Werbung

Nachricht vom 06.06.2020    

DRK-Neubau mit oder gegen die Bürger?

GASTBEITRAG | Das Land Rheinland-Pfalz unterstützt politisch und wirtschaftlich die Neubaupläne des DRK für eine Ein-Haus-Lösung eines neuen Krankenhauses „auf der grünen Wiese“ und die damit verbundene Schließung der beiden funktionstüchtigen Kliniken in Altenkirchen und Hachenburg.

Müschenbacher Bürger begutachten den angedachten Standort. Fotos: repa

Müschenbach. Allein die Standortfrage für den geplanten Neubau in unmittelbarer Ortsnähe der Gemeinde Müschenbach kam für alle beteiligten Kommunalpolitiker und Bürger überraschend. Zuerst war von einem Neubau auf der Giesenhausener Höhe die Rede, danach wurde die sinnvollste Variante am Rand von Hachenburg im Bereich der Kreuzung B 414 und B 413 (am Kleeberg) angedacht und von der Ministerin selbst verworfen. Danach wurde der Standort Hattert ausgesucht und nach einem weiteren Gutachten – am 8. November – überraschend die Gemeinde Müschenbach ausgesucht, die zuvor auf keinem der möglichen Standortpläne angedacht war.

Die aus Gründen der Wirtschaftlichkeit geborenen Neubaupläne des Betreibers DRK fanden sofort die Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz. Obwohl Ministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler wusste, dass zuvor jahrelang Millionenbeträge in die Modernisierung beider Kliniken investiert worden waren, schloss sie von vornherein aus, dass die Klinik in Kirchen in diese Überlegungen des Zusammenschlusses mit einbezogen werden solle. Die ermittelten Kosten für den Neubau, der die Schließung beider Kliniken in Altenkirchen und Hachenburg zur Folge hat, wurden auf 120 Millionen Euro beziffert, wobei das DRK von einer Kostenübernahme in Höhe von 90 Prozent durch das Land Rheinland-Pfalz ausging und diesem Wunsch von der Ministerin Bätzing-Lichtenthäler nicht widersprochen wurde.

Eine sonst übliche Bürgerbeteiligung konnte wegen der Corona-Einschränkungen gar nicht, oder nur beschränkt erfolgen. Für die Umsetzung des Vorhabens werden etwa 80 im Privatbesitz befindliche Grundstücke benötigt. Bereits bei dieser Frage ist - wie zuvor in Hattert - mit Gegenwehr der betroffenen Landwirte zu rechnen.

Die bisher einzige offizielle Information der Müschenbacher Bürger über den geplanten Krankenhausneubau erfolgte durch ein dem Mitteilungsblatt Inform beigelegten Schreiben der DRK-Krankenhaus-Trägergesellschaft Süd-West vom März 2020. Weder die Politik, noch die Kommune klärte die Bürger im Detail auf, obwohl die durch den Neubauplan drohende Schließung der bestehenden Krankenhäuser in Altenkirchen und Hachenburg noch immer für Grundsatz-Diskussionen sorgt.



Betroffene Grundstückseigentümer gaben am 28. Februar schriftlich bei der rheinland-pfälzischen Ministerin zu bedenken, ob es nicht sinnvoll wäre, das Krankenhaus etwas weiter östlich als geplant - weiter von der vorhandenen Ortsbebauung entfernt – zu errichten. Auch mit dem Hinweis darauf, dass dort die Gemeinde Müschenbach selbst einen Teil der benötigten Grundstücksflächen im Besitz habe. Auch ein Anschluss der Krankenhaus-Zufahrt an die stark befahrene Bundesstraße B 414 sei dort einfacher zu lösen. Drei Monate waren vergangen, doch von der Ministerin keine Antwort! Erst nach Anmahnung und Fristsetzung kam die Antwort durch den Leiter des Ressorts 63, Jochen Metzner aus dem Ministerium, der sich für die verspätete Antwort entschuldigte: …“ich möchte betonen, dass nicht das Ministerium, sondern der Krankenhaus-Träger den Bau des neuen Krankenhauses verantwortet und auch die exakte Lage entscheidet.“

„Eigentlich etwas wenig Information aus Mainz, wenn man bedenkt, mit wieviel Elan und persönlicher Unterstützung durch die Ministerin dieses Bauvorhaben des DRK vorangetrieben wurde“, merkte ein betroffener Bürger an. Für die Planung der Flächennutzung und den Erwerb der benötigten Grundstücke ist die Verbandsgemeinde Hachenburg zuständig. Zuerst gilt es jedoch zu klären, ob die ausgewählte Bebauungsfläche im Bereich der Gemeinde Müschenbach einfach so festgeschrieben ist, oder ob die Bürger selbst überhaupt noch ein Mitspracherecht besitzen und mitbestimmen können, was in ihrer Gemeinde geschieht.

