Die erwartete Welle an Neuinfektionen und damit eine Zunahme an Corona-Patienten in den Kliniken des Landkreises Konstanz ist ausgeblieben. „Über das Osterwochenende war es recht ruhig“, erklärt Marcus Schuchmann, Ärztlicher Direktor am Konstanzer Klinikum und erntet in einer Video-Pressekonferenz Zuspruch seines Singener Kollegen Frank Hinder. Doch die Chefärzte warnen davor, darin schon einen großen Wendepunkt zu sehen. Dennoch bereiten sie ihre Häuser auf eine schrittweise Rückkehr zum Normalbetrieb vor. Und das aus gutem Grund.

Marcus Schuchmann, Ärztlicher Direktor in Konstanz: „Über das Osterwochenende war es recht ruhig.“
Marcus Schuchmann, Ärztlicher Direktor in Konstanz: „Über das Osterwochenende war es recht ruhig.“ | Bild: GLKN

Schnelles Handeln notwendig

Und dieser Grund sind kranke Menschen, die sich angesichts der Coronakrise nicht trauen, ein Krankenhaus aufzusuchen – es aber dringend müssten. Marcus Schuchmann meint damit jene, die zum Beispiel leichte Schlaganfälle oder Herzinfarkte erlitten. Gerade bei diesen Patienten sei Zeit ein wichtiger Faktor. Je schneller sie behandelt werden, desto besser sind ihre Chancen auf Genesung. Stattdessen befürchtet der Ärztliche Direktor eine Verharmlosung der gesundheitlichen Situation nach der Devise: Das ist schon nicht so schlimm; oder die Furcht, sich im Krankenhaus anzustecken.

Erkrankung nicht zu Hause aussitzen

„Nicht zu Hause aussitzen“, mahnen Marcus Schuchmann und Frank Hinder und meinen damit auch all jene mit anderen möglicherweise schwerwiegenden Erkrankungen. Zudem gebe es derzeit keinen Anhaltspunkt darauf, dass sich Mitarbeiter oder Patienten in den Kliniken mit dem Coronavirus angesteckt hätten.

Frank Hinder, Ärztlicher Direktor in Singen: „Es hat sich eine große Patientenzahl angestaut.“
Frank Hinder, Ärztlicher Direktor in Singen: „Es hat sich eine große Patientenzahl angestaut.“ | Bild: Lucht, Torsten

Geplante Eingriffe stauen sich auf

Es gibt noch einen zweiten Grund, weshalb Frank Hinder und Marcus Schuchmann so schnell wie möglich, aber so sinnvoll und vorsichtig wie nötig zurück zum normalen Klinikbetrieb wollen: „Es hat sich eine große Patientenzahl angestaut.“ Als sich die Krankenhäuser auf die Behandlung von Covid-19-Patienten eingestellt haben, haben sie zeitgleich planbare Eingriffe verschoben. Die Anzahl wird nicht weniger, im Gegenteil, und diese Fälle müssen abgearbeitet werden.

„Das wird ein atmendes System“

Also lautet die Frage für die Chefärzte: Wie können wir wieder mehr normalen Krankenhausbetrieb gewährleisten? „Wir machen das auf Sicht“, erklärt Singens Ärztlicher Direktor Frank Hinder. Es komme auf das Augenmaß an. Die Kliniken müssten jederzeit reagieren können. Übersetzt bedeutet das am Beispiel der planbaren Eingriffe: Nimmt die Zahl der stationär zu behandelnden Corona-Patienten wieder zu, würden die Kliniken wieder mehr in den Krisenmodus zurückwechseln. „Das wird ein atmendes System“, so drückt es Marcus Schuchmann aus.

So viele Infizierte in Krankenhäusern

Der Betrieb in den zum Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz zählenden Krankenhäusern in Singen und Konstanz laufe angesichts der Behandlung der Corona-Patienten stabil. In Konstanz lägen derzeit 13 Patienten mit Covid-19-Erkrankung, fünf davon auf der Intensivstation, zwei müssten beatmet werden, erklärt Marcus Schuchmann. Es stünden für den Ernstfall noch ausreichend Beatmungsgeräte zur Verfügung. Zwei Patienten aus dem Elsass erwarte aufgrund ihrer Genesung die Entlassung aus der Klinik.

Hier liegen zehn Corona-Patienten: im Singener Krankenhaus. Bild: SK
Hier liegen zehn Corona-Patienten: im Singener Krankenhaus. Bild: SK

Fünf Patienten auf Intensivstation

Frank Hinder berichtet in der vom Landratsamt geführten Pressekonferenz von zehn Patienten mit Covid-19 am Singener Klinikum, fünf davon lägen auf der Intensivstation, vier würden beatmet. Bei 16 weiteren Patienten seien noch Abklärungen notwendig. Auch am Hohentwiel gebe es für den Ernstfall noch ausreichend Beatmungsgeräte.

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Chefarzt rät zur vernünftigen Vorsicht

Angesichts der zuletzt geringeren Zunahme an neu Infizierten und auch mit Blick auf recht ruhigen Tage über Ostern in den Kliniken wagt Landrat Zeno Danner keine Aussage darüber, ob der Höhepunkt an Corona-Erkrankungen im Landkreis erreicht ist. Erfreulich sei, dass der Verlauf zuletzt linear und nicht mehr exponentiell gewesen sei. Chefarzt Marcus Schuchmann sagt hierzu: „Vorsicht ist vernünftig.“ Die größte Herausforderung sei, die lang andauernde Belastung zu bewältigen.