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Johanniter Die Klinik als Gesundheitscampus

Das Johanniter-Krankenhaus Stendal hat einiges vor, um sich weiter als Schwerpunkt im Landesnorden zu etablieren.

Von Donald Lyko 06.05.2020, 01:01

Stendal l Wenn im September die neuen Auszubildenden der Krankenpflegeschule des Johanniter-Krankenhauses Genthin-Stendal loslegen, dann nicht mehr in der Schule in Genthin, sondern in Stendal. Denn die Gesundheits- und Krankenpfleger sollen künftig auf dem Gesundheitscampus Altmark ausgebildet werden, der in den nächsten Jahren aufgebaut wird. Mit dem neuen ersten Ausbildungsjahr geht es los.

Geplant ist eine Ausbildungsstätte für insgesamt 120 Schüler. Berufliches Rüstzeug soll nicht nur in Pflegeberufen vermittelt werden, sondern in Zusammenarbeit mit der Johanniter-Unfall-Hilfe auch künftigen Notfallsanitätern. Zudem wird es Ausbildungsplätze für Medizinisch-technische Radiologieassistenten (kurz MTRA) und andere Spezialisierungen geben, die bisher an der Medizinischen Berufsfachschule Leipzig angeboten werden.

Ein weiteres Vorhaben, das das Stendaler Krankenhaus angehen möchte: Portalkliniken in Genthin und Havelberg. Für Genthin, wo der Johanniter-Standort vor einiger Zeit geschlossen worden war, sehen die Pläne zehn stationäre Betten vor. Zehn Betten, die im Landes-Krankenhausplan dem Stendaler Johanniter-Krankenhaus abgezogen und nach Genthin transferiert werden könnten, erklärte Dr. Thomas Krössin, Geschäftsführer der Johanniter GmbH, Bereich Akutkrankenhäuser. Klinikärzte vom Stendaler Haus und niedergelassene Ärzte über die Kassenärztliche Vereinigung würden sich gemeinsam um die Versorgung der Patienten kümmern. In Genthin planen die Johanniter eine Investition im „hohen zweistelligen Millionenbereich“, sagte Thomas Krössin. Die Investition, die auch ein Seniorenzentrum beinhaltet, sei allerdings von offenen Fragen des Denkmalschutzes abhängig. Bei der Genehmigung der zehn Betten in Genthin sieht der Geschäftsführer das zuständige Landes-Sozialministerium in der Pflicht, das die Änderung im Krankenhausplan genehmigen muss.

Eine Portalklinik können sich die Johanniter auch für die KMG-Klinik in Havelberg vorstellen, deren Schließung derzeit ein brandaktuelles Thema ist. Eine Variante wäre, dort ebenfalls zehn Betten für die stationäre Betreuung sowie eine ambulante Versorgung vorzuhalten, erklärte Dr. Krössin. Eine zweite Variante wäre eine separate Geriatrie (Altersheilkunde) mit 40 Betten plus ambulanter Versorgung plus Portalfunktion. „Das sind zwei Themen, an denen wir mit Hochdruck arbeiten.“

Wofür sich die Johanniter GmbH noch einsetzt, ist ein dauerhaft am Stendaler Krankenhaus stationierter Rettungshubschrauber. Einerseits, weil es mit der Autobahn 14 zu einem höheren Aufkommen an Unfällen – vermutlich auch schweren – kommen könnte, andererseits, um zum Beispiel bei Herzinfarkten oder Schlaganfällen, bei denen die Zeit ein entscheidender Faktor ist, die Patienten schnell zum Behandlungsort bringen zu können. Noch werden Schlaganfallpatienten nach Magdeburg verlegt, aber hier möchte sich der Stendaler Standort selbst weiterentwickeln. „Ein regionales Schlaganfallzentrum ist mehr als vertretbar“, warb der Geschäftsführer.

Bei seinen Forderungen nach Unterstützung blickt Thomas Krössin nach Magdeburg – zur Landesregierung insgesamt, vor allem aber zu Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD). Sein Wunsch an sie ist, „dass die Krankenhaus-Gelder erhöht werden“. Das sei für ihn die logische Folge ihres Bekenntnisses, keinen Krankenhaus-Standort schließen zu wollen. „Wenn man Leute für die Altmark gewinnen möchte, dann muss man von gleichen Lebensverhältnissen reden“, sagte Thomas Krössin und zitierte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), dass Krankenhäuser Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens seien. Krössin: „Krankenhaus-Förderung ist auch regionale Wirtschaftsförderung.“ Das Johanniter-Krankenhaus ist mit rund 800 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber der Region. „Wenn es uns gut geht, geht es Stendal gut“, sagte der Geschäftsführer.

Im Gegensatz zu Privatunternehmen der Branche planen die Johanniter „nur“ mit einer sechsprozentigen Rendite. Das Geld werde von der gemeinnützigen Gesellschaft für Reinvestitionen eingesetzt, Dividenden würden nicht erwirtschaftet, erklärte Martin von Gehren, Kommendator (ehrenamtlicher Leiter) der Provinzial-Sächsischen Genossenschaft des Johanniter-Ordens. Wenn Dr. Krössin davon spricht, das Stendaler Johanniter-Krankenhaus zu einem „Haus der Maximalversorgung“ zu machen, gehört für den Kommendator eine Reha-Einrichtung dazu. Seit langem betreibe der Orden sehr erfolgreich solche Einrichtungen. „Das Knowhow haben wir seit Jahrzehnten“, so Martin von Gehren, der aber immer den gesamten Standort Stendal im Blick hat: „Wir haben ein ungeheures Potenzial in diesem Schwerpunktkrankenhaus. Davon lebt die Region, es ist ein Mittelpunkt für die Altmark.“ Von der Qualität sei auch sein 94-jähriger Schwiegervater überzeugt, der für Untersuchungen und Behandlungen von seinem Wohnort Bonn immer nach Stendal kommt, berichtete von Gehren.

Zur weiteren Arbeit an der Qualität gehören Stiftungsprofessuren, die die Johanniter mit Universitäten und Hochschulen vergibt und finanziert. So ist mit der Theodor-Fontane-Universität Brandenburg eine Stiftungsprofessur für Allgemeinmedizin geplant. Die Arbeit ist zweigeteilt: in der Arztpraxis und im stationären Bereich, für den zehn Betten im Stendaler Krankenhaus zur Verfügung stehen sollen. Zudem ist mit der Magdeburger Otto-von-Guericke-Universität eine Stiftungsprofessur für Frührehabilitation geplant.