Erste Reaktionen zur Zukunft der Ingelheimer Klinik

Hinter den Kulissen wird intensiv daran gearbeitet, die Zukunft der Ingelheimer Klinik zu sichern. Die Stadt hat bereits Geld zur Verfügung gestellt, um den Betrieb zu erhalten. Archivfoto: Schmidt
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Die SPD-Stadtratsfraktion ist für den Erhalt der Klinik und nimmt die Stadt in die Pflicht. Derweil wendet sich die SPD-Landtagsabgeordnete Nina Klinkel an Jens Spahn.

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INGELHEIM. Wieder steht die Ingelheimer Klinik auf der Kippe, wieder stellt sich die Frage: Wie kann sie in die Zukunft getragen werden? Wie berichtet, schafft es die CCare AG nicht, die Klinik allein weiter zu betreiben. Das haben Recherchen dieser Zeitung ergeben. Der Gesundheitsdienstleister aus Darmstadt ist bereits der dritte Träger innerhalb von vier Jahren. Während hinter den Kulissen intensiv an der Zukunft der Klinik gearbeitet wird, meldet sich mit der SPD nun die erste Stadtratsfraktion öffentlich zu Wort. Sie spricht sich nach wie vor für den Erhalt der Klinik und eine Umstrukturierung in ein Intersektorales Gesundheitszentrum (IGZ) aus, einem Mix aus stationärer und ambulanter Versorgung.

Nach Auffassung der SPD-Fraktion müsse die Stadt nun das Heft des Handelns übernehmen, Gesellschafter werden und finanzielle Starthilfe leisten – soweit dies in einem überschaubaren Rahmen bleibe und die Leistungsfähigkeit der Stadt nicht übersteige. Ein „Weiter so“ dürfe es nicht geben, sagt der Fraktionsvorsitzende Norbert Külzer. „Wir sind deshalb auch bereit, an der ein oder anderen Stelle eine Reduzierung des bisherigen Leistungsangebotes – zum Beispiel die Anzahl der Planbetten – zu akzeptieren.“

Das Gesundheitszentrum ermögliche auch den Erhalt des ärztlichen Bereitschaftsdienstes. Zudem gebe es genügend Beispiele, dass ein IGZ wirtschaftlich betrieben werden könne. „Denn eines ist für die SPD-Fraktion ebenso klar: Eine Dauersubventionierung in Millionenhöhe für ein künftiges Gesundheitszentrum darf und kann es nicht geben“, betont Külzer. Dennoch müsse die Stadt erneut bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. Wie berichtet, hat die Stadt bereits Geld zur Verfügung gestellt, um den Betrieb in der Corona-Krise zu sichern. Die SPD-Fraktion wolle nicht zulassen, dass die Ingelheimer Klinik in der Krise schließe. Hierbei nimmt Külzer auch das Land und den Bund in die Pflicht, entsprechende Hilfe zu leisten.

Derweil hat sich die Landtagsabgeordnete Nina Klinkel (SPD) mit einem Schreiben an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gewandt. Sie weist darauf hin, dass die Klinik immer wieder am Rande der Existenz stehe und es schwierig sei, einen Träger zu finden. Das Problem sieht Klinkel im deutschen Gesundheitssystem. Insbesondere kleine Kliniken in ländlichen Regionen geraten häufig in Not. „Sie sind in diesem erschaffenen Gesundheitsmarkt massiv unter Druck geraten“, schreibt Klinkel. „Wir müssen aufhören, Krankenhäuser wie Unternehmen zu behandeln.“ Gerade jetzt werde deutlich, wie wichtig eine dezentrale, flächendeckende Gesundheitsversorgung sei. Hier sei der Bund in der Verantwortung, die finanzielle Ausstattung der Kliniken zu verbessern. „Das kann kein Land alleine und erst Recht keine Kommune“, schreibt Klinkel an den Bundesgesundheitsminister. „Wir wollen unser Krankenhaus in Ingelheim erhalten. Für die Menschen. Die Bundesgesetzgebung erschwert uns das. Handeln Sie bitte.“