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Dass das Spital Wattwil in ein Pflegezentrum umgewandelt werden soll, stösst nicht nur bei der Gemeinde auf Unverständnis. Auch der Toggenburger Ärzteverein spricht sich gegen den Vorschlag aus.
(pd/lim) Die Spitalstrategie des Kantons St.Gallen gibt zu reden. Die jüngsten Pläne der Regierung, das Spital Toggenburg in ein Pflegezentrum umzuwandeln, haben in der Region Entrüstung ausgelöst. Jetzt nimmt auch der Toggenburger Ärzteverein Stellung – und übt Kritik.
«Aus ärztlicher Sicht kann man über all dies nur den Kopf schütteln, denn an den tatsächlichen medizinischen Bedürfnissen scheint sich niemand zu orientieren», schreibt Uwe Hauswirth, Präsident des Toggenburger Ärztevereins in einer Stellungnahme. Er weist darauf hin, dass es sich bei den Verantwortlichen in der Regierung und im Lenkungsausschuss «nahezu ausnahmslos» um Nichtmediziner handle. Zur Vernehmlassung der Ende Oktober 2019 vorgestellten «4plus5»-Regierungsvorlage sei der Toggenburger Ärzteverein nicht eingeladen worden. «Aus diesem Grund erachten wir es als unsere Pflicht, die Grundzüge unserer dennoch eingereichten Vernehmlassung publik zu machen.»
Der Ärzteverein spricht folgende Punkte an:
Der Toggenburger Ärzteverein kommt zum Schluss, dass im Spital Wattwil weiterhin ein medizinisches stationäres Basisangebot der Inneren Medizin und der Allgemeinchirurgie bestehen bleiben muss.
Als zusätzliche regionalspezifische Leistungen sollten mindestens Akutgeriatrie und geriatrische Rehabilitation sowie wie bisher die in der Schweiz einzigartige Alkoholkurzzeittherapie angeboten werden. «Ansonsten werden der Bevölkerung empfindliche Einschränkungen und Qualitätseinbussen in der medizinischen stationären und ambulanten Grundversorgung zugemutet, die so von der Regierung bewusst verschwiegen werden.»
Die Ärztegesellschaft des Kantons St.Gallen nimmt ebenfalls Stellung in einer Medienmitteilung. Sie anerkennt die Notwendigkeit einer Strategiereform bei den öffentlichen Spitälern. Die von der Regierung vorgeschlagene «4plus5»-Strategie lehnt sie in dieser Form aber ab. «Die minimalistische personelle und medizinische Ressourcenausstattung zeigt, dass mit den GNZ keine qualitativ hochstehende Medizin mit teilweiser stationärer Behandlung angeboten werden kann. Solche GNZ können weder die medizinischen Bedürfnisse der Bevölkerung erfüllen noch wirtschaftlich betrieben werden», heisst es in der Medienmitteilung. Im Sinne einer optimalen medizinischen Versorgung fordert die Ärztegesellschaft eine zielführende Klärung des Rollenverständnisses und der Aufgabenteilung zwischen den freipraktizieren-den Ärztinnen und Ärzten und den Spitälern. Sie erwartet vom Regierungs- und Kantonsrat «massgebliche Korrekturen» an der vorgestellten Spitalstrategie. Der Fokus soll insbesondere über den eigenen Kanton hinaus gerichtet werden, da die Patientinnen und Patienten letztlich «mit den Füssen abstimmen» und das für sie beste kantonale oder ausserkantonale Angebot wählen werden, heisst es weiter. (pd/lim)
Für den Toggenburger Ärzteverein stellt auch ein ambulantes Gesundheits- und Notfallzentren GNZ in Wattwil, in der von der Regierung vorgeschlagenen Art, keine Alternative zu einem Spitalbetrieb dar – da damit langfristig und nachhaltig keine adäquate Grund- und Notfallversorgung im Toggenburg gewährleistet werden könne, weil diese GNZ nicht als Hausarztpraxen fungierten, sondern als Akquisitionsstellen für das künftige Universitätsspital St. Gallen.
Zudem werde mit dem GNZ-Modell in ein bewährtes und gesetzlich verankertes System eingegriffen, das viel mehr Kosten produziert sowie die niedergelassene Ärzteschaft konkurrenziert und existenziell bedrohe, wodurch das eigentliche Problem des Hausarztmangels in den ländlichen Regionen nicht in Angriff genommen werde. «Im Gegenteil die sinnvollen Ausbildungsstätten vor Ort werden eingestampft.»