© Felix Adler und Lucas Wahl für ZEIT ONLINE

Seit Beginn der Corona-Pandemie sind die Krankenhäuser im Ausnahmezustand. Für Krankenpfleger, Ärztinnen, Putzkräfte, Klinikköche und Techniker ist das Virus eine enorme Herausforderung. Wie erleben sie die Pandemie? Was halten sie von den Lockerungen? Und was muss sich nach der Krise ändern? Zum Tag der Arbeit erzählen hier 100 Krankenhausangestellte aus ganz Deutschland von ihrem Alltag auf Station. Unsere Fotografinnen und Fotografen haben sie mit Sicherheitsabstand und unter Einhaltung der Hygienevorschriften bei der Arbeit besucht.

© Jacobia Dahm für ZEIT ONLINE

Isabelle Lepp, Berlin, Gesundheits- und Krankenpflegerin, Notaufnahme

»Ich arbeite in der Notaufnahme eines Krankenhauses, das auch eine Kinderklinik hat. Wir haben jetzt in der Notaufnahme Kinder und Erwachsene getrennt. Das war wichtig, da Kinder Corona übertragen können, ohne Symptome zu zeigen. Deshalb besorgt es mich, wenn jetzt die Schulen wieder öffnen und die Kinder das Virus verbreiten können. Dann könnten wir in Gefahr geraten. Es kommt nämlich vor, dass Patienten sich von uns ohne Schutzausrüstung vorbereiten lassen und erst dem Arzt von ihren Symptomen berichten.«

»Wegen der Besuchseinschränkungen habe ich zusammen mit dem Gemeindepfarrer ein kleines Telefonnetz zu den Senioren aufgebaut. Wir rufen sie vermehrt an und führen sehr wertvolle und hilfreiche Gespräche. Wenn ich im Krankenhaus Besuche mache, trage ich einen Mundschutz. Man könnte zwar glauben, dass er bei den Gesprächen stört, aber man kann auch in den Augen seines Gegenübers lesen und verstehen.«

Jörg Heidmann, Neunkirchen und Saarbrücken, Klinikseelsorger

© Felix Adler für ZEIT ONLINE

Robert Stöhr, Leipzig, Oberarzt in der Notaufnahme

»Die Beschränkungen waren unfassbar wichtig, weil wir die Zeit gebraucht haben, um Kapazitäten zu schaffen. Ich würde mir wünschen, dass alle Menschen in Deutschland sehr gut überlegen, wie viel sie sich privat oder beruflich vornehmen, da wir die Folgen noch nicht abschätzen können. «

»Meine Arbeit ist gerade interessanter denn je. Wir lernen jeden Tag neu dazu, was den Patienten hilft – zum Beispiel profitieren sie davon, wenn sie oft auf dem Bauch gelagert werden. Das macht die Arbeit allerdings auch anstrengender als zuvor. Bevor ich zu den Patienten gehe, muss ich mir eine Haube, eine Maske, Handschuhe und einen Plastikkittel überziehen. Von der Maske kriege ich manchmal Kopfschmerzen, und aufgrund des Kittels komme ich jedes Mal schweißgebadet aus dem Zimmer.«

Anne M., Stuttgart, Gesundheits- und Krankenpflegerin

© Lêmrich für ZEIT ONLINE

Tina Spindler, Mannheim, Vorarbeiterin in der Bettenaufbereitung

»Meine Mitarbeiter in der Bettenaufbereitung wurden geschult und setzen die neuen Hygienemaßnahmen gut um. Wir haben endlich mal Zeit, unsere Aufgaben normal abzuarbeiten. Als Vorarbeiterin kümmere ich mich darum, wenn nicht genügend Wäsche vorhanden ist, Aufträge falsch weitergegeben wurden oder es keine Flurbetten mehr gibt. Für die Zeit nach der Krise wünsche ich mir mehr Anerkennung für diejenigen, die den Krankenhausbetrieb aufrechterhalten. Das sind nicht nur Pfleger und Ärzte. «

»Auf unserer Station sind alle angespannt, wir haben einige Corona-Patienten. Keiner weiß, wie viele noch kommen, und jeder hat Angst, sich anzustecken. Besonders schwierig ist der Umgang mit Covid-Patienten, die dement sind. Sie verstehen nicht, warum sie in ihrem Zimmer bleiben müssen. Dadurch sind sie eine Gefahr für alle. Aber einsperren können wir sie natürlich nicht. Meistens reicht es, auf sie einzureden. «

Verena Krauser, Nürnberg, Ärztin für Innere Medizin

© Marcus Simaitis für ZEIT ONLINE

Carola Holzner, Essen, Oberärztin, Notaufnahme

»Menschen mit Herzinfarkten oder Schlaganfällen kommen aus Angst vor der Ansteckung nicht mehr in die Notaufnahme. Sogar dann nicht, wenn ihre Brustschmerzen bis in die Arme ausstrahlen. Ein paar Tage später kann man das abgestorbene Gewebe nicht mehr herstellen. Das kann irreparable Folgen haben. Jeder sollte wissen, dass wir da sind und jeden Notfall aufnehmen. Und auch für das Besuchsverbot gibt es Ausnahmen. Niemand muss alleine sterben. Wir tun alles, damit die Familien zusammenkommen können.«

© Jacobia Dahm für ZEIT ONLINE

Bruno Tegel, Berlin, Assistenzarzt, Kardiologe

»Vor ein paar Wochen hatten wir einen Patienten, der total stabil war, als er eingeliefert wurde. Er hatte weder Husten noch Fieber. Nach ein paar Wochen ist er an Covid-19 gestorben. Das war überraschend und sehr traurig. Aber es hat dazu beigetragen, dass wir uns nicht nur auf unser klinisches Gefühl verlassen, sondern viel testen.«

»Wir Pfleger sind das Kanonenfutter: Wir tragen nur einen normalen Mundschutz. Die FFP-Masken sind in einem Tresor weggeschlossen. Wenn ich eine brauche, muss ich mich rechtfertigen. Beim Erstkontakt mit einem Patienten ohne Verdacht darf ich eine solche Maske nicht tragen. Neulich stellte sich bei einem Patienten später heraus, dass er Corona hatte. Danach musste sich die ganze Station testen lassen. Außerdem sollen wir auch arbeiten, wenn wir infiziert sind und keine Symptome haben. Das finde ich fahrlässig.«

Patrice M., Berlin, Fachpfleger Anästhesie

© Felix Adler für ZEIT ONLINE

Marcus Franke, Leipzig, Gesundheits- und Krankenpfleger, Stationsleiter Intensivstation

»Letzte Woche betreuten wir zwei italienischen Patienten, die wir leider verloren haben. Beide waren an Corona erkrankt. Das hat uns getroffen, weil wir sie drei Wochen lang versorgt haben. So was sind prägende Erlebnisse. Der eine war sehr jung, der andere etwas älter. Zwei andere Patienten hingegen konnten wir von der Intensivstation verlegen. Das war ein großartiger Moment. Im Kollegium fragen wir uns: Wieso haben es die einen geschafft, die anderen nicht? Gerade haben wir keinen kritischen Covid-Patienten. Aber ich rechne damit, dass wir durch die Lockerungen wieder welche bekommen. «

