Röntgenaufnahme eines Tuberkulose-Patienten
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Science

Krankenhäuser beginnen beim Röntgen auf Bleischürzen zu verzichten

Einige Krankenhäuser in den USA haben begonnen, ihre Patienten während des Röntgens nicht mehr mit einer Bleischürze auszustatten. Radiologen und Mediziner hegen nun Zweifel daran, ob die Sicherheitsmaßnahme tatsächlich vor der Röntgenstrahlung schützt. Wie abc News berichtet, sollen die Bleischürzen den Patienten lediglich ein gutes Gefühl geben.

Mit der Strahlenschutzschürze werden die Geschlechtsorgane von Patienten sowie ungeborene Kinder während des Röntgens verdeckt. Die von abc News zitierten Forschungsgruppen stellten nun neue Überlegungen vor. Die Bleischürze könnte die Genauigkeit der Röntgen-Ergebnisse reduzieren und sogar für eine Verstärkung der Strahlenbelastung sorgen.

"Streuung" durch Schutzkleidung

Demnach könnte das Röntgengerät die Strahlung erhöhen, um die von der Bleischürze verdeckten Bereiche besser zu erreichen. Zudem könne eine "Streuung" der Strahlung stattfinden. Dabei wird in den Körper gelangte Strahlung beim Austritt aus dem Körper von der Schutzkleidung reflektiert und kann sich im Gewebe ablagern.

"Es gibt dabei eine große psychologische Komponente, bei Patienten und Mitarbeitern. Wie geht man etwas an, das so tief in den Köpfen der Mitglieder des Gesundheitssektors und der Patienten verwurzelt ist", erklärt Rebecca Mash die Problematik beim jährlichen Treffen der radiologischen Gemeinschaft von Nordamerika. Auf Basis des österreichischen Strahlenschutzgesetzes von 1969 werden hierzulande seither Strahlenschutzmittel wie Schutzkleidung für medizinische Untersuchungen vorgeschrieben. Marsh gibt an, es gäbe keine wissenschaftlichen Beweise, dass Föten durch Röntgenstrahlen geschädigt würden. 

Organisationen fordern Umdenken

Die American Association of Physicists in Medicine fordert eine erneute wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Gefahren von Röntgenstrahlen. Sie vermuten, Bleischürzen wären so schwierig zu positionieren, dass sie selten die richtigen Körperstellen schützen würden. Sie und andere Organisationen wie die Food and Drug Administration veröffentlichten bereits Empfehlungen, die Schutzmaßnahmen für Patienten nicht mehr anzuwenden. Mitarbeiter sollen sich selbst aber weiterhin mit Bleischürzen vor den Strahlen schützen.

Marsh berichtet, dass weitere Gruppen in Kanada, Australien und Großbritannien das Abschaffen der Sicherheitsschürze befürworten. In einigen Krankenhäusern in den USA werde bereits ohne Bleischürze geröntgt. Allerdings würden viele Patienten die Schutzmaßnahme fordern, da sie "beruhigend" wirken. Laut Marsh würden viele weitere Krankenhäuser allerdings über eine Änderung ihrer offiziellen Strahlenschutzbestimmungen nachdenken. In Österreich ist der Einsatz der Schutzkleidung gesetzlich vorgeschrieben und kann nicht nach eigenem Ermessen der Mediziner abgesetzt werden. 

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