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Auch in Liestal müssen die Spitalmitarbeitenden des Kantonsspitals Baselland 12-Stunden-Schichten schieben. Das sei unnötig, kritisieren SP und Gewerkschaften.
Aus Regionaljournal Basel Baselland vom 21.04.2020. Bild: Keystone
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Kantonsspital Baselland 12-Stunden-Schichten auf allen Bettenstationen

Seit Kurzem müssen die Spitalangestellten nicht nur im Corona-Spital Bruderholz, sondern auch in Liestal, Zwölf-Stunden-Schichten arbeiten.

Die Frühschicht von 7 Uhr bis 19 Uhr 30, die Nachtschicht von 19 Uhr bis 7 Uhr 30: Zwei Mal Zwölf-Stunden-Schichten mit zwei Mal dreissig Minuten Pausen. So arbeiten nicht nur die Angestellten des Kantonsspitals Baselland im Corona-Spital auf dem Bruderholz. Seit einer Woche gilt auch für alle Spitalangestellten auf den Bettenstationen am Standort Liestal, wo es keine Corona-Patientinnen und -Patienten hat, die Zwölf-Stunden-Schicht.

Bei der Gewerkschaft des Spitalpersonals, beim Vpod der Region Basel, kann dies die Präsidentin und SP-Nationalrätin Samira Marti nicht verstehen: «Wenn eine 12-Stunden-Schicht in der Krise notwendig ist, um Menschenleben zu retten, dann stehen wir hundertprozentig dahinter. Eine solch umfassende Einführung von 12-Stunden-Schichten auf so vielen Abteilung wie im Kantonsspital Baselland aber ist wahrscheinlich schweizweit einmalig.« Deshalb deutet einiges auf eine Überreaktion hin. 12-Stunden-Schichten müssten immer ultima ratio, also das allerletzte Mittel sein.

Unispital will, dass das Personal durchhält

Nicht nur die Gewerkschaft des Spitalpersonals sieht das so. Auch das grösste Spital in der Region, das Universitätsspital Basel, teilt diese Einschätzung: Auch beim Unispital hätten die Verantwortlichen «sehr intensiv» darüber diskutiert, ob sie 12-Stunden-Schichten einführen müssten, erklärt Unispital-Sprecher Nicolas Drechsler. «Wir haben uns gegen 12-Stunden-Schichten entschieden, weil wir das Gefühl haben, dass die Belastung auf die Dauer zu hoch wäre fürs Personal. Wenn wir davon ausgehen, dass diese Krise anhält, dann müssen wir darauf achten, dass das Personal auch in ein paar Wochen noch durchhalten kann und dies, glauben wir, ist schwierig mit 12-Stunden-Schichten.»

Kategorisch ausschliessen will man auch am Unispital nicht, dass man einmal umstellen muss. Allerdings sei dies nur angezeigt, wenn man kurzfristig einen sehr starken Ansturm von Corona-Patientinnen und Patienten erwarten müsse, einen Peak der Welle also. Denn das Personal müsse sich nach einem solchen Sondereinsatz nach ein paar Wochen auch wieder erholen können. Von einem solchen Peak sei man allerdings zur Zeit weit weg. Im Gegenteil: So sinke die Zahl der hospitalisierten Patientinnen und Patienten weiter.

Das ist im Kanton Baselland nicht anders wie ein Blick auf die Zahlen zeigt.

Seit Ende März sinkt die Zahl der hospitalisierten Corona-Patienten.
Legende: Hospitalisierte Covid-19-Fälle im Kanton Baselland Seit Ende März sinkt die Zahl der hospitalisierten Corona-Patienten. Am 14. April führte das Kantonsspital am Standort Liestal die 12-Stunden-Schicht ein. Kanton BL

Seit Ende März sinkt die Zahl der hospitalisierten Corona-Patientinnen und -Patienten auch im Kanton Baselland. Trotzdem führte das Kantonsspital am 14. April am Standort Liestal, wo keine Corona-Patienten behandelt werden, auf allen Betten-Stationen 12-Stunden-Schichten ein.

Es stellt sich die Frage: Wieso stellt das Kantonsspital ausgerechnet jetzt, am 14. April, am Standort Liestal grossflächig auf 12-Stunden-Schichten um, wo doch Corona-Patienten ausschliesslich im Bruderholz-Spital behandelt werden?

Keine Antworten vom Kantonsspital

Das Kantonsspital Baselland wollte die Fragen zu den 12-Stunden-Schichten des Regionaljournals Basel nicht beantworten: «Das Kantonsspital Baselland und der Vpod haben sich darauf geeinigt, das Thema «12 Stunden-Schichten» im konstruktiven Gespräch aufzuarbeiten. Deshalb sehen wir davon ab, uns gegenüber Medien dazu zu äussern», so die Antwort des Kantonsspitals.

Als Anhaltspunkt bleibt deshalb nur ein Brief an die Gewerkschaften. Darin schreibt das Kantonsspital, es gehe darum, auf die zu erwartete Welle von Corona-Patienten vorbereitet zu sein. Dazu brauche es diese 12-Stunden-Schichten auch am Standort Liestal. «Wenn mehr Personal längere Schichten schiebt, ist es unvermeidlich, dass auch andere Abteilungen im gleichen Rhythmus arbeiten müssen. Dies gilt insbesondere für die Gastronomie, die Reinigung und die Wäscherei.» Und weiter: «Um sicherzustellen, dass wir bei Bedarf Mitarbeitende aus Liestal sehr schnell im Bruderholz einsetzen können, haben wir auch Teams 'in Warteposition' zum Teil bereits auf die 12-Stunden-Schicht umgestellt»

Offen bleibt damit auch die Frage, worin sich die Situation im Baselbiet von der Restschweiz dermassen stark unterscheidet, dass das Kantonsspital so grossflächig auf 12-Stunden-Schichten umstellen musste. Auch diese Frage bleibt unbeantwortet.

Regionaljournal Basel, 17:30 Uhr

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