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Pflege Geht der Gesundheitswirtschaft die Puste aus?

Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Nürnberg hat die Gesundheitsbranche unter die Lupe genommen.

Von Bernd Kaufholz 21.01.2020, 00:01

Magdeburg l Wissenschaftler des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg haben die Gesundheitsbranche in Sachsen-Anhalt unter die Lupe genommen. Ihr Ergebnis: Die Branche boomt wie kaum eine andere im Land – aber das Personal wird knapp. Sie plädieren deshalb für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Gehälter.

1. Gesundheitswirtschaft wächst wegen demografischem Wandel überdurchschnittlich:
„Die Gesundheitswirtschaft ist in puncto Wertschöpfung und Beschäftigung die Boom-Branche in Sachsen-Anhalt“, erklärt Dr. Michaela Fuchs, Autorin der Studie. Zwischen 2010 und 2018 wuchs die Zahl der Beschäftigten in der Gesundheitswirtschaft um über 16 Prozent, während die Beschäftigung insgesamt im gleichen Zeitraum um rund sieben Prozent stieg. 129.400 Männer und Frauen sind mittlerweile etwa in einem Krankenhaus, einer Arztpraxis, im Altenheim, als Masseur, im Sanitätshaus oder in der Pharmabranche beschäftigt. Das ist nahezu jeder sechste sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Land. Zentraler Motor ist laut Michaela Fuchs der demografische Wandel. „Damit steigt der Bedarf an Gesundheitsprodukten, ärztlicher Behandlung und Pflegedienstleistungen“, so Fuchs weiter.

Die Gesundheitswirtschaft sei eine Frauen- und Teilzeitdomäne und wenig international. Der Anteil der weiblichen Beschäftigten liege bei 80 Prozent. 46 Prozent der Beschäftigten arbeiteten in Teilzeit. Nur zwei Prozent der Beschäftigten seien Ausländer, berichtete Fuchs.

2. Altenpfleger wechseln häufiger den Beruf:
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die Treue zum Job ist in der Gesundheitswirtschaft sehr unterschiedlich verteilt. Während Sprechstundenhelfer und Krankenschwestern ihrem Beruf eher länger treu bleiben, wechseln etwa Altenpfleger häufiger in einen anderen Beruf. „Das hat auch mit der Attraktivität der einzelnen Pflegeberufe zu tun, sowohl mit den Arbeitsbedingungen als auch mit der Bezahlung“, erklärt Kay Senius, Chef der Arbeitsagenturen.

So verdienen Krankenpfleger im Schnitt 2982 Euro brutto im Monat, während Altenpfleger 2150 Euro verdienen. Zum Vergleich: Das Medianentgelt für alle Vollzeitbeschäftigten insgesamt liegt in Sachsen-Anhalt bei 2595 Euro.

3. Altenpflege - 24 Arbeitslose auf 100 Stellen:
Insbesondere in der Altenpflege sind laut Studie Fachkräfteengpässe zu verzeichnen. Dort kommen rechnerisch auf 100 gemeldete Stellen für Fachkräfte nur 24 Arbeitslose.

171 Tage dauert es, bis eine ausgeschriebene Stelle für Fachkräfte in der Altenpflege besetzt werden kann. Bei den Krankenpflegern kommen 35 Arbeitslose auf 100 Stellen für Fachkräfte, die durchschnittliche Vakanzzeit beträgt 139 Tage.

4. Senius: „Berufe in der Gesundheitswirtschaft müssen viel attraktiver werden!“
Die Gesundheitswirtschaft wird allein schon durch die demografische Entwicklung an Bedeutung gewinnen. Gerade in der Altenpflege stehen wir beim Thema „Fachkräftesicherung“ vor großen Herausforderungen. Es muss gelingen, die Berufe attraktiver zu machen und aufzuwerten, die Entgelte zu steigern und die Teilzeitquote zu verringern.

5. Anwerbung von Fachkräften im Ausland muss systematisiert werden.
„Darüber hinaus muss die Anwerbung von Fachkräften im Ausland systematisiert werden, damit wir keinen Pflegenotstand bekommen“, erklärte Kay Senius.