»Ich habe in der Corona-Krise selbst viele Sorgen. In wenigen Monaten soll mein Arbeitsvertrag auslaufen. Die Klinik, an der ich so viele Jahre gearbeitet habe, wird geschlossen. Es sei denn, wir finden einen neuen Träger. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Wir verfügen zwar über keine Corona-Station, haben aber viele Patienten behandelt, die woanders nicht aufgenommen werden konnten. Notfälle, dringende OPs, alles, was auch noch gemacht werden muss.«

Viola Köhne, Havelberg, Gesundheits- und Krankenpflegerin

© Felix Adler für ZEIT ONLINE

Elke Thiem, Leipzig, Reinigungskraft

»Im Reinigungsteam sind wir vierzig Leute. Wir arbeiten in kompletter Schutzausrüstung. Das ist mental und körperlich anstrengender, als es vorher war, weil wir sonst nur auf den Isolationszimmern Mundschutz getragen haben. Wir sind froh, dass es noch nicht so heiß ist. An der Zusammenarbeit hat sich bei uns nichts verändert. Wir haben schon immer eine hohe Wertschätzung bekommen – vom Pflegepersonal ebenso wie von Ärzten und der Klinikleitung.«

»Wir operieren derzeit nur, wenn sich der Gesundheitszustand des Patienten ansonsten rapide verschlechtern würde, zum Beispiel, wenn Nerven oder Gefäße wiederhergestellt werden müssen. Was mich überrascht hat, ist die Zunahme an Hobbyheimwerker-Unfällen. Anscheinend wollen viele Menschen im Homeoffice ihre handwerklichen Fähigkeiten testen.«

Alexia Hoffmann, Leer, Assistenzärztin für plastische Chirurgie

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Umut Kayserili, Köln, Gesundheits-und Kinderkrankenpfleger, Intensivstation

»Aktuell betreue ich einen taubstummen Patienten, der im Koma liegt. Wir versuchen, einen Dolmetscher zu organisieren, denn keiner von uns kann Gebärdensprache. Nicht einfach in Zeiten des Besuchsverbots. Doch er soll nicht aufwachen und sich mit niemandem austauschen können.«

»Ich fühle mich angesichts der Corona-Krise hilflos, zerrissen, wütend, traurig und dankbar. Was kommt auf mich zu? Was kann ich tun? Warum muss oder darf ich so etwas erleben? Leider gibt es immer wieder Menschen, egal welchen Alters und welcher Bildung, die diese Situation nicht begreifen. Die neuen Lockerungen werden ihren Teil dazu beitragen. Ich empfinde sie als verfrüht. Niemand kann gewährleisten, dass die hygienischen Maßnahmen eingehalten werden. Die Zahl der Patienten wird zwangsläufig steigen.«

Annegret Pachner, Erfurt, OP-Gesamtleitung

© Marcus Simaitis für ZEIT ONLINE

Canan Emcan, Essen, Pflegekraft, Stationsleitung

»Für mich sind Masken und Schutzanzüge nichts Neues. Seit einigen Jahren arbeite ich auf einer Station, auf der Menschen mit Infektionen wie Tuberkulose, Masern oder Hepatitis behandelt werden. Schade finde ich aber, dass wir erst jetzt Anerkennung erhalten. Wir sind ja auch den Rest des Jahres für die Menschen da.«

© Lucas Wahl für ZEIT ONLINE

Wolfgang Reinpold, Hamburg, Chefarzt für Allgemein- und Hernienchirurgie

»Ich bin froh, dass die Lage hier nicht so eskaliert ist wie in anderen Ländern. Ich wünsche es keinem, als Arzt die Entscheidung treffen zu müssen, einem Menschen die Intensivversorgung vorzuenthalten. Der Patientenansturm, vor dem wir Angst hatten, hat sich noch nicht ergeben. Ich halte die Lockerungen zwar für wichtig, aber wir müssen vorsichtig bleiben. Die Idee zu verfolgen, dass es zu einer Herdenimmunität kommt, finde ich grob fahrlässig. Nicht nur die Risikogruppen sind dann erheblich in Gefahr: Es gibt immer wieder schwerwiegende Krankheitsverläufe bei jungen und gesunden Menschen.«

»Wir haben uns für einen Beruf entschieden, in dem wir immer Erregern ausgesetzt sein können. Wegen der Arbeit, die wir nun zur Diagnostik von Corona leisten, bekommen wir endlich mehr Aufmerksamkeit als sonst. Denn mein Beruf ist einer, den nicht jeder kennt.«

Laura Maaßen, Darmstadt, Medizinisch-technische Assistentin

© Jacobia Dahm für ZEIT ONLINE

Sonja Töpfer, Berlin, Reinigungskraft

»Ich arbeite seit meinem 17. Lebensjahr im Reinigungssektor. Die Ärzte und Schwestern fragen seit Corona öfter, wie es mir geht. Wenn ich die Toiletten putze, dann sagen mir Leute, dass ich gesund bleiben soll und dass ich gute Arbeit mache. Das war vorher nicht so. Das rührt mich schon. Aber wenn auf den Balkonen geklatscht wird, sind nur die Ärzte und Schwestern gemeint. Dabei sind wir Putzkräfte ja auch an der Front. Ich wünsche mir, dass auch wir mehr Anerkennung finden. Wo ich wohne, klatscht niemand.«

© Lucas Wahl für ZEIT ONLINE/​Andere

Peter Niebuhr, Hamburg, Abteilungsleiter Pflege

»Leider gibt es so dreiste Mitmenschen, die unsere Schutzmasken und Desinfektionsmittelvorräte stehlen. Am Anfang haben sie sie sogar mit den Halterungen aus der Wand gerissen. Letztens hat ein Mann am helllichten Tag Desinfektionsmittel in eine mitgebrachte Flasche gepumpt. Da war ich sprachlos.«

»Ich sorge mich um die vielen Menschen, die Angst haben, sich im Krankenhaus anzustecken. Ich beobachte einen Rückgang von 40 bis 50 Prozent bei Patienten mit Verletzungen, dem Verdacht auf Herzinfarkt oder Schlaganfall. Wenn die Leute überhaupt kommen, dann kommen sie kränker und später. Doch wir sind immer noch da: 24 Stunden pro Tag, sieben Tage in der Woche. Alle Notfälle können behandelt werden.«

Christoph Steltner, Kassel, Arzt, Notaufnahme

© Marcus Simaitis für ZEIT ONLINE

Matthias Kochanek, Köln, Oberarzt, Krisenstab

»Wir betreuen Patienten aus Italien. Es ist schön, zu sehen, wie viele Menschen Briefe geschrieben oder sich als Dolmetscher angeboten haben. Die Solidarität ist groß. Covid-19 wird uns sicher die nächsten sechs bis zwölf Monate begleiten. Aber wir sind gut vorbereitet, wenn es jetzt nicht zu extremen Lockerungen kommt.«

»Wir müssen selbst aktiv werden. Das hat mich die Corona-Krise gelehrt. Als klar war, dass so viele Menschen beatmet werden müssen und viele Kollegen die neuen Geräte und Abläufe noch nicht kannten, haben wir gehandelt. Über Wochen hinweg haben wir mit Ärzten und Pflegern aus dem ganzen Land ein Handbuch erstellt. Wir sind "Mediziner für Mediziner" und wollen uns gegenseitig unterstützen. Denn nur gemeinsam schaffen wir das. Vor allem jetzt, wenn die Krankenhäuser wieder in den Normalbetrieb sollen und es zu Lockerungen kommt. Eine zweite Welle droht, und wir wollen vorbereitet sein.«

