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Krankenschwester der Uniklinik soll versucht haben, fünf Babys zu töten

Ulm / Lesedauer: 3 min

Der Frau soll den Säuglingen Morphium verabreicht haben. Die Babys litten zeitgleich an lebensbedrohlichen Atemproblemen.
Veröffentlicht:29.01.2020, 23:51

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Der Alptraum aller jungen Eltern, die denken, ihr Neugeborenes ist in guter Obhut: Eine Krankenschwester der Universitätsklinik Ulm steht im Verdacht, kurz vor Weihnachten fünf Kindern einer Ulmer Säuglingsstation Morphin verabreicht zu haben.

Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch mitteilen, soll die Krankenschwester am Mittwochnachmittag dem Haftrichter vorgeführt werden. Ihr wird gefährliche Körperverletzung und versuchter Totschlag in fünf Fällen vorgeworfen.

Babys haben zeitgleich lebensbedrohliche Atemprobleme

Demnach sollen in den frühen Morgenstunden des 20. Dezember 2019 in einem Zimmer in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in Ulm fünf Frühgeborene zeitgleich an lebensbedrohlichen Atemproblemen gelitten haben. Sie waren alle in einem Zimmer untergebracht.

Das Krankenhauspersonal soll sofort reagiert haben, sodass nach derzeitiger ärztlicher Einschätzung die Kinder die Situation folgenlos überstanden haben. Die Kinder wurden nach Hause entlassen.

Nach Angaben der Uniklinik wurde unverzüglich das Gesundheitsamt informiert. Auch mit den Eltern sei sogleich gesprochen worden, heißt es in einer Mitteilung. Auch Krankenhaushygiene, Virologie und Klinikleitung seien involviert gewesen.

Als Ursache wurde zunächst eine Infektion vermutet. Nach einer Urinuntersuchung konnte dies jedoch ausgeschlossen werden. Allerdings wurden in Urinproben aller Kinder Rückstände von Morphin festgestellt.

Die Uniklinik bildete daraufhin einen Krisenstab. Auch die Eltern seien sofort über die Ursache des Vorfalls unterrichtet worden.

Klinik-Leitung schaltet die Polizei ein

Da zwei der Kinder im Rahmen der Notfallversorgung kein Morphin verabreicht worden war, wandte sich die Leitung des Universitätsklinikums Ulm nach Bekanntwerden der Untersuchungsergebnisse am 17. Januar an die Polizei.

Polizei und Staatsanwaltschaft haben daraufhin nach eigenen Angaben die Ermittlungen im Universitätsklinikum aufgenommen. Behandlungsunterlagen sowie das Betäubungsmittelbuch wurden durchsucht und werden derzeit von Ermittlern ausgewertet.

Am Dienstagvormittag wurden auf Anordnung des Amtsgerichts Ulm sechs Objekte bei Personen durchsucht, die im fraglichen Zeitraum Dienst auf der Frühgeborenenstation hatten.

Spritze mit Muttermilch und Morphin im Spind gefunden

Dabei wurde in einem Spind in der Umkleide des Klinikums eine Spritze mit Muttermilch gefunden, die nach den ersten Ergebnissen der kriminaltechnischen Untersuchung das Schmerzmittel Morphin enthält.

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Ulm wird die Krankenschwester, welcher der fragliche Spind zugeteilt ist, am Mittwochnachmittag dem Haftrichter des Amtsgerichts Ulm vorgeführt.

Im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft und des Polizeipräsidiums Ulm wollen die Ermittler die bisherigen Ergebnisse und den aktuellen Sachstand bekannt geben. Diese wurde auf Donnerstag, 30. Januar, um 11 Uhr angesetzt.

Auch das Universitätsklinikum Ulm will sich am Donnerstag um 15 Uhr bei einer Pressekonferenz zu dem Fall äußern.

„Wir bedauern es sehr, dass es zu einem solchen Zwischenfall gekommen ist und entschuldigen uns ausdrücklich bei den Eltern und Kindern dafür. Die Sorge der Eltern um die Gesundheit ihrer Kinder können wir alle sehr gut nachempfinden“, werden Professor Dr. Udo X. Kaisers, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Ulm, und Professor Klaus-Michael Debatin, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Ulm, in einer Mitteilung zitiert.