Mitarbeiter befürchten Gehaltseinbußen Sana-Klinik verteidigt Teilverkauf an umstrittene Firma

Düsseldorf · Mitarbeiter sind entsetzt über die Pläne und befürchten deutliche Gehaltseinbußen. Die Linke spricht sich gegen einen Verkauf an Med360Grad aus, da diese keine Tarifverträge biete und weil gegen den Chef der Firma sogar eine Betrugsanzeige laufe.

 In Benrah und Gerresheim (Foto) sind 40 Mitarbeiter betroffen.

In Benrah und Gerresheim (Foto) sind 40 Mitarbeiter betroffen.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Der Konzern der Sana-Kliniken hält an seinen Plänen für den Verkauf der radiologischen Abteilungen an den Standorten Benrath und Gerresheim weiter fest und verteidigte diese. „Sana setzt an seinen Krankenhäusern in NRW auf eine Kooperation mit der Med360 Grad“, sagt eine Sprecherin auf Anfrage unserer Redaktion. Das Unternehmen erbringe „hochwertige diagnostische radiologische Leistungen für die Krankenhäuser“, beschäftige auch eigene Mitarbeiter. Im Falle der beiden Düsseldorfer Kliniken sei wiederum auch „eine Übernahme von Krankenhausmitarbeitern geplant“. Als „verantwortungsbewusster Arbeitgeber“ lege Sana „bei einem Thema wie dem Betriebsübergang Wert auf faire Lösungen“, so die Sprecherin. Deshalb würden zurzeit Gespräche mit Mitarbeitern und Betriebsrat laufen, um „detaillierte vertragliche Fragen zu erörtern. Von der Übernahme wären rund 40 Mitarbeiter betroffen.

Die Nachricht, dass der Konzern seine Radiologieabteilungen an die Firma Med360Grad verkaufen will, hatte zuvor für Aufregung und Empörung unter Mitarbeitern gesorgt, die eine Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen, vor allem deutliche Gehaltseinbußen befürchten. Auch die Linke sprach sich gegen den Verkauf an die Firma aus, die „aufgrund fehlender Tarifverträge und einer Betrugsanzeige der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) in der Kritik“ stehe. So hatte die Kasse im Februar Strafanzeige gegen den Chef der Radiologie-Firma, Winfried Leßmann wegen unzulässiger Zusammenarbeit mit seiner Ehefrau erstattet. Dem Radiologen aus Leverkusen wird vorgeworfen, beachtliche Arzneimittelgeschäfte mit Kontrastmitteln über seine Frau abgewickelt zu haben und damit gegen das „sozialrechtliche Verbot der ,unzulässigen Zusammenarbeit’“ verstoßen zu haben. Dieses besage, dass Leistungserbringer niedergelassene Ärzte nicht „gegen Entgelt oder Gewährung sonstiger wirtschaftlicher Vorteile an der Durchführung der Versorgung mit Arzneimitteln beteiligen oder solche Zuwendungen im Zusammenhang mit der Verordnung von Arzneimitteln gewähren“ dürfen.  

Angelika Kraft-Dlangamandla, Sprecherin der Linken Ratsfraktion, kritisiert, dass die Stadt über den Aufsichtsrat keine Einfluss mehr auf die Entscheidung nehmen könne. „2007 hat eine Ratsmehrheit der CDU die städtische Mehrheitsbeteiligung an den Kliniken verhökert. 2019 haben SPD, Grüne und FDP noch einmal 23,9 Prozent der Sana-Anteile verkauft.“ Dieser Rückzug aus der Gesundheitsversorgung sei  nicht im Interesse der Stadt gewesen.  Udo Bonn, Sprecher der Linken, findet, dass die Pläne der Sana-Leitung zeigten, „wohin Gewinnsucht führt“. Was beim Wohnungsbau schon „in die soziale Katastrophe geführt hat, wird nun bei der Gesundheitsversorgung Düsseldorfs nachgemacht.“ Für den Verkauf an die Med360Grad könne „wohl nichts gesprochen haben als der Preis.“ Für die Beschäftigten sei der Verkauf an eine Firma, die keinen Tarifvertrag habe, eine Zumutung: „Aktuell zeigt uns das Coronavirus drastisch, dass wir lebenswichtige Bereiche nicht dem Markt überlassen dürfen.“

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