Florian Kienle, Memmingen, Arzt

© Jacobia Dahm für ZEIT ONLINE

Kathleen Müller, Berlin, Stellvertretende Bereichsleitung Pflege, Lungenstation

»In der vergangenen Woche hatten wir neun Patienten, die wir sehr engmaschig überwachen mussten. Neun Patienten klingt nicht nach viel, aber durch die Schutzmaßnahmen sind wir durchweg beschäftigt: Bei jedem Patienten müssen wir uns frisch umziehen. Außerdem nehmen wir uns für jeden viel Zeit, denn sie haben nur mit uns Kontakt. Mit ihren Angehörigen können sie nur über ihr Handy kommunizieren. Auch jüngere Patienten trifft es. Ich hatte beispielsweise einen Sportler, der erst Mitte vierzig war. Er konnte sich kaum in seinem Zimmer bewegen, die Belastung war einfach zu groß. Mittlerweile ist er aber wieder zu Hause.«

»Ich arbeite größtenteils mit Frühgeborenen, und meine Arbeit ist seit Ausbruch der Pandemie deutlich schwieriger geworden. Väter dürfen ihre Neugeborenen nur in Ausnahmefällen besuchen. Das ist hart, mitanzusehen. Wenn ein Neugeborenes Monate bei uns verbringen muss, können sich die Eltern mit den Besuchen nur abwechseln. Aber wir müssen vorsichtig bleiben: Denn jede Infektion kann für die Kleinen gefährlich werden, insbesondere, wenn die Lungen noch nicht ausgereift sind.«

Katharina Höflich, Neuss, Kinder- und Fachärztin für Neonatologie

© Jacobia Dahm für ZEIT ONLINE

Judith Hotz, Berlin, Ärztin, Notaufnahme

»Wir sehen nicht nur 90-Jährige mit schweren Verläufen, sondern auch deutlich jüngere. Dass die Beschränkungen so schnell gelockert wurden, halte ich für schwierig. Ich befürchte, dass es eine zweite Welle geben wird. Je nachdem, wie rasch sie uns trifft, wird es vielleicht zu spät sein, um sie so frühzeitig wie jetzt aufzufangen. Ich frage mich: Reagiert die Politik bei einer zweiten Welle genauso prompt? Oder heißt es dann: Wirtschaftlich können wir uns einen zweiten Lockdown nicht leisten. Diese Krise zeigt doch, wie wertvoll ein freier Zugang zu einer guten medizinischen Versorgung ist.«

»Es darf nach der Corona-Krise nicht so weitergehen. Der wachsende Kostendruck im Klinikbetrieb macht es schwer, unserem Berufsethos zu folgen und Arzt zu sein. Wir müssen zurück zu einer patientenorientierten Versorgung. Dazu braucht es auch weniger Bürokratie im Alltag und mehr innovative, familienfreundliche Arbeitsmodelle, um die jungen Ärzte der Zukunft weiter für den Beruf begeistern zu können.«

Birgit Terjung, Bonn, Chefärztin für Innere Medizin

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Arne Evers, Wiesbaden, Pflegedienstleiter

»Man hätte den Lockdown länger aufrechterhalten müssen, den Reproduktionsfaktor mehr senken und dann erst schrittweise wieder öffnen dürfen. Ich halte es für realistisch, dass es eine zweite Welle geben wird.«

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Angélique Rückert, Berlin, Empfangsleitung

»Angehörige von Covid-19-Patienten wenden sich zuerst an uns vom Empfang. Sie haben oft Leckereien und liebe Botschaften dabei. Wir haben aber ein Besucherverbot. Trotz Ausnahmeregeln der Klinikleitung können wir die Wünsche der Besucher oftmals nicht erfüllen. Ein Beispiel: Eine Ehefrau durfte nicht zu ihrem Mann. Fünfzig Jahre sind sie schon verheiratet, das erste Mal getrennt. Ich habe auf der Station angerufen, um ihr ein paar Informationen geben zu können. Sie war so dankbar, dass sie mir einen Käsekuchen mit einem Smiley aus Mandarinen gebacken hat.«

»Wir haben Personen, die an einer Psychose leiden und eins zu eins betreut werden müssen. Der Aufwand ist enorm. Wir müssen aufpassen, dass sie ihren Mundschutz tragen und nicht aus ihrem Zimmer laufen. Einsperren können wir sie nicht, da fehlt jede gesetzliche Grundlage. Wir geben genug Schutzmaterial aus, würden am liebsten noch mehr ausgeben, aber müssen auch damit sorgsam umgehen. Wer weiß, was noch kommt. Ich bin eine Halbtagskraft und habe zwei Kinder zu Hause, die schulfrei haben. Die sind zum Glück sehr selbstständig, denn von halbtags ist keine Rede mehr. Corona macht nicht um 15 Uhr Feierabend.«

Marina Waldmann, Ansbach, Fachkrankenschwester für Hygiene und Infektionsprävention

»Eigentlich bin ich schon seit Jahren nicht mehr im Krankenhaus tätig, was auch mit den Zuständen in deutschen Kliniken zu tun hat. In der jetzigen Situation helfe ich aber dort, wo es nötig ist und lasse mich durch die Notarzt-Börse vermitteln. Deshalb helfe ich derzeit in einem Krankenhaus auf einer Station mit evakuierten Pflegeheimbewohnern. Leider konnten wir nicht alle retten. Doch um jeden Einzelnen haben sich meine Kolleginnen gekümmert. Das berührt mich sehr.«

Jens Hahn, Remscheid, Notarzt

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Bernd Gräf, Mannheim, Physiotherapeut, Betriebsrat

»Ich bin besorgt und gespannt, was diese Krise mit unserer Gesellschaft macht: Was sich ändert, wer die Verlierer der Krise sein werden und wer die Gewinner. Es macht mich wütend, wenn ich höre, dass genau die Politiker, die durch ihre Entscheidungen dafür gesorgt haben, dass das Gesundheitssystem kaputtgespart wurde, jetzt als Umfragegewinner dastehen.«

»Bei uns gibt es normalerweise drei Menüs, jetzt aber nur zwei Mittagessen, zwischen denen die Mitarbeiter wählen können. In den ersten Tagen war es schwierig, einzuschätzen, wie viel Essen wir brauchen – auch deshalb, weil keine externen Gäste mehr in unsere Cafeteria kommen. Mittlerweile hat sich das gut eingespielt. Wir haben unser Lager mit Vorräten aufgefüllt und würden bei Lieferschwierigkeiten problemlos drei Wochen weiter kochen können. Weil wir weniger Gerichte zubereiten und die Einnahmen geringer sind, müssen wir jetzt aber beim Personaleinsatz genauer hinschauen.«

Uwe Herrmann, Dessau, Küchenleiter

»Gruppentherapien sind ausgesetzt, wir behandeln die Patienten in Kleingruppen und Einzeltherapien. Das ist nicht einfach, denn wir müssen Vertrauen aufbauen. Und wenn sie von uns nur noch die Augen sehen, werden einige Patienten mit psychotischen Erkrankungen misstrauisch. Viele von ihnen merken, dass in der Welt etwas nicht stimmt, und das beunruhigt sie, bei einigen ist Corona auch Inhalt ihres Wahns.«

