Corona
«Schon etwas paradox»: Klinik Obach während Pandemie geschlossen – jetzt wird Betrieb wieder hochgefahren

Nach dem 24.März arbeitete die Solothurner Klinik Obach intensiv mit dem Bürgerspital zusammen und musste schliessen. Direktorin Yvonne Neff Lüthy ist erleichtert, dass wieder so etwas wie Normalität Einzug hält.

Balz Bruder
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Sechs Wochen nach der Schliessung wird der Betrieb in der Klinik Obach wieder hochgefahren.

Sechs Wochen nach der Schliessung wird der Betrieb in der Klinik Obach wieder hochgefahren.

Hanspeter Bärtschi

Diesen Tag wird Yvonne Neff Lüthy, seit November 2019 Direktorin der Klinik Obach, so schnell nicht vergessen. Am 24. März wurden das Bürgerspital Solothurn (BSS) und die Privatklinik quasi eins. Um möglichst grosse Kapazitäten bei der intensivmedizinischen Betreuung von Covid-19-Patienten schaffen zu können, ordnete der Kanton die Zusammenführung des entsprechenden Fachpersonals an (auch der Pallas Klinik Olten, übrigens). Konkret waren 11 Obach-Angestellte im BSS, alle aus den Bereichen OP-Pflege, Anästhesiepflege, Aufwachraum, Intermediatcare und Intensivpflege im Einsatz.

Eine einschneidende Massnahme, wie Neff sagt: «Auf Grund des Abzugs unseres Personals aus dem perioperativen Bereich mussten wir unseren Betrieb gänzlich einstellen.» Ohne Fachkräfte für Narkosen oder das Instrumentieren konnte die Klinik keine Eingriffe mehr durchführen. Kam hinzu: «Auch die Belegärzte hatten keine Möglichkeiten mehr, allfällige Notfallpatienten gemäss Verfügung operieren zu können.» Und der Rücklauf von Patienten aus dem Bürgerspital beschränkte sich auf ein Minimum: «Es wurden lediglich zwei Patienten zu uns verlegt – die Schliessung war die logische Konsequenz aus der gesamten Situation heraus», sagt Neff. Trotz dieses massiven Eingriffs betont die Obach-Direktorin: «Die Zusammenarbeit zwischen der Obach und dem BSS war hervorragend.»

Zusammenarbeit nach Pandemie fortführen

Es sei gelungen, innert kürzester Zeit ein Konzept für das Gesundheitsamt und den Kantonsarzt zu erstellen und zu präsentieren. Neff: «Eine unkomplizierte, zielorientierte und effiziente Kooperation.» Resultat sei «eine Verschmelzung von Bürgerspital und Obach im Sinne des gemeinsamen Auftrags für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung gewesen». Für Neff ist denn auch klar: «Diese konstruktive Zusammenarbeit würde ich gerne auch nach der Pandemie fortführen.»

Allerdings unter anderen Vorzeichen, versteht sich. Denn die Schäden, die der einmonatige faktische Lockdown verursacht hat, sind zwar zum heutigen Zeitpunkt noch nicht genau zu beziffern, doch der Ertragsausfall sei «enorm», sagt Yvonne Neff. Dazu kämen Mehrkosten für Sicherheitsvorkehrungen, die getroffen sowie Schutzmaterialien, Medikamente usw., die für das Worst-Case-Szenario beschafft werden mussten. Auf Grund der Schliessung musste Obach zudem Kurzarbeit anmelden. «Wir versuchen nun, alle unsere Mitarbeitenden möglichst breit einzusetzen, um hoffentlich bald aus der Kurzarbeit zu kommen», sagt Neff.

Wirtschaftlich und psychologisch wichtig

Eine Situation, aus der die Klinik mit der Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit möglichst rasch herauskommen will. «Dass wir wieder ohne Einschränkung tätig sein können, ist nicht nur aus wirtschaftlicher, sondern auch aus psychologischer Sicht sehr wichtig für uns», führt Neff aus. Denn eine geschlossene Klinik während einer Pandemie sei «schon etwas paradox». Mitarbeitende konnten nicht mehr arbeiten und Belegärzte mussten Patienten vertrösten – «eine nicht ganz einfache Situation für alle Beteiligten», resümiert die Obach-Direktorin.

Und fügt an: «Wir haben trotz allem noch keinen ganz regulären Betrieb und arbeiten momentan nach einem Konzept der Safe Clinic.» Dieses umfasst strenge Kontroll-, Untersuchungs-, Screening- und Hygienemassnahmen. Neff: «Obach war bis anhin Covid-frei – und das wollen wir zum Schutz unserer Patienten und Mitarbeitenden auch weiterhin bleiben.» Gleichzeitig müsse gewährleistet sein, dass die Klinik ihre Ressourcen im Fall einer zweiten Welle innert kürzester Zeit wieder zur Verfügung stellen könne. Das ist zwar zweifellos eine Notwendigkeit, aber wenn es keine Neuauflage der Situation am 24. März gibt, ist es Yvonne Neff Lüthy auch recht. Mehr als dies sogar.

Spitalgruppe fordert Anpassung der Tarife

Die 1922 gegründete Privatklinik Obach gehört zur Swiss-Medical-Network-Gruppe (SMN) und hat gestern ihre Tätigkeit wie andere Spitäler, Kliniken, Ärztinnen und Ärzte sowie medizinische Fachpersonen wieder aufgenommen. Für das Unternehmen ist klar, dass der Kampf gegen die Pandemie eine gemeinsame Herausforderung bleibt. Gleichzeitig macht die in 13 Kantonen tätige SMN darauf aufmerksam, dass damit auch erhebliche Kosten verbunden sind. Es brauche deshalb «eine offene und konstruktive Diskussion unter Einbezug aller betroffenen Parteien im Hinblick auf eine vorübergehende Anpassung der Tarife zu Lasten der Krankenkassen, um die Mehrkosten auszugleichen», hält die Spitalgruppe fest. Dies auf Grund der Minderaufwendungen der Kassen ohne Auswirkungen auf die Prämien 2021. (bbr.)