Auch die Ortsbürgermeisterin Birgitta Käckermann teilte auf Anfrage mit, dass durch die Auflagen der Corona-Pandemie der gesamte Zeitablauf in Schieflage geraten sei. Selbstverständlich werde eine informative Bürgerversammlung zeitnah erfolgen, bei der alle offenen Fragen und Anregungen aus der Bevölkerung berücksichtigt würden. Auch merkte sie an, dass sie sich für die Gemeinde Müschenbach über den gewählten Standort freue.
Reinhard Pantel


Lokales: Hachenburg & Umgebung

Jetzt Fan der WW-Kurier.de Lokalausgabe Hachenburg auf Facebook werden!

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
 


Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Politik


CDU nominiert Ulf Ludwig als Kandidat für Bürgermeisterwahl in Wallmerod

Wallmerod. Im Falle seiner Wiederwahl wäre es bereits die dritte Amtszeit in seiner Heimatgemeinde. Ulf Ludwig führt auch ...

Anhaltender Doppelbau im Glasfasernetz: Rheinland-Pfalz ohne effektive Gegenmaßnahmen

Mainz. "Im April 2023 haben wir das Problem des ineffizienten Doppelbaus im Glasfasernetz aufgegriffen, bei dem zwei Unternehmen ...

SPD nominiert Raimund Scharwat als Kandidat für Bürgermeisterwahl in Rennerod

Rennerod. Erklärtes Ziel ist es, mit frischem Wind die neuen Themen im zukünftigen Stadtrat anzugehen. Dazu brachten insbesondere ...

Freie Wähler nominieren Carmen Diedenhoven als Kandidatin für Bürgermeisterwahl in Niederelbert

Niederelbert. Mit einem Mix von jüngeren Kandidaten sowie erfahrenen langjährigen Gemeinderatsmitgliedern, bei einer großen ...

Netzwerktreffen von Senioren Union und Junger Union: Gegen das Phänomen "Einsamkeit"

Westerwaldkreis. Nach der Begrüßung erklärte Paula Maria Maaß, stellvertretende Kreisvorsitzende der Westerwälder Senioren ...

Rechtsmotivierte Straftaten im Westerwaldkreis um fast 60 Prozent zugenommen

Westerwaldkreis. Aus dieser geht hervor, dass politisch motivierte Straftaten im Westerwaldkreis im Vergleich zum Vorjahr ...

Weitere Artikel


Vielseitiges Kulturangebot im Westerwald retten

Montabaur. Noch fragen sich aber im gesamten Westerwald Kulturschaffende in unterschiedlichen Bereichen, Künstlerinnen und ...

Ambulantes Operieren als besonders patientenfreundlicher Ansatz

Hadamar. Das Leistungsspektrum der erfahrenen Chirurgin beinhaltet die Allgemein- und Viszeralchirurgie (Chirurgie der inneren ...

Wahl von Grundstück und Grundriss für das Haus

Montabaur. Bei Anlage von Balkon, Terrasse und Wintergarten ist der Lichteinfall wichtig, aber auch der innere Grundriss ...

Hoher Schaden durch Verkehrsunfall unter Alkohol

Herschbach. Am 5. Juni ereignete sich gegen 23.37 Uhr in Herschbach, Hauptstraße ein Verkehrsunfall. Ein 19 Jahre alter Fahrzeugführer ...

Waldritter starten wieder die Jugendarbeit

Rotenhain. Zur Umsetzung des für die Veranstaltungen ausgearbeiteten Hygienekonzeptes wurden die notwendigen Maßnahmen auch ...

Corona: Zwei neue Fälle im Westerwaldkreis

Montabaur. Angesichts der weiteren schrittweisen Lockerungen des öffentlichen Lebens gilt es nun umso mehr, die Hygiene- ...

Werbung