Sophie Wenzel, Hamburg, Assistenzärztin, Psychiatrie

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Michelle Appel, Rüdesheim am Rhein, Gesundheits- und Krankenpflegerin

»Der Personalmangel ist nicht nur ein Problem während der Corona-Krise. Deshalb darf unsere Arbeit nicht nur in Krisenzeiten wertgeschätzt werden.«

»Es gibt für uns – auch ohne Covid – viel zu tun. Nicht aus dem Kopf gehen mir dabei Patienten, die aus Angst nicht ins Krankenhaus gekommen, sondern trotz Beschwerden noch zwei oder drei Tage zu Hause geblieben sind. Dabei würde man sich wünschen, dass sie früher gekommen wären.«

Birgit Gottschlich, Pirna, Chefärztin der Anästhesie und Intensivmedizin

»Die Pflege braucht bessere Löhne, Personalaufstockungen, flexiblere Arbeitszeiten, das Verbot von Zwölf-Tage-Diensten am Stück und Früh-auf-Spätdienst-Wechsel, bessere psychologische Betreuung, Fort- und Weiterbildungen und eine starke Vertretung bei politischen Entscheidungen. Bitte vergesst eure Helden nach der Corona-Krise nicht.«

Helena Wagner, München, Gesundheits- und Krankenpflegerin

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Judith Rachel, Berlin, Hebamme

»Es gibt Kliniken, in denen seit Corona keine Begleitperson erlaubt ist – aber eine Geburt ist ein einschneidendes Erlebnis. Deswegen finde ich es gut, wenn die Frau Unterstützung bekommt. Schwangere machen sich ohnehin schon viele Sorgen, und jetzt noch mehr. Etwa 3.000 Kinder werden in unserem Haus entbunden, durch Corona sind das nicht weniger geworden. In zehn Monaten rechnen wir mit einem Geburtenanstieg.«

»Eine Klinik ist kein Unternehmen. Eine Klinik muss dafür da sein, solche Epidemien zu bewältigen. Wir haben in der Pflege seit Jahren einen Notstand. Allein unser Krankenhaus bräuchte 15 Kräfte mehr, um die Pflege-Untergrenzen einhalten zu können. Die Klinik liegt nah an der Grenze zu Luxemburg, dort verdient ein Pfleger für die gleiche Arbeit 1.000 Euro netto mehr. «

Jörg Sponholz, Saarburg, Gesundheits- und Krankenpfleger

»Über die Flure der Kinderklinik hat sich eine tiefe, unheilvolle Stille gelegt. Kein Kinderlachen mehr, kein Stöhnen der Eltern über Wartezeiten. Ich habe große Angst, einem Kind aus Kapazitätsgründen nicht jede Chance geben zu können, weiterzuatmen.«

Luca-Marie S., Stuttgart, Gesundheits-und Kinderkrankenpflegerin

© Lucas Wahl für ZEIT ONLINE

Henning Niebuhr, Hamburg, Leitender Chirurg, Facharzt für Chirurgie und Viszeralchirurgie

»Ich finde die Verschiebung vieler planbarer Operationen problematisch. Mittlerweile können wir die dringendsten Fälle zwar versorgen. Aber ich glaube, dass nach der Krise eine Welle an Operationen und Behandlungen auf uns zukommt. Das wird nicht leicht zu stemmen sein. «

»Es fühlt sich trotz der zusätzlichen Belastungen durch Covid-19 gut an, zu arbeiten. Nicht weil man nun wahrgenommen wird, sondern weil alle Verantwortlichen mehr das Wohl der Patientinnen im Blick zu haben scheinen. Schade nur, dass es eine Pandemie braucht, damit Gesundheitspolitik wieder solidarisch wird. Ich hoffe, wir nehmen aus der Corona-Krise mit, dass es eine patientenzentrierte und nicht eine ökonomisch motivierte Gesundheitsversorgung braucht. «

Clara Matthiessen, Berlin, Ärztin für Innere Medizin

»Bei uns ist die Solidarität riesig, alle arbeiten zusammen. Nicht nur die Ärztinnen und Pfleger leisten viel. Putzkräfte sind ebenso systemrelevant. Sie sind immer da, wenn es eine Grundreinigung geben muss, auch nachts. Eine Kollegin, die als Putzkraft arbeitet, hat mir erzählt, dass sie so erschöpft war, dass sie an der Bushaltestelle eingeschlafen ist, als sie nach Hause fahren wollte.«

Mira Zeilberger, München, Assistenzärztin, Notaufnahme

© privat

Alexander Jorde, Hildesheim, Gesundheits- und Krankenpfleger

»Der Pflegenotstand ist keine unvermeidbare Katastrophe, sondern die Konsequenz verfehlter Gesundheitspolitik. Spätestens jetzt müssen wir alles daran setzen, eine faire Bezahlung für Pflegekräfte zu schaffen. Wir brauchen Schutzmaterial und bessere Arbeitsbedingungen. Auch unser Leben ist schützenswert.«

»Ich bin Anfang 60 und gehöre zur Risikogruppe. Trotzdem bin ich froh, dass ich arbeiten kann. Mir machen die Ausgangsbeschränkungen ohnehin schon stark zu schaffen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das wäre, jetzt auch noch arbeitslos oder in Kurzarbeit zu sein.«

Lonja V., Hamburg, Anästhesiepflegerin

»Es ist paradox: Weil vieles richtig gemacht wurde und Zustände wie in Italien oder an der US-Ostküste verhindert wurden, merkt man kaum, wie richtig die Einschränkungen und die Absage verschiebbarer Krankenhausaufnahmen waren. «

Thomas Pottgießer, Berlin, Gesundheits- und Krankenpfleger, Betriebsrat

© Lucas Wahl für ZEIT ONLINE

Marco Sailer, Hamburg, Chefarzt und Ärztlicher Leiter der Chirurgie

»Eine große Gefahr, die mit Corona einhergeht, sind Fehldiagnosen. Husten und Fieber werden jetzt zuerst mit einem Corona-Verdacht in Verbindung gebracht. Bis der Test zurückkommt, kann es für den Patienten zu spät sein. Neulich hatten wir eine alte Dame, die seit Tagen Fieber hatte. Wir haben einen Abstrich durchgeführt und sie zum Glück weiter untersucht: Die Ursache des Fiebers war ein durchgebrochener Darmtumor. Wir konnten sie mit einer Not-OP retten. Wäre der Darmdurchbruch Stunden später entdeckt worden, wäre es zu spät gewesen. Die Lockerungen sehe ich mit Skepsis. Es hat sich ja nichts geändert: Wir haben immer noch keine Impfung gegen Corona.«

»Eine Klinik gehört nicht in private, gewinnorientierte Hände. Die aktuelle Situation zeigt das deutlich. Gerade machen Kliniken große Verluste, weil Operationen abgesagt werden. Wie notwendig die Eingriffe grundsätzlich sind, ist oftmals fragwürdig. Die Ethik fällt oft dem Profit zum Opfer – das muss sich ändern.«

