 hat einiges zu bieten aus Sicht der Havelland-Kliniken. Das gegenüber dem Standort in Nauen im Bau befindliche Gesundheitszentrum soll im März fertiggestellt sein. Hier ziehen Arztpraxen, eine Radiologie und die Apotheke ein. Für den Bau in Wustermark laufen die Planungen auf Hochtouren. Hier soll es noch in diesem Jahr ans Bauen gehen. Grigoleit betont: "Unsere Seniorenpflegeeinrichtungen sind tatsächlich für hochgradig pflegeintensive Menschen, Pflegegrad 3-5, gedacht." In der Klinik Nauen wird die Intensivstation modernisiert.
Ein weiter wichtiges Thema bleibt die Geschwindigkeit, mit der es zu Notfällen geht: "Wir wollen 95 Prozent aller Einsätze im Rahmen der 15-minütigen Hilfsfrist absolvieren", so Grigoleit. Bisher liege diese Frist bei 92 Prozent. Die Hilfsfrist ist die Zeit, die vergeht zwischen dem Einsatzbefehl aus der Leitstelle bis zum Eintreffen am Einsatzort.
Über diese Definition hatte es Unklarheiten gegeben, wie Grigoleit ausführte. In mancher Rechnung wurde vom Eingang des Notrufs gerechnet. "Wenn man bedenkt, wie aufgeregt die Leute sind, die den Notruf wählen, und die Tatsache, dass es im Havelland eben doch mehr als nur eine Karl-Marx-Straße gibt, dann verstreicht schon bei diesem Telefonat viel Zeit", sagte der Kliniken-Chef. Auf Hindernisse wie Straßensperrungen und Baustellen habe der Rettungswagenfahrer auch keinen Einfluss. Was helfen könne, die Frist zu verkürzen, Rettungsfahrzeuge ohne wenn und aber durchlassen. "Verzögerungen durch andere Verkehrsteilnehmer kennt man leider auch im Havelland", beklagte Grigoleit.
Was die Rettungsfahrzeuge angeht, meinte er, bräuchte es neue, angepasste Pläne. Zusätzlich zu den Transportwegen arbeite man in den Havelland-Kliniken an besseren Ersthelfer-Möglichkeiten vor Ort. Im ländlichen Raum könnte eine Vernetzung von medizinisch geschultem Personal helfen.
Insgesamt sieht Grigoleit für 2020 große Herausforderungen auf das Unternehmen zukommen. Er erwartet ein wirtschaftlich schwieriges Jahr. Die nächsten fünf Jahre würden nicht alle Krankenhäuser überstehen. Doch jene, die es schaffen, würden Bestand haben.
Es habe bisher, aufgrund der neuen Personaluntergrenzen in der Pflege, noch keine Bettensperrungen in den beiden Kliniken gegeben, sagte er. Dennoch sei die Personalfrage für ihn eine der dringlichsten, wie Jörg Grigoleit gleich mehrfach betonte. Die Politik sei gefragt, um Lösungen zu finden. Er selbst erklärte vor den Journalisten, das Unternehmen werde mehr Geld für die Ärzte und den Pflegedienst ausgeben. "Wir haben die Gehälter angehoben", sagte er. Und zukünftig sollen die Neueinsteiger in der Altenpflege genauso bezahlt werden wie die Mitarbeiter aus der Krankenpflege.
Das freut womöglich insbesondere junge Leute, die sich in den Havelland-Kliniken ausbilden lassen. Das neue Ausbildungszentrum hat Ende 2019 in Nauen eröffnet, den Bedarf an Pflegekräften werde man auch damit nicht langfristig decken können, so Grigoleit. Er plant in einem zweiten Bauabschnitt das bestehende Gebäude zu vergrößern, so dass die Schule 300 Auszubildende aufnehmen könnte. Derzeit können hier 170 zukünftige Pflegekräfte ausgebildet werden. Allerdings bedarf es hier einer Förderung. "Das können wir nicht allein stemmen", gab er kund.