„L’Echo“: Krankenhaussektor könnte über eine Milliarde Euro verlieren

<p>Die Krankenhäuser stehen unter enormen Druck - auch finanzieller Natur.</p>
Die Krankenhäuser stehen unter enormen Druck - auch finanzieller Natur. | Foto: belga

„Machen wir uns nichts vor, wir werden sehen, wie der gesamte Krankenhaussektor über eine Milliarde Euro an Verlusten einfahren wird“, wird Philippe Leroy, Direktor des CHU Saint-Pierre in Brüssel, von der Zeitung zitiert. Dennoch müsse man bei der Einschätzung der finanziellen Auswirkungen der Coronakrise auf die Krankenhausfinanzen vorsichtig sein, betont Leroy, dessen Krankenhaus derzeit durch die fast vollständige Einstellung der Aktivitäten (Operationen, Konsultationen) zwischen 5 und 6 Millionen Euro pro Monat verloren gehen.

Wie die Zeitung weiter schreibt, könne man diese Schätzung auch auf die anderen Allgemeinkrankenhäuser im Land übertragen, sodass man an die hohe Summe von einer Milliarde Euro gelange. „Hochgerechnet auf die etwa 100 Krankenhäuser des Landes, multipliziert mit den zwei Monaten der Krise, ist die Zahl vorhanden“, schreibt „L’Echo“ weiter.

Die Krankenhausfinanzierung in Belgien ist zweigliedrig: Es gibt das vom Staat zugewiesene Finanzmittelbudget, das zum Teil auf der Grundlage der Patientenzahl, der Pathologien, der Aufenthaltsdauer etc. berechnet wird. Und es gibt die Arztgebühren, von denen ein Teil an das Krankenhaus zurückgezahlt wird. Außerdem gibt es neben akademischen Krankenhäusern, wo festangestellte Ärzte arbeiten, auch private Einrichtungen, wo der Verlust teilweise auch von den dort ansässigen Ärzten geschultert werden muss. „L’Echo“ gibt Beispiele vor: „Beim CHU in Lüttich beispielsweise wird mit einem Verlust von 10 bis 15 Millionen pro Monat gerechnet, während die Chirec-Krankenhäuser in Brüssel (wo viele Ärzte selbstständig arbeiten) von 3,5 bis 4 Millionen sprechen.“

Eine Entspannung der Lage ist laut der Zeitung noch nicht in Sichtweite, denn zum einen beginnen die Konsultationen nur schleppend und zum anderen ist die Rechnungsstellung zeitlich verzögert. Auch das Risiko, dass das Coronavirus ein Comeback feiere, lässt Zweifel an einer Verbesserung der Situation aufkommen. „Die Rückkehr zur Normalität wird erst dann erfolgen, wenn die Pandemie vorüber ist, ein Impfstoff gefunden wurde und Covid gutartig geworden ist“, wird Philippe Dehaspe, Finanzdirektor des Krankenhauses Saint-Luc, von der Zeitung zitiert. Seine Finanzprognosen sind nicht sehr ermutigend: „Das optimistischste Szenario ergibt einen Verlust von 15 Millionen, das wahrscheinlichste einen Verlust von 35 Millionen Euro. Aber wenn die Rückkehr zur Normalität nicht bis September erreicht wird, werden es 45 Millionen sein.“ (mv)

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