Christoph O., Fürth, Gesundheits- und Krankenpfleger

»Seit 15 Jahren arbeite ich in der Cafeteria im Krankenhaus. Gerade ist sie geschlossen und ich bin am Empfang eingesetzt. Hier erfahre ich, wie es dem Personal geht, den Reinigungskräften, den Patienten und den Besuchern. Die dürfen ja nicht mehr auf die Stationen. Deswegen überbringe ich kleine Geschenke von den Angehörigen oder hole dreckige Wäsche bei den Patienten ab. Dafür bekommen wir viel Dankbarkeit zurück. Manchmal sogar Pralinen oder Kuchen.«

Brigitte Hübner, Chemnitz, Leiterin der Patienten-Cafeteria

© Felix Adler für ZEIT ONLINE

Katarina Stengler, Leipzig, Chefärztin

»Eine der schlimmsten Einschränkungen für unsere Patienten der Psychiatrie ist der generelle Besucherstopp. Für Menschen, die etwa wahnhafte Psychosen haben, sind außerdem Masken sehr schwierig zu akzeptieren. Viel der Kommunikation verläuft über die Mimik und nonverbal. Wir versuchen den Spagat hinzubekommen zwischen maximalem Verständnis und der Einhaltung der Regeln zum Tragen der Masken.«

»Wenn ich der Pandemie etwas abgewinnen soll, dann sehe ich sie als Innovationsbeschleuniger. Es werden Änderungen umgesetzt, die vorher nicht möglich waren. Ich kann problemlos im Homeoffice arbeiten, schnell und einfach auf Ausfälle und Änderungen in meinem Bereich reagieren. «

Manfred Fieseler, Paderborn, Küchenleiter

»Für mich fühlt sich die Krise wie eine Zwangspause an. Alles scheint stillzustehen, unsere Gesundheit rückt in den Mittelpunkt, und wir erfahren, dass wir nicht alles kontrollieren können. Für meine Arbeit in der Seelsorge haben sich zwei Punkte verändert: Es ist schwieriger für mich geworden, mit einem Mundschutz ein vertrauensvolles Verhältnis zum Patienten aufzubauen, da ein direktes Gespräch viel von nonverbaler Kommunikation lebt. Und die Dankbarkeit der Patienten ist größer. Sie bekommen derzeit keinen Besuch. Umso froher sind sie, wenn die Seelsorge Zeit für sie hat, Gespräche anbietet oder Geburtstagskarten vorbeibringt. Dass einfach jemand da ist, um zuzuhören, ist jetzt wichtiger denn je.«

Juliane Körber, Erfurt, Krankenhausseelsorgerin

»Dass Corona-Patienten oft alleine sterben müssen, macht auch uns zu schaffen. Es gibt aber auch schöne Momente. Ich werde nie vergessen, wie wir unseren ersten intubierten Corona-Patienten entlassen konnten. Oder wie uns Restaurants Essen gespendet haben oder vor der Klinik Danke-Plakate hingen. Hoffentlich vergessen die Menschen nach der Krise nicht, wie wichtig wir sind.«

Anna Sesterhenn, Trier, Gesundheits- und Krankenpflegerin

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Karsten Schmidt, Essen, Oberarzt, Anästhesist

»Für uns war es selbstverständlich, dass wir auch Patienten aus Ländern mit einer medizinischen Notlage helfen. Wir haben deshalb auch Patienten aus Frankreich aufgenommen und versorgt. Der ganz große Sturm auf unsere Klinik blieb bislang aus. Für unser Team ist es eine besondere Zeit.«

© Jacobia Dahm für ZEIT ONLINE

Sandra Delis, Berlin, Oberärztin, Palliativmedizinerin

»In der aktuellen Situation wurden manche Dinge sehr schnell entschieden, auf die man sonst vielleicht länger gewartet hätte: Wir haben auf unserer neuen Covid-19 Station Tablets, sodass die Patienten mit ihren Angehörigen skypen können. Innerhalb von 48 Stunden waren die Geräte da. Außerdem hat unsere Klink eine Notbetreuung für Kinder eingerichtet. Das war keine Initiative der Politik, sondern unseres eigenen Hauses.«

»Besonders traurig macht mich, dass wir so wenig Zeit mit den Corona-Patienten verbringen können. Sie dürfen ja niemanden sehen außer uns. Und wir tragen dann diese Schutzanzüge und müssen das Zimmer sobald es geht wieder verlassen. Das muss sehr einsam sein.«

Julie Baldauf, Hamburg, Gesundheits- und Krankenpflegerin

»Zu Beginn der Krise standen die Pflegeberufe kurz im Fokus der Öffentlichkeit, weil sie systemrelevant sind. Weil uns Bilder wie aus unseren Nachbarländern glücklicherweise erspart blieben, ist nun der Alltag wieder eingekehrt: Es wurde die Mindestbesetzung pro Patientenbett zurückgenommen, 12-Stunden-Dienste eingeführt und befristete Arbeitsverträge abgeschlossen. Mal wieder wurde über uns hinweg entschieden. Wir brauchen dringend eine starke Interessenvertretung für Pflegekräfte.«

Kathrin Zopf, Berlin, Sprecherin der Sektion Endokrinologie-AssistentInnen DGE

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Christina Behncke, Wiesbaden, Gesundheits- und Krankenpflegerin

»Ich befürchte, dass die Infektionsraten bald wieder nach oben steigen werden, weil die Menschen die Situation verkennen und nachlässig handeln. Patienten sind oft unehrlich gegenüber dem medizinischen Personal, wenn sie ihre Krankheitssymptome schildern sollen – sei es aus Unwissenheit, Angst oder Unsicherheit. Tatsächlich kam es schon vor, dass Patienten trotz eines positiven Testergebnisses die Klinik aufsuchten und das erst nach mehrmaligen Nachfragen erwähnten. «

»Bei uns in der Klinik ist die Situation ruhig: Seit mehr als zehn Tagen haben wir keinen neuen Corona-Fall. Wir sind auch gut mit Schutzausrüstung ausgestattet. Als Mensch, der nicht aus Deutschland kommt, habe ich das Gefühl, dass die Regierung hier die Krise bisher gut managt.«

José Luis Gaona-Valencia, Flensburg, Unfallchirurg

»Bei uns hat die Pandemie zu einem Zusammenrücken geführt, der Umgang miteinander ist freundlicher und respektvoller geworden. Ich hoffe, dass diese Zeit zum Nachdenken anregt und wir als Gesellschaft nach der Pandemie eine gewisse Demut bezüglich unseres komfortablen Alltags entwickeln. Eins noch: Brotbacken mit der Familie ist was Feines.«

Marco Ezechieli, Paderborn, Chefarzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sporttraumatologie

»Wie kann es sein, dass mitten in der Krise Krankenhäuser geschlossen werden sollen? Die Klinik, an der ich schon so lange arbeite, soll bald die Türen schließen. Dabei sind wir in einer dünn besiedelten Region. Wir wollen unsere Klinik, unsere Arbeitsplätze und auch unsere Patienten halten. Das geht nur, wenn wir die Krise als Chance begreifen. Der Zeitgeist könnte sich drehen. Denn jetzt haben wir alle begriffen, wie wichtig Kliniken und deren Mitarbeiter sind.«

