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Krankenhaus: Reaktionen zwischen Hoffnung und Skepsis

Die Marienhaus GmbH baut die Sprechstunden am St. Josef-Krankenhaus in Adenau wieder aus. Bürgermeister, Förderverein und Bürgerinitiative freuen sich darüber, warten aber ab, ob die Zusagen auch eingehalten werden. Sie wollen weiterhin selbst aktiv bleiben.
Das Adenauer Krankenhaus soll nach Wunsch der Marienhaus GmbH durch Praxen niedergelassener Ärzte belebt werden. Archivfoto: Mager

Das Adenauer Krankenhaus soll nach Wunsch der Marienhaus GmbH durch Praxen niedergelassener Ärzte belebt werden. Archivfoto: Mager

Wie der WochenSpiegel berichtete, wird das chirurgische Angebot im Adenauer St. Josef-Krankenhaus wird ausgebaut. Das hat die Marienhaus GmbH als Betreiberin des Krankenhauses mitgeteilt. Ab sofort sollen jeden Montag Fachärzte aus der Allgemein- und Viszeralchirurgie sowie Proktologie (Chefarzt Prof. Dr. Klaus Prenzel), aus der Gefäßchirurgie (Dr. Georg Nowak) und der Orthopädie und Unfallchirurgie (Dr. Reinhard Schneider) in Adenau Sprechstunden abhalten. Hierüber informierten Marienhaus-Prokurist Christoph Wagner und der Kaufmännische Verbunddirektor Thorsten Kopp Verbandsgemeindebürgermeister Guido Nisius, Stadtbürgermeister Arnold Hoffmann sowie Bernd Schiffarth, Vorsitzender des Krankenhaus-Fördervereins, und seinen Stellvertreter Hermann-Josef Romes vor Ort. Die Institutsambulanz, in der Dr. Andreas Leffler, der Chefarzt der Chirurgie aus dem Schwesterkrankenhaus in Gerolstein, seit Ende Januar am Mittwochnachmittag für die Patienten da ist, soll erhalten bleiben. Auf Nachfrage des WochenSpiegel bewerteten sowohl Nisius und Schiffarth als auch Carmen Jüngling, Sprecherin der "Bürgerinitiative (BI) Adenauer Land", die Ankündigung positiv. Nisius und die BI betonen, dass die Erweiterung der Sprechstunden nur ein Schritt in Richtung der durchgehenden chirurgischen Versorgung in Adenau sein kann. "Um das noch einmal in aller Deutlichkeit klarzustellen, die jetzigen Schritte dürfen nur eine Übergangslösung darstellen, sind jedoch nach wie vor weit entfernt von dem, was uns allen in der Region aufgrund der Daseinsvorsorge per Gesetz zusteht", so Jüngling. Dafür plane die BI immer noch eine Klage gegen das Land Rheinland-Pfalz. Auch aus Sicht des Rettungsdienstes ist laut Bernd Schiffarth eine besseres chi­rurgisches Angebot nötig: "Der Rettungsdienst fährt momentan komplett am Adenauer Krankenhaus vorbei." Ein Unfallbehandlung dort nicht möglich. Die Erfahrung zeige, dass Patienten, die zum Adenauer Krankenhaus gebracht werden, eine Stunde später in ein anderes Krankenhaus transportiert würden. Die bisherige chirurgische Sprechstunde mittwochnachmittags habe der Nachfrage nach Terminen nicht gerecht werden können. In die Freude über die Ankündigung der Marienhaus GmbH mischt sich Skepsis. "Ich wünsche mir, dass das funktioniert. Aber ich glaube es erst, wenn es angelaufen ist", so Schiffarth: "Wir wissen nicht, wem wir glauben dürfen, denn die Praxis läuft oft dem entgegen, was gesagt wurde." Ähnlich sieht es die BI. "Unsere Zweifel an der Marienhaus GmbH und deren Vorgehensweise, werden durch diese Neuigkeiten ganz und gar nicht aus dem Weg geräumt", erklärt Jüngling. Dass es noch einiges zu tun gibt, bezweifeln auch Wagner und Kopp nicht. Ende 2019 kündigt Marienhaus an, einen Chirurgen zu suchen, der sich mit seiner Praxis im Krankenhaus niederlassen will. Gefunden wurde bislang niemand. "Wir haben in den zurückliegenden Monaten Gespräche mit verschiedenen Interessenten geführt. In diesen Gesprächen ist es uns aus unterschiedlichen Gründen aber nicht gelungen, eine Einigung zu erzielen", teilte Kerstin Dingendorf aus der Marketing-Abteilung des Marienhaus Klinikums im Kreis Ahrweiler auf Nachfrage des WochenSpiegel mit. Nicht nur eine chirurgische Praxis möchte die Marienhaus GmbH im Krankenhaus unterbringen. Das Gebäude verfüge über ausreichend Platz, der an Praxen vermietet werden könne, teilt Marienhaus mit. Ein Raumnutzungs-Konzept werde gerade erarbeitet. "Neben Arztpraxen können wir uns in den Räumlichkeiten beispielsweise auch Praxen für Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie, ein Sanitätshaus oder eine Apotheke vorstellen - also alles, was die Gesundheit der Menschen fördert", so Dingendorf gegenüber dem WochenSpiegel.Wagner und Kopp appellierten an Bürgermeister und Förderverein, sie bei der Suche nach geeigneten Kooperationspartnern zu unterstützen. "Wenn wir im Rahmen unserer Möglichkeiten dazu beitragen können, werden wir das tun", sagt Nisius und ergänzt, dass die beiden Bürgermeister und der Förderverein "die Köpfe zusammenstecken" werden. Ein medizinisches Versorgungszentrum zu schaffen, sei schon vor Langem die Idee des Fördervereins gewesen, so Schiffarth. Sich darum zu kümmern, stehe ganz oben auf der Liste des Vereins. "Das werden wir nicht dem Marienhaus alleine überlassen", kündigt er an. Ob man mit der Marienhaus GmbH zusammenarbeite, hänge davon ab, was diese nun tue. Eine Alternative zu einem Versorgungszentrum im Adenauer Krankenhaus könne möglicherweise auch ein kleiner dimensionierter Neubau an einem anderen Standort sein.


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