Antje Schwarzlose, Havelberg, Gesundheits- und Krankenpflegerin

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Alexander Kern, Mannheim, Verwaltung

»Wir aus der Verwaltung des Krankenhauses arbeiten seit einigen Wochen deutlich mehr. Bei Rückfragen der Mitarbeiter müssen wir einfach immer erreichbar sein. Unsere Abteilung betreut außerdem die Mitarbeiter-Corona-Ambulanz. An den Wochenenden und Feiertagen nehmen wir die Mitarbeiter auf und schicken sie zum Abstrich. Jeder Einzelne trägt seinen Teil bei. Es wird Zeit, alle Angestellten im Krankenhaus fair zu vergüten.«

»Wir haben schon immer auf Augenhöhe miteinander gearbeitet, das ist noch besser geworden. Auch Ärzte übernehmen mal pflegerische Tätigkeiten oder beziehen ein Kopfkissen. Ich gehe davon aus, dass mehr an Covid-19 erkrankte Patienten kommen werden, und hoffe, dass auch weiterhin viele Kolleginnen und Kollegen freiwillig in der neuen Station arbeiten.«

Daniela Bohn, Berlin, Bereichsleitung Pflege, Lungenstation

»In der Krise zeigt die Globalisierung ihre Schattenseiten: fehlende Medikamente, Schutzmasken und Beatmungsgeräte. Daran sieht man, dass etwas schiefgelaufen ist in den letzten Jahren. In unserer Klinik ziehen wir alle an einem Strang, von der Technik über die Pflege und Pflegedienstleitung bis hin zur Chefetage. Es fühlt sich wie ein "Wir gegen Corona" an. Das ist ein gutes Gefühl. Viele verschieben ihren Urlaub, springen ein, machen Überstunden, um dieser Situation Herr zu werden. «

Cengiz Selina, Aschaffenburg, Intensivpfleger

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Wiebke Nehls, Berlin, Oberärztin, Palliativmedizinerin

»Im Moment sterben bei uns im Haus nicht mehr Menschen als sonst. Die Todesfälle, die wir jetzt auf der Covid-Station erleben, stellen uns allerdings vor eine Herausforderung. Unser psychosoziales Team nutzt nun zum Teil auch technische Hilfsmittel, um mit den Erkrankten zu sprechen. So gelingt uns eine intensive, ruhige Begleitung. Unter Berücksichtigung der entsprechenden Hygienemaßnahmen dürfen auch Angehörige kommen. Den persönlichen Abschied halte ich in der Trauerbewältigung für sehr wichtig. «

»Corona hat alles verändert. Ich vermisse meine Freunde, kann meine Eltern nicht mehr besuchen. Darüber hinaus habe ich eine Nebentätigkeit eingestellt, weil das vom Klinikvorstand so gewünscht wurde. Ich habe einen Nachmittag pro Woche in einer Arztpraxis ausgeholfen. Sonst arbeite ich in der Diagnostik in der Neurologie. Wenn applaudiert wird, finde ich das toll. Schön wäre, wenn man das auch finanziell merken würde. Auch die Medizinisch-technischen Assistenten leisten in der Krise viel.«

Sebastian Engel, Kiel, Medizinisch-technischer Assistent

»Von uns Pflegern wird ein unfassbares Maß an Flexibilität und Bereitschaft verlangt: Dienstpläne, Einsatzorte und Arbeitszeiten werden immer wieder verändert. Immerhin werden Missstände, die vorher schon existierten, jetzt öffentlich wahrgenommen.«

Sinan Denemec, München, Gesundheits- und Krankenpfleger

»Seit die Corona-Krise unseren Alltag bestimmt, hat sich auch mein Leben als Pflegekraft verändert. Plötzlich erinnert sich auch mein Bekanntenkreis daran, dass ich Krankenschwester bin. "Musst du viel arbeiten?", werde ich dann gefragt. Ich sage dann immer: "Vielleicht ist dir das nicht aufgefallen, aber das war schon vor Corona so, hat nur kaum jemanden interessiert. Drei Schichten, immer wieder einspringen und das für einen Hungerlohn." Wir müssen reden. Auch nach Corona.«

Gabriele Hoen-Stoib, Hausham, Gesundheits- und Krankenpflegerin

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Claudia Leuthäußer, Leipzig, Bildungsreferentin

»Eigentlich organisiere ich als Bildungsreferentin Fortbildungen und koordiniere Teamcoachings. Das mussten wir alles auf Eis legen. Jetzt ist es wichtig, dass wir unsere Mitarbeiter schulen, wie sie die Schutzkleidung richtig an- und ausziehen. FFP-Masken können wir für Übungszwecke nicht verschwenden. Aber über Nacht ist mir eine Lösung eingefallen: Wir haben Kaffeefilter mit Gummiringen versehen und üben damit. Innerhalb von 14 Tagen haben wir so 1.000 Mitarbeiter geschult.«

»In der Krise sind Ärzte und Pflegekräfte für die Menschen da. Wir brauchen Anpassungen für das Gesundheitssystem danach: weniger Dokumentationen, weniger Kommerzialisierung und mehr Patientenzentrierung. Dafür muss auch der Nachwuchs in Entscheidungen eingebunden werden.«

Max Tischler, Dortmund, Sprecher des Bündnisses Junge Ärzte

»Mitten in der Corona-Krise erreichte mich die Kündigung. Doch wir wehren uns, wollen unser Krankenhaus erhalten, unsere Patienten weiter versorgen. Die Krise zeigt, dass es auch kleinere Krankenhäuser braucht.«

Alexander Krasow, Havelberg, Oberarzt, Chirurg

© Jacobia Dahm für ZEIT ONLINE

Robina Buff, Berlin, Gesundheits- und Krankenpflegerin, Notaufnahme

»Wenn die Corona-Klingel läutet, lege ich los: Dann setze ich die Maske auf, ziehe den Schutzkittel an, laufe vor und frage die Patienten in unserer Notaufnahme nach ihrem Zustand. Wir haben eine separate Aufnahme für Covid-19-Patienten eingeführt. Das funktioniert gut. Ein größeres Problem sind die ständig neuen Regeln und Anweisungen, an die wir uns halten müssen. Und das Besuchsverbot, für das viele Patienten kein Verständnis zeigen. Wenn ich ihnen das erkläre, reagieren viele aggressiv. Das ärgert mich.«

»Auf der einen Seite ist die Situation bedrückend. Mein normaler Alltag ist verloren gegangen. Aber auf der anderen Seite ist mir klar geworden, wie sehr ich meinen Job liebe. Es ist so schön, jeden Tag das Gefühl zu haben, gebraucht zu werden. Sicher, wir stehen an der Front und begeben uns selbst in Gefahr. Aber auf der Arbeit lasse ich mich davon nicht aus der Ruhe bringen. Infizieren kann man sich überall.«

Lava Taha, Erlangen, Assistenzärztin

»Nach der Corona-Krise kann es nicht so weitergehen. Wir brauchen eine schon lange überfällige Reform im Gesundheitswesen. Der Dokumentationswahnsinn, den wir in den Krankenhäusern betreiben, muss aufhören. «

Ahmed Madisch, Hannover, Chefarzt Gastroenterologie

© Lucas Wahl für ZEIT ONLINE

Jan Ulrich, Hamburg, Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin

»Wir haben sehr schnell eine eigene Corona-Station eröffnet. Die Bilder und Berichte aus Italien haben uns alarmiert. Es ist eine besondere mentale Belastung, eine Station zu führen, in der maximaler Wert auf Schutzmaßnahmen gelegt werden muss. Durch den engen Kontakt mit den Behörden und Erfahrungsberichten aus China und Italien konnten wir uns schnell auf die neue Situation einstellen. Wir hatten hier glücklicherweise bisher nur wenige Todesfälle. Jetzt müssen wir den Fuß ganz langsam von der Bremse nehmen, um unsere gewonnenen Fortschritte nicht leichtfertig zu verspielen.«

© Lêmrich für ZEIT ONLINE

Silke Ruge, Rüdesheim am Rhein, Gesundheits- und Krankenpflegerin

»Am Anfang waren sehr viele mit Covid-19 überfordert. Man musste sich Arbeitsabläufe überlegen, ohne mit Angehörigen oder Patienten in persönlichen Kontakt zu treten. Die Politik hätte sich schon früher Gedanken darüber machen müssen, eine Ausbreitung des Virus zu vermeiden. Jetzt ist es zu spät. «

»Wir lernen gerade, große Herausforderungen zu meistern. Das werden wir vor allem in der Klimafrage brauchen. Es ist doch faszinierend, zu sehen, was auch politisch plötzlich umsetzbar ist. Wir müssen nach der Krise innehalten. Das ist im Übrigen auch das, was wir Menschen nach einer persönlichen Krise raten würden.«

Nicolay Marstrander, Fürstenfeldbruck und Dachau, Chefarzt

»Als Pflegepersonal waren wir schon vor der Corona-Krise am Limit, jetzt sind wir es erst recht. Ich wünsche mir für die Zukunft mehr Respekt und Wertschätzung für unsere Arbeit, aber auch, dass der Pflegeberuf für neue Kollegen wieder attraktiv wird, damit wir in Zukunft besser arbeiten können.«

Sonja Wieland-Becker, Völklingen, Fachpflegekraft für Dialyse und Nephrologie

»Die Politik scheut klare Entscheidungen. Doch wir brauchen eine Rahmenplanung für das gesamte Bundesgebiet: Wir müssen für zukünftige Krisen klären, was es braucht, um die Bevölkerung wohnortnah adäquat zu versorgen. Die Grundfrage muss lauten: Ist der Gesundheitssektor ein freier Wirtschaftsbereich oder ein Bereich der staatlichen Daseinsvorsorge? «

Mark Goepel, Niederberg, Chefarzt für Urologie und Nephrologie

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Cornelius Weiß, Wiesbaden, Arzt in Weiterbildung für Innere Medizin

»Corona zeigt mehr denn je, dass wir ein Gesundheitssystem für die Menschen und nicht für Profite brauchen. Die Ausnahmesituation sorgt trotz der hohen Arbeitsbelastung für viel Solidarität zwischen Ärzten, Pflegern und Patienten, da nun das im Vordergrund steht, was wir am besten können: Anderen dabei helfen, gesund zu werden.«

»Ich wünsche mir für die Zeit nach der Krise, dass einige Prozesse, die aus der Not geboren wurden und sich als hervorragendes Werkzeug rausgestellt haben, auch in der Zeit nach Corona bleiben. «

Sabine Neumayer, München, Bereichsleitung der Hygieneabteilung

»Als Betriebsrat kümmern wir uns um 700 Mitarbeiter. Wir haben im Rahmen der Möglichkeiten versucht, unsere Mitarbeiter zu fragen, wie es ihnen mit der aktuellen Situation geht und ob wir etwas für sie tun können. Wegen der Kontaktsperre haben wir ein Krisentelefon eingerichtet, sodass alle unsere Mitarbeiter anrufen können, wenn sie Sorgen oder Probleme haben. Es gibt die einen, die mit der Situation besser klarkommen. Andere sind ängstlicher und brauchen mehr Unterstützung. Dafür haben wir unsere Therapeuten der Psychosomatischen Abteilung miteinbezogen, damit sie direkt helfen können.«

Ute Linsner, Bamberg, Gesundheits- und Krankenpflegerin, Betriebsrat

»Ein Teil meiner Aufgabe ist es, Katastrophen vorauszusehen und Pläne zu entwerfen, wie wir uns am besten darauf einstellen können. Nun, da die Pandemie Realität ist und in Bayern der Katastrophenfall ausgerufen wurde, ist aus den Planungen Wirklichkeit geworden. Das betrifft uns in den Krankenhäusern, aber eben auch unsere Familien. Die Auslastung ist hoch, das kostet Kraft. Dass wir die medizinische Lage im Augenblick im Griff haben, gibt mir ein gutes Gefühl.«

Thomas Wurmb, Würzburg, Oberarzt

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Nicole Kretschmann, Leipzig, Gesundheits- und Krankenpflegerin, Abteilungsleiterin Intensivstationen

»Es wagen sich jetzt wieder mehr Patienten in unser Krankenhaus. Das ist gut. Aber ich beobachte außerhalb der Klinik, dass sich nicht alle an die Hygienevorschriften halten. Ich befürchte deshalb, dass eine zweite Welle kommt. Das Virus ist nicht aus unserem Leben verschwunden, es wurde nur eingedämmt. Ich wünsche mir, dass die Bevölkerung täglich daran erinnert wird, Abstand zu halten, auch wenn die Maßnahmen gelockert wurden.«

»Unsere Arbeitsbelastung ist wegen der hohen Zahl an Corona-Testungen sehr gestiegen, deshalb haben wir jetzt Wochenend- und Spätdienste. Das können wir nur stemmen, weil wir ein optimal eingespieltes Team sind. Wir kennen das neuartige Virus noch nicht gut und wissen nicht, wie es sich im Sommer verhält. Es ist wahrscheinlich, dass eine zweite Welle auf uns zukommt. Mit jeder Lockerung wird die Unvernunft der Menschen steigen. Alle Bürger tragen gerade eine kollektive Verantwortung. «

Vanessa Meindl, München, Medizinisch-technische Assistentin, Virologie

»Ich hätte nie gedacht, dass ein Krankenhaus so schnell so viele Kapazitäten schaffen kann. Plötzlich war es ruhig auf den Fluren. Dann kamen viele Patienten mit Atemwegserkrankungen. An den ersten Wochenenden waren die Dienste sehr stressig, weil man mit Angehörigen und Ämtern telefonieren musste. Inzwischen fühlt es sich an, als wäre alles schon wieder fast vorbei. Ich habe das Gefühl, dass die Einschränkungen des öffentlichen Lebens sehr wirksam waren.«

Jana Leberl, Köln, Ärztin, Innere Medizin, Notaufnahme

© privat

Oliver Ickstadt, Frankfurt am Main, Anästhesiepfleger

»Normalerweise arbeite ich als Anästhesiepfleger im Operationssaal und helfe dabei, die Patienten zu narkotisieren. Doch in der Krise bin ich zu einem Erklärer geworden. Ich weise nun viele Kollegen in die Arbeit mit Überwachungsmonitoren, Beatmungsgeräten und Infusionsgeräten ein. Damit sie im Notfall auch auf der Intensivstation arbeiten können. Ich bin zum Multitasker geworden, arbeite auf der Intensivstation, wenn ich gebraucht werde, begleite aber auch Operationen, die nicht verschoben werden können. Als Krankenpfleger arbeite ich überall, wo ich gebraucht werde. Auch nach der Krise.«

»In unserem Haus herrscht eine gespenstische Atmosphäre, weil die Flure leer sind, und irgendwie steht alles Kopf. Bis jetzt hatten wir nur wenige Patienten, die beatmet werden mussten. Für uns alle ist die ungewisse Situation schwierig, weil niemand weiß, ob die Welle noch kommt. Vor allem jetzt, seit die Lockerungen verabschiedet worden sind. Aber egal, wie: Wir geben unser Bestes.«

Michaela Szczesny, Eifel, Gesundheits- und Krankenpflegerin

»Viele Stationen in der Psychiatrie wurden geschlossen. Unsere Teams wurden auf andere Stationen und Bereiche verteilt. Ich arbeite eigentlich auf einer Adoleszentenstation, wurde dann auf die gerontopsychiatrische Station versetzt, also das genaue Gegenteil. Es hieß, wenn die erste Welle kommt, müsse ich auf eine Covid-Station. Einmal bekam ich einen Anruf: "Ab Montag bist du auf einer Corona-Station." Wenige Stunden später hieß es: "Nein, doch nicht." Die Corona-Krise hat das Klinikum komplett durcheinandergewirbelt.«

Anja S., Nürnberg, Gesundheits- und Krankenpflegerin, Gerontopsychiatrie

© Lêmrich für ZEIT ONLINE

Sascha Prexl, Rüdesheim am Rhein, Oberarzt

»Mein Arbeitsalltag ist gerade etwas ruhiger als zuvor. Es gibt viel im administrativen Bereich zu tun, wie etwa der Kontakt mit dem Gesundheitsamt oder das Ausfüllen von Formularen. «

»Ich sehe auch die positiven Aspekte der Krise: Wir haben knapp 30 Ärzte, die nicht mehr so stark in den Krankenhausalltag eingebunden sind. Sie haben angefangen, vermehrt medizinische Publikationen für den Wissenschaftsbetrieb zu schreiben. Normalerweise fehlt uns die Zeit für die theoretische Arbeit. Bei der letzten Sitzung unserer Wissenschafts-AG waren alle ärztlichen Mitarbeiter dabei. Es sind völlig neue Ideen entstanden.«

Maximilian Rudert, Würzburg, Ärztlicher Klinikdirektor

»Ich mache mir Sorgen, dass die Kapazitäten nicht mehr ausreichen, wenn der Normalbetrieb wieder hochfährt. Und ich wünsche mir mehr Anerkennung für meinen tollen Beruf – auch auf dem Lohnzettel.«

Nina Hempel, Mannheim, Gesundheits- und Krankenpflegerin

© Felix Adler für ZEIT ONLINE

Thomas Jaeschke, Leipzig, Psychologischer Psychotherapeut

»Ich arbeite eigentlich in der Tagesklinik, aber Gruppentherapien sind derzeit nicht möglich. Die Corona-Krise ist eine Art Stresstest für alle, aber auf kranke und beeinträchtigte Personen wirkt sie bedeutend schwerwiegender ein. Deshalb haben wir eine Hotline für Menschen in seelischer Not eingerichtet. Die Anrufer klagen oft über Depressionen, Ängste – oder sie leiden unter Zwangsstörungen. Das sind jene Menschen, die die Kontakteinschränkungen besonders treffen.«

© Jacobia Dahm für ZEIT ONLINE

Lisa Roth, Berlin, Gesundheits- und Krankenpflegerin, Notaufnahme

»Die viel diskutierte Triage ist in Notaufnahmen schon lange Realität: Jeder Patient wird mit den Farben Rot, Orange, Gelb, Grün oder Blau eingestuft. Rot steht für "sofort" und Grün für "weniger dringend". Nur so kann die Arbeit in der Notaufnahme funktionieren. Ein Problem sind die Patienten, die mit Nichtigkeiten kommen. In der Krise sind davon viele zu Hause geblieben oder zum Hausarzt gegangen. Nur so konnten wir uns auf die Notfälle und Corona-Patienten konzentrieren, die arbeitsaufwändig sind. Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt, wenn die Lockerungen greifen und wir in den Normalbetrieb zurückkehren.«

»Ich verbringe sehr viel mehr Zeit am Telefon. Die Angehörigen können nicht zu Besuch kommen. Mit den Familien per Telefon über den weiteren Behandlungsverlauf zu sprechen fällt mir schwer: Es fehlt der menschliche Kontakt.«

Elisabeth S., Lüneburg, Assistenzärztin, Neurologie

»Wir hatten einige Corona-Patienten, und es gab Tage, an denen waren wir am Limit. Jetzt ist es ruhiger, doch eine zweite Welle kann kommen, wenn die Lockerungen greifen.«

Michael Weiß-Gehring, Unterfranken, Pflegewirt und Krankenpfleger

© Lucas Wahl für ZEIT ONLINE

Jenny Schreiber, Hamburg, Assistenzärztin in der Neurochirurgie

»Wir arbeiten langsamer und aufmerksamer, sind nicht mehr im Hamsterrad des hektischen Klinikalltags. Plötzlich haben wir Zeit, uns den Menschen zuzuwenden, unsere Arbeit zu überdenken und sie zu gestalten. So sollte ärztliche Arbeit immer aussehen.«

»Leider kennt das Virus keinen Feierabend und kein Wochenende. Trotzdem ist es nicht gut, dass sich alles nur noch um das Virus dreht, da es noch viele andere wichtige Dinge im Leben gibt.«

Robert Thalhammer, Taufkirchen, Abteilungsleiter Technik

»Ich fühle mich seit Beginn der Krise hin- und hergerissen: Zwischen dem Gefühl, einen Beitrag leisten zu wollen, und der Angst, selbst krank zu werden. Zwischen der Genugtuung durch die symbolische Wertschätzung und der Wut über die billigen Plattitüden aus der Politik. Bei einer Sache bin ich mir allerdings ganz sicher: Pfleger müssen in Zukunft mitreden. Denn die bisherige Missachtung der professionellen Pflege gefährdet die Gesundheitsversorgung für unsere ganze Gesellschaft.«

Michaela Becher, Rosenheim, Fachkrankenschwester für Intensivmedizin und Anästhesie

© Mike Henning

Jana Aulenkamp, Essen, Assistenzärztin

»Covid-19 hat uns einmal mehr gezeigt, dass es Lücken im Gesundheitssystem gibt. Wir müssen jetzt einen Prozess anstoßen, in dem wir gemeinsam definieren, welche Veränderungen und Reformen wir benötigen. Ich wünsche mir, dass alle Akteure an einem Strang ziehen und wir das System zusammen zukunftsfähig gestalten. Dafür braucht es Mut, Demut und Offenheit.«

Fotografie: Felix Adler, Jacobia Dahm, Lêmrich, Marcus Simaitis, Lucas Wahl

Bildredaktion: Luisa Bonsen, Andreas Prost

Schlussredaktion: Silke Janovsky

Visualisierung: Paul Blickle, Julius Tröger, Julian Stahnke

Produktion: Juan F. Álvarez Moreno